Der 34-jährige Stefan Siedschlag könnte seine Karriere beenden. Marcel Kindler und Matthias Ribeau verlassen Norderstedt.

Norderstedt. "Wir haben hoch talentierte junge Burschen. Aber es können nicht nur 18-Jährige sein - wir brauchen eine Achse aus zwei, drei, vier erfahrenen Spielern."

So umreißt Jörg Franke, Manager von Fußball-Oberligist Eintracht Norderstedt, knapp seine Vorstellung von einem ausgewogenen Kader für die Zukunft. Doch nach jetzigem Stand ist besagte Achse noch unvollständig. Schlüsselspieler aus allen vier Mannschaftsteilen werden am Saisonende den Verein verlassen, weitere Leistungsträger haben einer Vertragsverlängerung noch nicht zugestimmt.

So etwa Stefan Siedschlag. "Es kann sein, dass ich aufhöre", sagt der Allrounder, der im Juni 35 Jahre alt wird. Von der Leistung her gibt es nichts auszusetzen - Siedschlag ist eine verlässliche Größe. "Wir haben aber noch nicht miteinander gesprochen. Mir ist es wichtig, dass die Mannschaft gut ist, dass man mit ihr etwas reißen kann."

Familie oder Beruf seien bei ihm nicht die entscheidenden Faktoren. Wichtig bei der Entscheidungsfindung könnte allerdings sein, dass Siedschlag - Inhaber einer C-Lizenz - bei der Eintracht als Jugendtrainer einsteigt. "Mein erster Ansprechpartner ist Norderstedt. Auch weil ich in der Nähe der Plätze wohne."

Torwart Marcel Kindler und Innenverteidiger Matthias Ribeau zählen gleichermaßen zu den absoluten Konstanten im Team. Wenn sie einsatzbereit sind, so stehen sie automatisch auch in der Startformation. Die beiden privat eng befreundeten Akteure wurden 2010 als Führungspersönlichkeiten vom SV Lurup verpflichtet, und so haben sie sich seitdem zweifelsfrei präsentiert.

Doch so konsequent wie auf dem Platz sind Kindler und Ribeau auch hinsichtlich ihrer Zukunftsplanung aufgetreten. Der Garstedter Verein hatte keine Chance, die Defensivstützen zu einem Verbleib an der Ochsenzoller Straße zu bewegen. Gemeinsam stehen sie ab Sommer bei Altona 93 unter Vertrag. "Es war ein Prozess, der schon im Gange war, bevor ich hier angefangen habe", so Jörg Franke.

Wie er berichtet, seien private und berufliche Gründe gewichtige Argumente gewesen für die Entscheidung kontra Norderstedt. "Beide wollten sich die Anfahrt von Lurup aus nicht mehr antun. In Altona wird nur dreimal die Woche trainiert, da sparen sie die Hälfte der Fahrzeit. Und ich kann es nachvollziehen, wenn der Job vorgeht. So muss Matthias manchmal zwölf Stunden am Tag arbeiten."

Zumindest im Fall Kindler hat die Eintracht vorgebaut. Praktischerweise wohnt mit Johannes Höcker, 27, ein Torwart in Norderstedt, der die sportliche Lücke dem Vernehmen nach sofort wieder schließen wird. Aktuell ist Höcker noch die Nummer eins bei Anker Wismar, dem Tabellenzwölften in der NOFV-Oberliga Nord. Genau wie sein Vorgänger pendelt er mehrfach wöchentlich zwischen Arbeitsplatz, Familie und Fußball - nur eben nach Mecklenburg-Vorpommern und zurück.

Der neue Keeper Johannes Höcker spielte schon beim FC Bayern München

Höckers bisherige Stationen lassen auf eine exzellente Ausbildung schließen. Geboren in Niederbayern, zog er schon im Nachwuchsbereich das Interesse des FC Bayern auf sich. Dort spielte er bis Sommer 2005, zuletzt in der U 23. Es folgte der Umzug in den Norden zum Hamburger SV II, ehe Johannes Höcker zur Saison 2008/2009 nach Wismar wechselte.

"Ich kenne ihn aus seiner Zeit beim HSV noch sehr gut. Johannes ist ein gleichwertiger Ersatz für Marcel Kindler", versichert Jörg Franke. Damit er gleiches auch für Matthias Ribeau vermelden kann, ist der Manager in aussichtsreichen Gesprächen. "Es sollte ein Externer sein, der zwei, drei Jahre zumindest in der Oberliga gespielt hat."

Ob dieser dann noch Milos Ljubisavljevic antreffen wird? Voraussichtlich erst nach Ende der laufenden Serie wollen sich der Klub und sein erfolgreichster Angreifer wieder zusammensetzen. Es ist naheliegend, dass der Führende im Torjäger-Ranking der Oberliga seine Optionen im Profi-Bereich austesten will. Schon im Sommer 2011 hatte sich Ljubisavljevic bei der U 23 des Zweitliga-Spitzenreiters SpVgg Greuther Fürth zur Probe vorgestellt. Dieser Traum zerplatzte zwar nach wenigen Tagen, der Spieler blieb bei seinem Jugendverein. Doch sollte der Serbe weiter treffen, werden mit Sicherheit neue Interessenten auf den Plan treten.

Am heutigen Freitag bekommt er wieder eine Chance zur Eigenwerbung. Die Begegnung am 25. Spieltag der Oberliga Hamburg beim Tabellenzweiten Germania Schnelsen (19.30 Uhr, Kunstrasenplatz Riekbornweg) ist für die viertplatzierte Eintracht eine gute Möglichkeit, etwas Boden gutzumachen. Mit einem Auswärtssieg zöge das Team von Trainer Andreas Prohn an Schnelsen vorbei. "Gefühlt sehe ich uns als Siebter, da unsere Konkurrenten noch Nachholspiele haben", sagt Stefan Siedschlag. "Die Punkte, die wir verloren haben, müssen wir uns wiederholen. Und dafür müssen wir etwas Außergewöhnliches leisten."

Weitere Fußball-Termine am Freitag Kreisliga Segeberg: FFC Nordlichter Norderstedt -SC Rönnau 74 (20 Uhr). Kreisklasse A: SV Henstedt-Ulzburg IV - TuS Hartenholm II (19.30 Uhr).