Die Norderstedter Fußballer verlieren mit 0:3 beim SV Curslack-Neuengamme und bleiben 2012 weiterhin in der Oberliga sieglos.

Norderstedt. Rund 200 Meter mussten die Fußballer von Eintracht Norderstedt nach dem Abpfiff der Partie beim SV Curslack-Neuengamme zu Fuß zurücklegen, um vom Kunstrasen zu den Umkleidekabinen zu gelangen - ein weiter Weg, bei dem manch ein Spieler vielleicht schon damit begann, seine Gedanken zu sortieren.

Nach der 0:3 (0:0)-Auswärtsniederlage ist klar: Es geht weiter abwärts. Die Mannschaft, die das Jahr 2012 noch auf Rang eins begann, muss seit Beginn der zweiten Saisonhälfte Woche für Woche weitere Konkurrenten an sich vorbeiziehen lassen. Lediglich zwei Punkte stehen nach den bisherigen vier Begegnungen zu Buche. Und ein Blick auf die kümmerlichen beiden Treffer, die das Team bisher erzielt hat, verdeutlicht das Manko der Mannschaft.

"Unsere größten Probleme liegen im Moment in der Offensive. Zum einen nutzen wir unsere Chancen nicht. Und wenn wir dann im Rückstand sind, können wir vorne die Bälle nicht festmachen und sind viel zu schläfrig vor dem Strafraum", konstatierte ein ernüchterter Trainer Andreas Prohn.

Er ist es wohl schon leid, immer wieder Stellung hinsichtlich seiner ineffizienten Offensivkräfte nehmen zu müssen . Milos Ljubisavljevic ist zwar mit elf Treffern der erfolgreichste Schütze des Teams, sein letztes Tor datiert allerdings vom 18. November 2011 (3:0 gegen V/W Billstedt). Gleiches gilt für Rafael Monteiro, der beim SV Curslack-Neuengamme zehn Minuten vor dem entscheidenden 0:2 eine sehr gute Einschussmöglichkeit vertändelte, als er anstelle eines Rechtsschusses aus freier Position umständlich in die Strafraummitte zog.

Ivan Sa Borges Dju sollte von der Statur her ein Stürmer sein, der gegnerischen Abwehrreihen Respekt einflößt. In seiner momentan Form hilft er dem Team jedoch nur wenig. Zwar ist Sa Borges Dju ein "Fighter" in Zweikämpfen, im Kombinationsspiel ist bei ihm aber zu oft Endstation - außerdem lässt er den Instinkt vermissen, in passenden Situation mit überraschenden Laufwegen Räume zu schaffen.

Nick Scharkowski liegt in seinem ersten Herrenjahr mit aktuell fünf Saisontoren wenigstens im Soll. Mario Jurkschat ist nach seiner Kreuzbandverletzung natürlich noch nicht konstant eine Verstärkung, Neuzugang Dominic Ulaga fehlt die Abstimmung mit seinen Teamkollegen, und Darko Anic ist bisher nur ein Ergänzungsspieler.

Individuelle Fehler in der eigenen Abwehr bekommen umso mehr Gewicht, wenn vorne die Tore nicht ausreichend fallen. "Timo!", schrie Coach Prohn noch quer über den Platz, als sein Kapitän Timo Trefzger in der 47. Minute an der Außenlinie den Ball an Curslacks Sinisa Veselinovic verlor. Doch der Linksverteidiger verhinderte anschließend nicht die Flanke, die Matthias Reincke verwertete. Der Routinier köpfte in der Mitte zur Führung ein.

Der Rückschlag kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit sorgte für einen Bruch im Auftreten der Eintracht. Zuvor hatte die Mannschaft durchaus überzeugt: Stefan Siedschlag vergab aus kurzer Distanz, Monteiros Volleyabnahme zischte am langen Pfosten vorbei, Ole Hengelbrock traf per Kopf die Unterkante der Latte. Und Keeper Marcel Kindler hielt sogar einen strittigen Handelfmeter von Veselinovic (40.).

Prohn: "Der verschossene Strafstoß war eigentlich psychologisch gut für uns. Wir haben in der Halbzeit besprochen, dass wir jetzt eigentlich nichts mehr zu verlieren hätten."

Doch all dies war kein Thema mehr angesichts der mutlosen Vorstellung nach dem Rückstand. "Die Mannschaft hat von der Körpersprache her nicht dagegen gehalten. Das war alles nur noch Alibi", musste Andreas Prohn feststellen. Eine bittere Erkenntnis.

Und obwohl Statistiken unterschiedlich interpretierbar sind, bleibt es dabei: Eintracht Norderstedt hat in der laufenden Serie erst einmal - beim 3:1 in Pinneberg - nach einem 0:1-Rückstand noch gewonnen. Dreimal gab es immerhin ein 1:1. Dem gegenüber stehen sieben Niederlagen, davon gleich sechs mit zwei Toren Differenz oder höher. Von den bisher zehn Saisonsiegen kamen also neun zustande, wenn die Garstedter selbst den ersten Treffer erzielen konnten.

Da die Konkurrenz teilweise noch erheblich weniger Matches absolviert hat, droht der Eintracht ein weiteres Abrutschen im Klassement. Passend dazu gab Andreas Prohn die Devise aus: "Wir konzentrieren uns jetzt auf den Oddset-Pokal." Dort treten die Norderstedter am Mittwoch, 19.30 Uhr, auswärts beim USC Paloma an.

Tore: 1:0, 2:0 Reincke (47./68.), 3:0 Möller (76.). Eintracht Norderstedt: Kindler - Hengelbrock, Ribeau, Lindener, Trefzger (85. Ulaga) - Browarczyk, Siedschlag, Koch, Kummerfeld - Monteiro (66. Scharkowski), Sa Borges Dju (60. Jurkschat).