Mit dem 29 Jahre alten Sebastian Schräbler hat der SV Henstedt-Ulzburg einen hauptamtlichen sportlichen Leiter für die Handball-Jugend gefunden.

Henstedt-Ulzburg. Die Meldung hatte vergangene Woche die Handballszene von Hamburg und im Umland aufhorchen lassen. Bundesligist HSV Handball startet im Jugendbereich ab sofort eine Kooperation mit den vier größten Hamburger Handballvereinen, dem AMTV, dem SC Alstertal-Langenhorn, dem TuS Aumühle-Wohltorf und der HG Norderstedt.

Kooperationspartner seitens der vier Hamburger Klubs, die ihre insgesamt 14 besten Akteure je Altersklasse an ein HSV-Team abgeben, sind die von den Vereinen in C-, B- und A-Jugend als Hamburg Lions neu gegründeten Spitzen-Mannschaften. Diese sollen gleichfalls in den höchstmöglichen regionalen Ligen, also der Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein, aktiv sein und die nächstbesten Talente der Vereine aufnehmen und dort an den Spitzensport heranführen.

Große Namen und Pläne, die zumindest auf dem Papier gut aussehen und auf eine überregional erfolgreichere Zukunft für Mannschaften des Hamburger Handballverbands hoffen lassen, als es zuletzt der Fall war.

"Wir wissen zwar um die Bedenken, dass der HSV auf diese Weise noch leichter Talente aus Hamburg abschöpfen könnte", sagte René Prignitz, Verantwortlicher der HG Norderstedt für den männlichen Leistungsbereich, "aber die größten Talente würden doch ohnehin dort landen. Durch die Kooperation bleiben die Jungs aber zumindest Mitglieder ihres Stammvereins, der zudem vom Know-how des HSV profitiert. Ich halte dies für einen richtigen Weg der Talentförderung."

Doch von so einem Konzept will nur 20 Kilometer nördlich, also direkt vor den Toren Hamburgs, beim SV Henstedt-Ulzburg niemand etwas wissen. Dabei hat sich auch die Handball-Abteilung des SVHU unter Leitung von Olaf Knüppel - selber von 2002 bis 2003 erster Manager des Bundesligisten HSV nach dessen Umzug von Bad Schwartau in die Hansestadt - hohe sportliche Ziele für die Zukunft gesteckt.

Die Männer sind zurzeit eines der Spitzenteams der 3. Liga Nord mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga als Nahziel, und auch die aus der Kooperation mit dem insolvent gegangenen SC Kisdorf "geerbten" Frauen spielen in der höchsten norddeutschen Klasse. Doch um diese Aushängeschilder der Abteilung weiterhin mit Nachwuchs und einer echten Zukunftsperspektive zu versehen, sucht der Verein zumindest in absehbarer Zukunft nicht die Nähe zu einem großen Partner.

Die Henstedt-Ulzburger bauen künftig auf die Energie und Kompetenz eines Einzelnen: Mit Sebastian Schräbler hat der SVHU einen hauptamtlichen sportlichen Leiter für den Jugendbereich verpflichtet. Der 29 Jahre alte B- Lizenz-Inhaber war seit 2004 beim Bundesligisten THW Kiel als Nachwuchstrainer tätig, führte die A-Jugend des THW im Mai 2011 in die neu formierte Bundesliga und soll bei den Henstedt-Ulzburgern als Schnittstelle zwischen Nachwuchs und leistungsbezogenen Erwachsenenbereich fungieren.

Damit nicht genug, soll der gebürtige Magdeburger unter anderem auch die Trainerausbildung im Verein koordinieren, sportliche Leitlinien erstellen und ein eigenes Scoutingsystem aufbauen, damit den aufstrebenden Handballern des SVHU keine Talente in der Region entgehen.

"Unser Ziel ist ganz klar, dass wir unsere Spitzen-Leistungsteams in absehbarer Zukunft zu größtmöglichem Anteil aus der eigenen Jugend- und Entwicklungsarbeit verstärken wollen", so Olaf Knüppel, "wichtig ist aber: Wir wollen Kinder gezielt nach ihren Talenten ausbilden und nicht nach dem Bedarf unserer Top-Mannschaften."

Schräbler sieht ohne eingefahrene Strukturen große Chancen

Aussichten, die dem Sportwissenschaftler Schräbler die Entscheidung für den Posten beim SVHU leicht gemacht haben. "Für mich persönlich ist es zwar auch ein großer Fortschritt, dass ich nun eine hauptamtliche Stelle bekleide, aber auch die Möglichkeiten, die sich hier auftun, machen dies zu einer verlockenden Aufgabe", sagt Sebastian Schräbler, der sich vor seinem Dienstantritt Mitte März noch einmal für zwei Wochen nach Indien in den Urlaub verabschiedet hat: "Nach Gesprächen mit Olaf Knüppel weiß ich, welche große Bedeutung die Jugendarbeit im SVHU haben wird. Und dank der noch nicht festgefahrenen Strukturen ist hier vieles möglich. Ich freue mich sehr auf diese Aufgabe."