Fußballer von Eintracht Norderstedt kommt gegen Niendorfer TSV nicht über ein 1:1 hinaus. Am Freitag geht's zum SC Victoria.

Norderstedt. Die erste Standortbestimmung für die Fußballer von Eintracht Norderstedt war gerade zu Ende gegangen. Nach Wochen voller Tests und Trainingseinheiten verließen die Spieler des bisherigen Oberliga-Tabellenführers teils kopfschüttelnd, teils vor sich hin schimpfend den Kunstrasen an der Ochsenzoller Straße.

Als das 1:1 (1:0)-Unentschieden gegen den Niendorfer TSV am 20. Spieltag rund eine halbe Stunde alt war, machte das Schlussresultat der später angepfiffenen Begegnung zwischen Germania Schnelsen und dem VfL Pinneberg die Runde im Eintracht-Klubheim - das 5:3 bedeutete den Verlust der Tabellenführung. Diese Tatsache allein war jedoch keineswegs ausschlaggebend für die selbstkritischen Töne im Team. Spieler und Trainer standen vielmehr unter dem negativen Eindruck einer nicht vollends zufriedenstellenden Leistung zum Auftakt der zweiten Saisonhälfte.

"In der ersten Halbzeit haben wir uns viel zu viele Gedanken gemacht und nicht so aufgespielt, wie wir es können. Das war einfallslos", sagte etwa Stefan Siedschlag. Ähnlich hatte es sein Coach Andreas Prohn gesehen: "In der Vorbereitung haben wir gegen Regionalligisten besseren Fußball gezeigt."

Diesen Maßstab erreichte die Mannschaft zunächst nicht. Zwar gelang Felix Schuhmann nach einer Viertelstunde per Hechtkopfball mit dem ersten Oberliga-Treffer in seiner noch jungen Karriere die Führung. Aber Niendorf erwies sich in der Folge und fast über die gesamte Spieldauer als ein taktisch bestens vorbereiteter und dazu unangenehm robuster Kontrahent.

Trainer Frank Hüllmann hatte das junge zentrale Mittelfeld der Eintracht mit den 1992er-Jahrgängen Schuhmann und Linus Meyer als potenzielle Schwachstelle ausgemacht und sein Team entsprechend aufgestellt. "Wir mussten in der Zentrale erfahrener sein. Dort haben wir dann auch mit viel Ruhe gespielt."

Sowohl in den direkten Zweikämpfen als auch bei Kopfballduellen hatten die Gäste knapp 60 Minuten lang leichte Vorteile. Ein wichtiger Faktor war dabei Paul Janke - jener Janke, der in diesen Tagen als "Bachelor" bei RTL für Gesprächsstoff sorgt, aber eben auch "ein guter Fußballer ist", wie Frank Hüllmann betonte.

Jankes Partner Timo Möbius vollstreckte als finale Station eines mustergültigen Konterangriffs zum 1:1 (51.). Und Felix Schuhmann, der in der ersten Halbzeit noch gejubelt hatte, war nun Ausgangspunkt des Gegentreffers. "Das Tor geht auf meine Kappe, es war mein Fehlpass. Niendorf hat dann sehr schnell umgeschaltet", sagte der 19-Jährige.

Gut möglich, dass Andreas Prohn seine Schlüsse aus den Umstellungen in der letzten halbe Stunde ziehen wird. Linus Meyer ging vom Feld, Stefan Siedschlag rückte ins Mittelfeld, Ole Hengelbrock auf die rechte Verteidigerposition. "So richtig zufrieden war ich nur mit der Schlussphase", sagte der Norderstedter Coach. Die wenigen klaren Torchancen ließ das Team jedoch ungenutzt. Trotz hohen Tempos und viel Aufwand fehlte es in vielen ansatzweise aussichtsreichen Situationen an Präzision und Verständnis der Offensivkräfte untereinander. Prohn benannte schonungslos die Defizite: "Wir hatten zu viele Individualisten auf dem Platz, die meinten, etwas Besonderes machen zu müssen. So wurde es schwer gegen eine aggressive und gut verteidigende Niendorfer Mannschaft."

Und so ähnelten sich die Einschätzungen in ihrem unzufriedenen Ton. "Die Mannschaft hat leider nur phasenweise gezeigt, was sie kann", sagte Stefan Siedschlag. Für den an den entscheidenden Szenen beteiligten Felix Schuhmann endete die Partie mit "mehr Leid als Freud". Der neue Sportliche Leiter Jörg Franke wäre "gern mit einem Sieg gestartet. Wir hätten unsere beiden hundertprozentigen Chancen nutzen müssen, dann wäre alles gut."

Andreas Prohn dachte derweil einen Schritt weiter. "Für die Spieler war zu sehen, dass es zwei Welten gibt - die gegen Niendorf ist die Wahrheit. Und es wird jetzt jede Woche so gehen. Wenn wir damit nicht umgehen können, haben wir ein Problem."

Im Klartext: Er erwartet nun, dass die positiven Vorstellungen aus der Vorbereitung im Ernstfall wiederholt werden. Das ist auch erforderlich, denn die Anforderungen steigen: Nächster Gegner ist am kommenden Freitag, 19.30 Uhr, im Stadion Hoheluft am Lokstedter Steindamm mit dem SC Victoria der zweite hoch gehandelte Regionalliga-Aspirant neben der Eintracht.

Tore: 1:0 Schuhmann (15.), 1:1 Möbius (51.).

Eintracht Norderstedt: Kindler - Siedschlag, Ribeau, Lindener, Trefzger - Monteiro (68. Anic), Schuhmann, Meyer (64. Hengelbrock), Kummerfeld - Ljubisavljevic, Sa Borges Dju.