Der reaktivierte, 29 Jahre alte Matthias Karbowski führt die Handballer des SV Henstedt-Ulzburg zum 39:32 gegen Tarp-Wanderup.

Henstedt-Ulzburg. Matthias Karbowski, Rückraum-Handballer von Drittligist SV Henstedt-Ulzburg, benötigte vor der Rekord-Kulisse von 500 Zuschauern in der Halle an der Maurepasstraße rund 15 Minuten, um auf Touren zu kommen. Dann machte der 29- Jährige, der nach der vergangenen Saison eigentlich seinen Rücktritt vom Leistungssport verkündet hatte und nur noch für die zweite Mannschaft des SVHU auflaufen wollte, sein Comeback vor eigenem Publikum perfekt.

Der Linkshänder, der in der 16. Minute für Lasse Kohnagel in die Partie gekommen war und von da an durchspielte, brachte die Gastgeber im Spitzenspiel gegen die HSG Tarp-Wanderup zu Beginn der zweiten Halbzeit mit 21:17 in Führung.

Karbowskis Mannschaftskameraden nahmen den Impuls auf und arbeiteten einen souveränen 39:32 (19:16)-Heimsieg über den Tabellennachbarn heraus - die Revanche für die 36:40-Hinspielpleite war gelungen.

Der selbstständige Physiotherapeut Karbowski war von SVHU-Coach Tobias Skerka wegen der langwierigen Viruserkrankung von Till Krügel ins erste Team zurückgeholt worden. Einen Probelauf hatte der Linkshänder beim 32:26-Erfolg gegen die Bundesliga-Reserve der Reinickendorfer Füchse eine Woche zuvor in Berlin absolviert; ein nahezu perfektes Timing für das Topspiel, das die Henstedt-Ulzburger um jeden Preis gewinnen mussten.

Zwischen der Einwechslung des bundesligaerfahrenen Routiniers und dem Umschwung zugunsten des SVHU gab es einen eindeutigen Zusammenhang. In Verbindung mit der gleichzeitigen Umstellung der 3:2:1-Abwehr auf eine 6:0-Formation gingen die Henstedt-Ulzburger beim 13:12 (21.) in Front und hatten von da an bis zum Abpfiff die Nase vorn.

Der frühere HSV-Profi trifft dreimal und überzeugt auch in der Abwehr

"Ich bin richtig froh, wie das gelaufen ist. Denn trainieren kann ich nur so viel, wie es Beruf und Familie zulassen", sagte "Matze" Karbowski. Doch er trumpfte auf, als sei er nie fort gewesen. "Dabei konnte ich nicht jede Übungseinheit mitmachen." Karbowski, der mit kahlrasiertem Schädel auflief, traf insgesamt dreimal und zeigte auch eine starke Abwehrleistung. "Uns war klar, dass wir das Match über die Defensive gewinnen müssen. Im Hinspiel hatten wir ja 36 Tore gemacht, aber doch verloren. Das haben wir diesmal als Team viel besser gemacht."

Stimmt. Zwar begann die Partie wie die erste Begegnung mit sehr robust verteidigenden Gästen, doch diesmal hatte die Crew von Tobias Skerka die passende Antwort parat. Der Tarper Rückraum wurde abgemeldet und kam meist nur durch Wischer oder Stemmwürfe zum Erfolg. Häufiger waren es Tempogegenstöße und Kreisanspiele, die Früchte trugen. Als der SVHU-Trainer nach 15 Minuten Markus Noel für Stephan Hampel ins Tor beorderte, war auch damit Schluss. Der vom VfL Bad Schwartau nach Henstedt-Ulzburg gekommene Keeper krönte seine starke Leistung mit einem Wurf ins leere Tarper Tor zum 34:27-Zwischenstand.

"Wir hatten uns darauf eingestellt, dass Tarp in Unterzahl den Torhüter durch einen weiteren Feldspieler ersetzt", sagte Tobias Skerka. Für Keeper Noel war es der erste Treffer in der 3. Liga; er wird seinen Teamkameraden dafür wohl traditionell eine Kiste "Kalt getränk" spendieren müssen. So hatten fast alle SVHU-Akteure Grund zur Freude. Die Außen Jens Thöneböhn und Amen Gafsi als erfolgreichste Torschützen, Florian Bitterlich mit einer starken Leistung im linken Rückraum und der Abwehr oder auch die Kreisläufer Lars-Uwe Lang und Jan Wrage - sie alle überzeugten.

Einziger Wermutstropfen ist die Rote Karte für Jan Wrage

Doch um Letzteren gab es mit dem Schlusspfiff Aufregung. Tarp erhielt noch einen Freiwurf zugesprochen, Wrage gab nach Ansicht der Schiedsrichter den Ball nicht schnell genug heraus und erhielt die Rote Karte wegen Unsportlichkeit. "Das ist ärgerlich", sagte Tobias Skerka, "bis zu unserem Pokal-Viertelfinale am Sonnabend beim TSV Grömitz sollten wir Klarheit darüber haben, ob Jan gesperrt wird."

Spielverlauf: 1:0, 1:2, 3:2 (6.), 4:3, 4:6 (10.), 5:7, 7:7, 8:8 (14.), 8:10, 10:10, 10:11, 12:11 (20.), 12:12, 15:12 (23.), 17:13 (25.), 17:15, 19:16 - 21:17 (33.), 23:11, 25:20 (38.), 27:22, 29:24 (45.), 30:26, 33:26 (51.), 34:27, 34:30 (54.), 35:31, 38:31, 39:32. Tore des SV Henstedt-Ulzburg: Jens Thöneböhn (7), Amen Gafsi (6), Jan Wrage (5), Tim-Philip Jurgeleit (4 Siebenmeter), Matthias Karbowski, Florian Bitterlich, Stefan Pries, Lars-Uwe Lang und Rasmus Gersch (3), Tim Völzke und Markus Noel (1). Tabelle: 1. HF Springe (36:4 Punkte/629:512 Tore), 2. SV Henstedt-Ulzburg (30:8/661:543), 3. TSV Altenholz (30:10/610:518), 4. HSG Tarp-Wanderup (29:11/700:637), 5. HSV Hannover (25:15/599:573).