Thomas Broscheit vom Amt für Schule, Sport und Kindertagesstätten stellt den Sportstättenleitplan der Stadt Norderstedt vor.

Norderstedt. Seit 1981 ist Thomas Broscheit bei der Stadt Norderstedt tätig, 25 Jahre davon im Bereich des Sports. Der 54-Jährige war mit dem Bundesligateam des Hamburger SV 1976 und 1978 Deutscher Meister und Pokalsieger im Volleyball und gründete 1996 den 1. VC Norderstedt.

Broscheit kennt die Bedürfnisse der Sportvereine wie kein anderer, er versucht zu helfen, wo er kann. Zusammen mit seinen Kollegen aus dem Amt für Schule, Sport und Kindertagesstätten hat der Harksheider im vergangenen Jahr einen 105 Seiten starken Sportstättenleitplan erstellt, den zweiten nach 1980.

Im Interview mit dem Hamburger Abendblatt sagt Broscheit, wo die größten Probleme liegen und wie diese möglicherweise gelöst werden können.

Hamburger Abendblatt:

Die Stadt wirbt mit dem Slogan "Norderstedt - eine Idee Voraus" gerne für sich. Sie haben einen Sportstättenleitplan erstellt und darin unter anderem eine Bestandsaufnahme der Sportstätten und eine Bedarfsermittlung im Schul- und Vereinssport aufgelistet. Gibt es eine zündende Idee hinsichtlich der Kapazitäten?

Thomas Broscheit:

Man muss zwischen dem Schul- und Vereinssport unterscheiden. Die aus den Erhebungen gewonnenen Erkenntnisse dokumentieren, dass die vorhandenen Sportstätten für den Schulbedarf ausreichen. Für den organisierten Sport sind die Kapazitätsgrenzen bei Turn- und Sporthallen allerdings erreicht. Die Vereine haben keine Möglichkeit mehr, um zu expandieren.

In Norderstedt gibt es 39 Klubs und Organisationen, die teilweise oder ausschließlich öffentliche Sportstätten nutzen. Wie erfolgt die Vergabe der Hallen- und Sportplatzzeiten?

Broscheit:

Wettkämpfe oder andere Veranstaltungen werden bei mir angemeldet und genehmigt. Die Spielpläne im Bereich Handball oder Volleyball werden von den Fachverbänden aufgestellt. 2002 fand eine Neuvergabe der Hallenzeiten für den Übungsbetrieb statt, nachdem es Unruhe in einigen Vereinen gab. Aufgrund der oben beschriebenen Situation werden momentan keine zusätzlichen Zeiten vergeben, da es keine gibt. Wenn bei mir ein Verein anruft und um eine Hallenzeit bittet, kann ich meistens nur ablehnen.

Wird der Bedarf regelmäßig überprüft oder kontrolliert?

Broscheit:

Wenn uns gemeldet wird, dass eine Zeit nicht oder kaum genutzt wird, fragen wir nach und zeigen dem betroffenen Verein die Gelbe Karte. Bei der nächsten Kontrolle sind dann mindestens 30 Leute da, kein Verein gibt Zeiten freiwillig ab.

Was sind weitere Erkenntnisse des Sportstättenleitplans?

Broscheit:

Alle Sportstätten wurden bewertet. Einige Anlagen wie zum Beispiel die Sportanlage des Coppernicus-Gymnasiums, die Gymnastikhalle der Regionalschule Garstedt und die Laufbahn der Grundschule Niendorfer Straße sind zurzeit nicht benutzbar. Bei anderen sind Sanierungsmaßnahmen nötig, damit diese mittel- und langfristig zur Verfügung stehen.

Sportvereine wie TuRa Harksheide, der 1. SC Norderstedt und Eintracht Norderstedt haben für ihre Bauprojekte hohe Zuschüsse von der Stadt bekommen. Welche Summen stellt die Stadt den Vereinen überhaupt zur Verfügung, und sind die Subventionen ausreichend?

Broscheit:

Die Stadt Norderstedt hat in den vergangenen drei Jahren 4,5 Millionen Euro an Investitionszuschüssen gezahlt. Hinzu kommen pro Jahr 800 000 Euro laufende Sportförderung. Was nicht vergessen werden sollte: Die Vereine dürfen die städtischen Sportanlagen entgeltfrei nutzen. Das ist nicht in jeder Stadt so.

Die Kampfsportler von Kodokan beklagen seit der Schließung der Gymnastikhalle in der Regionalschule Aurikelstieg vor zwei Jahren einen erheblichen Mitgliederschwund. Besteht die Gefahr, dass Norderstedt seine erfolgreichsten Sportler verliert, weil diese hier keine angemessen Trainingsmöglichkeiten mehr haben?

Broscheit:

Die Verluste, die Kodokan hinnehmen musste, sind vor allem im Bereich der Kinder und Jugendlichen zu verzeichnen, aber nicht zwangsläufig bei den Leistungsträgern. Wir wollen dem Verein helfen und versuchen, die vorhandenen Hallenzeiten zu optimieren.

Gibt es angesichts des bestehenden Engpasses Planungen oder Ideen, in Norderstedt eine weitere Großsporthalle zu bauen? Oder sind andere Lösungsmöglichkeiten angedacht? Viele Klubs benötigen ja keine Zwei- oder Dreifeldhalle, sondern kleinere Übungsstätten.

Broscheit:

Da gibt es momentan keine konkreten Überlegungen.

Was ist Ihr persönlicher Wunsch und ihre Bitte an die Norderstedter Sportler und Vereine?

Broscheit:

Ich wünsche mir eine offene Kommunikation mit allen Beteiligten. Untereinander reden die Vereinsverantwortlichen ja schon viel mehr miteinander als früher. Außerdem hoffe ich, dass der Sportstättenleitplan ein Denkanstoß für unsere Politiker ist. Die Stadt sollte darüber nachdenken, mittelfristig eine neue, nicht schulangebundene Halle zu bauen, die ganztägig genutzt werden könnte.