Das Handball-Männerteam der HG Norderstedt stürmt mit einem 30:24-Erfolg bei der HG Hamburg-Barmbek auf Platz eins der Hamburg-Liga.

Norderstedt. Die Jubelszenen in der Barmbeker Sporthalle am Langenfort vermittelten den Eindruck, als hätten die Handballer der HG Norderstedt vorzeitig den Titel in der Hamburg-Liga 2011/2012 eingefahren. Die Männer von Coach Markus Ginckel bildeten nach ihrem 30:24 (13:13)-Erfolg beim bisherigen Spitzenreiter HG Hamburg-Barmbek den in solchen Fällen üblichen Kreis und skandierten unter dem Applaus ihrer rund 120 eigenen Fans immer wieder: "Aus wärtssieg! Auswärtssieg!"

Nach Ansicht vieler Beobachter hätten sie auch gleich "Meisterschaft! Meisterschaft" rufen können. Denn der Auftritt der HGN-Männer war in Sachen Einstellung und Einsatzwille wirklich überzeugend. Das attestierte selbst Barmbeks Trainer Holger Bockelmann freimütig seinem Kollegen Markus Ginckel sofort nach dem Spiel: "Ihr habt den Sieg einfach mehr gewollt. Das war hoch verdient."

Die ehrliche Anerkennung vom mit 22:2 Zählern nun punktgleichen Gegner, der wegen des schlechteren direkten Vergleichs - das Hinspiel hatte Barmbek mit 27:25 gewonnen - hinter die Norderstedter auf Platz zwei zurückgefallen ist, nahm Markus Ginckel erfreut entgegen. Der HGN-Trainer wusste aber auch genau, welchem Mannschaftsteil er diesen Erfolg trotz 30 geworfener eigener Tore vorrangig zu verdanken hat: "Das war wohl unsere beste Abwehrleistung der Saison. Die Jungs haben wirklich toll gespielt und gekämpft", sagte Ginckel stolz.

Ein Gefühl, das auch die HGN-Spieler empfanden. "Das sind die Spiele, für die wir die ganzen Trainingsstrapazen auf uns nehmen", sagte der erschöpfte, aber übers ganze Gesicht strahlende Spielmacher Andreas Butzmann. Kreisläufer Jan Beermann, wie Butzmann vierfacher Torschütze, pflichtet ihm bei: "Genau für Tage wie diesen spielen wir doch Handball."

Die HGN-Männer hatten sich in den beiden Wochen vor der Partie intensiv auf das Spitzenspiel vorbereitet. In insgesamt vier Trainingseinheiten rund um den Jahreswechsel hielten die Norderstedter einerseits ihre Fitness, arbeiteten zusätzlich aber auch die Marschroute gegen Barmbek aus.

"Eine Frage war, wann Barmbek Andreas Butzmann in Manndeckung nehmen würde. Schließlich war das im Hinspiel das Siegrezept der Hamburger gewesen", sagte Markus Ginckel, "wir haben aber darauf gepokert, dass sie sich mit diesem Schachzug lange Zeit lassen würden und haben auf eine defensivere 6:0-Abwehrformation gesetzt, die ein bisschen weniger kraftraubend ist."

Das Konzept ging auf. Die Barmbeker Rückraumschützen kamen gegen die Norderstedter Abwehr mit einem sehr konzentrierten Claudius Laskawy in der Mitte kaum zum Zug. Die Gastgeber verbuchten lediglich neun Treffer aus der Distanz.

"Da hat die Abstimmung zwischen unserer Blockbildung und Sven Vörtmann im Tor nach einigen Minuten der Eingewöhnung bestens geklappt", so Ginckel, "wir wollten die Barmbeker werfen lassen und mal sehen, was dann noch durchkommt." Mit einem guten Keeper Vörtmann (15 Paraden) im Rücken entrissen die Norderstedter ihrem Gegner so die Tabellenführung.

Die Taktik aus dem Hinspiel, die dieses Mal von der 35. Minute an durch den ehemaligen HGN-Spielmacher David Caballero ausgeübte "Ein zelhaft" für Strippenzieher Andreas Butz mann, fruchtete nur kurzzeitig.

"Wir hatten die Situation besprochen. Deshalb wusste jeder genau, was er zu tun hat", sagte der Norderstedter Rückraum-Regisseur, "wir haben gezeigt, dass wir seit dem Hinspiel deutlich gereift sind."

Dieser Reifeprozess hat der HGN vorerst den Aufstiegsplatz zur Oberliga eingebracht. "Vor der Saison hat keiner mit uns gerechnet", sagte Markus Ginckel, "aber mit elf Siegen in Folge haben wir uns die Tabellenführung verdient. Jetzt müssen wir konzentriert weitermachen."

Spielverlauf: 1:2, 4:2 (6.), 5:7 (14.), 8:10, 10:11 (24.), 12:11, 12:13, 13:13 - 13:17 (35.), 17:20 (43.), 20:22 (51.), 21:24 (54.), 21:27, 22:29 (58.), 24:30.

Tore der HG Norderstedt: Eike Wertz (10/davon 1 Siebenmeter), Heiko Peters (5), Jan Beermann, Andreas Butzmann (je 4), Ewgenie Risch (3), Timm Conring (2/1), Nils Fock und Christian Schulz (je 1).