Der amtierende U-18-Weltmeister vom Norderstedter Verein Kodokan sichert sich nun auch EM-Gold bei den Ju-Jutsu-Titelkämpfen in Wien

Norderstedt. Die größte Herausforderung wartete auf Tim Weidenbecher erst nach dem Ende der Junioren-Europameisterschaften in Wien. Dem Ju-Jutsu-Kämpfer vom Norderstedter Verein Kodokan, der sich in der Altersklasse U 18 bis 81 Kilogramm den Titel gesichert hatte, stand nun die strapaziöse Heimfahrt nach Norderstedt bevor. Um 0.30 Uhr begann mit dem Reisebus eine Odyssee durch Deutschland, da die Mitglieder der Nationalmannschaften in der Nähe ihrer Wohnorte abgeliefert wurden.

Ganz am Ende kamen die norddeutschen Sportler an die Reihe: Als Tim Weidenbecher in Norderstedt eintraf, hatte er 20 Stunden Fahrt hinter sich. Sein trockener Kommentar: "Das war ganz schön hart." Zu allem Übel stand am nächsten Morgen eine Chemiearbeit auf seiner Agenda. Doch auch diese Prüfung meisterte Tim Weidenbecher, ohne mit der Wimper zu zucken. Der 16- Jährige war trotz der Reisestrapazen sogar noch in der Lage gewesen, ein paar Stunden zu büffeln, ehe er ins Bett ging, "Die Arbeit ist eigentlich ganz gut gelaufen", sagte Tim, der die zehnte Klasse des Gymnasiums Harksheide besucht.

Bei den Titelkämpfen in der österreichischen Hauptstadt war Weidenbecher als Favorit auf die Matte gegangen. Im November 2009 hatte er sich in Athen schon den Weltmeistertitel in seiner Alters- und Gewichtsklasse gesichert. Im EM-Finale wartete mit dem Russen Andrey Cherevko ein alter Bekannter. "Ihn habe ich bei der WM im Halbfinale geschlagen", so Weidenbecher, der erneut die Oberhand behielt und knapp mit 9:8 Punkten gewann, "ich hatte 30 Sekunden vor Schluss einen deutlichen Vorsprung und wollte diesen eigentlich über die Zeit bringen. Aber plötzlich hat der Russe Boden gutgemacht und wollte mich aushebeln. Das hat dann aber zum Glück nicht mehr geklappt."

"Satt" ist der Welt- und Europameister noch lange nicht. Sein nächstes Ziel hat der ehrgeizige Athlet bereits im Visier: "Ich war ja noch nie Deutscher Meister." In drei Wochen will er den weißen Fleck in seiner Laufbahn im bayerischen Bad Staffelstein tilgen.

Auf die nationalen Titelkämpfe verzichten muss hingegen Tim Weidenbechers Vereinskamerad Christian Birmele, 18, der im November ebenfalls Weltmeister geworden war. Er trat in Wien in der Altersklasse U 21 bis 77 Kilogramm an, verletzte sich im Viertelfinale gegen den späteren Europameister Maxim Medvedskov (Russland) bei einer Haltetechnik aber schwer am Knie. Bis zu einer genauen Diagnose besteht Verdacht auf einen Kreuzband- oder Meniskusriss.

Möglicherweise ein kleiner Trost für den Quickborner: Tim Weidenbecher hatte im vergangenen Jahr nach einem Innenmeniskusriss ein halbes Jahr lang pausieren müssen und eilt nun wieder von Erfolg zu Erfolg.

Die 15 Jahre alte Sandy Krohn belegte in der Klasse U 18 bis 63 Kilogramm den fünften Platz.