Die U 17 des Fußballvereins sorgt für den größten Erfolg der Nachwuchsabteilung. Im Oberhaus werden aber nur zwei Aufstiegshelden spielen.

Norderstedt. Die einen sind die Nachbarn aus der Hansestadt mit der ungebrochenen Strahlkraft. Dann gibt es diejenigen, die angetrieben werden vom Geld eines Automobilkonzerns. Andere leben mit der Kraft des Energy-Drinks oder repräsentieren die Hauptstadt. Sie alle eint, dass sie Millionen in die Förderung von Nachwuchsfußballern investieren.

Eintracht Norderstedt verkörpert hingegen nichts von dem, was der HSV, der FC St. Pauli, der VfL Wolfsburg oder gar die Leipziger Red-Bull-Schößlinge und Hertha BSC repräsentieren. Aber der Verein hat ein Konzept. Und furchtlose Youngster aus der B-Jugend, die es als Vizemeister hinter Werder Bremen II tatsächlich gepackt haben: Ab der kommenden Saison wird an der Ochsenzoller Straße Bundesliga geboten, und besagte Renommierklubs werden zu Gast sein. Letzte rechnerische Zweifel fegte das Team mit einem 11:0 über Komet Arsten hinfort.

"Das ist ein Traum. Die Jungs haben eine großartige Leistung vollbracht", sagte Trainer Diamantis "Aki" Cholevas, der mit der Mannschaft seit der Winterpause einen nahezu ungebremsten Rausch durchlebt hat. Neun von zehn Begegnungen gewann die Eintracht seit dem Jahreswechsel.

Seine U 17 charakterisiert der Coach als "akribisch, immer fleißig und auf dem Platz nie arrogant". Und wie tickt der Trainer? "Er legt extrem hohes Engagement an den Tag, führt auch mit den Eltern sehr viele Gespräche", sagt Präsident Reenald Koch, "ich ziehe menschlich den Hut vor ihm, ihm gebührt großes Lob!"

Die Garstedter stellen die beste Offensive der Regionalliga Nord

Die Zahlen der Saison sprechen für sich: Die Norderstedter stellten mit 78 erzielten Toren die beste Offensive, mit nur 30 Gegentreffern in 26 Spielen aber auch die sicherste Verteidigung der Regionalliga Nord. Ein weiterer Trumpf: Mit Mou-Inzou Bachir, Nico Klüver, Georgios Cholevas (alle 13 Tore), Seyed Ali Sadfar und Tarek Pressel (beide zehn Tore) waren gleich fünf Akteure zweistellig erfolgreich.

Für den Verein, der sich seit seiner Gründung im Jahr 2003 ausdrücklich über leistungsorientierte Nachwuchsarbeit definiert, ist die Qualifikation für die Bundesliga Nord/Nordost ein Meilenstein. Der Aufstieg bringt zwar strukturelle Herausforderungen mit sich, gleichermaßen wird die Jugendabteilung aber ungemein aufgewertet.

Neben der enormen Begeisterungsfähigkeit im Erfolgsfall bedeutet Jugendfußball allerdings auch, dass die Verantwortlichen regelmäßig komplett neue Mannschaften aufbauen müssen. So verabschiedet sich Aki Cholevas im Sommer bis auf zwei Ausnahmen (Matthias Cholevas, Leon Birke) von seinem gesamten Aufgebot. Keeper Mirko Oest wechselt zum HSV; seine Kollegen werden aus Altersgründen größtenteils in die U 19 der Eintracht befördert.

"Das wird ein Haufen Arbeit" sagt Coach Cholevas mit Blick auf den weitestgehend neu zusammengestellten Kader für die nächste Saison. Doch das Positive überwiegt: Bedingt durch die rasante Entwicklung der U 17 ist die Eintracht längst eine attraktive Adresse für Talente aus dem gesamten Bundesgebiet geworden. Fast 100 Spieler stellten sich in den vergangenen Wochen in mehreren Probeeinheiten an der Ochsenzoller Straße vor. Sie alle eint die Hoffnung auf eine Profikarriere.

"Wenn die Jungs 16, 17 Jahre alt sind, kristallisiert sich heraus, ob sie eine Zukunft im bezahlten Fußball haben werden", sagt Cholevas. Spätestens in der A-Jugend sei es hierfür in der Regel notwendig, bei einem Bundesligisten unter Vertrag zu stehen. Ansonsten wäre der Rückstand kaum noch aufzuholen, da das Trainingspensum etwa beim HSV wesentlich höher ist.

Die Vereinsführung hat schon im Frühjahr die Grundlagen dafür gelegt, dass Bundesliga-Sport finanziell und strukturell machbar ist. "Es wird ein Nullsummenspiel für uns", sagt Reenald Koch. Die Auswärtsfahrten nach Leipzig oder Dresden sind zwar teure Wochenendtouren. Allerdings erhält die Eintracht eine Förderung vom Deutschen Fußball-Bund in fünfstelliger Höhe sowie zusätzliche Zuschüsse für Übernachtungen und Reisekosten.

Die A-Jugend soll künftig von der Siegermentalität der U 17 profitieren

Wie weit das Norderstedter U-19-Team in der abgelaufenen Serie leistungsmäßig von der Bundesliga entfernt war, unterstrich das 1:6 zum Saisonabschluss bei Meister Holstein Kiel. "Dass wir Neunter geworden sind, befriedigt weder mich noch den Verein. Wir haben andere Ansprüche", so Trainer Ralf Schehr. Er setzt auf neuen Esprit mit dem Gewinnerjahrgang aus der B-Jugend. "Von denen hat keiner Bock, auf der Bank zu sitzen. Da werden sich die anderen warm anziehen müssen." Der Konkurrenzkampf wird verschärft, weil der Verein seine zweite A-Jugend aus der Verbandsliga abgemeldet hat. Deren bisheriger Coach Ekkehard Bushe wird nun Schehrs Assistent.

Die Saison endet am kommenden Sonntag mit den Hamburger Pokalendspielen auf den Plätzen der Verbands-Sportschule an der Jenfelder Allee. Aki Cholevas trifft dann um 11.30 Uhr mit seiner U 17 auf den SV Nettelnburg-Allermöhe, die zweite B-Jugend schon um 9 Uhr auf den SC Concordia II. Doch ehe die kurze Sommerpause beginnt, versammeln Ralf Schehr und Cholevas ihre jeweils neuen Mannschaften noch einmal für mehrere Trainingstage. Es soll keine Zeit verschwendet werden - schließlich ist der Erfolg von heute die Bürde von morgen.