Drei Kanuten des Bimöhler SV starten bei Deutschen Meisterschaften in Österreich. Der Sport macht Spaß, aber ist nicht ungefährlich.

Bimöhlen. Dass Tobias Waitz leidenschaftlich gerne im Kanu sitzt und in seiner Freizeit nichts lieber tut, als mit seinem Boot auf der Osterau zu fahren, ist nicht überraschend. Das Paddel wurde dem Elfjährigen praktisch in die Wiege gelegt. Sein Großvater Jürgen und dessen Freund Klaus Behrens zählten 1975 zu den Gründungsmitgliedern des Bimöhler SV. Damit nicht genug: Beide riefen damals gleichzeitig auch noch die Kanusparte des BSV ins Leben.

Gefahren wird seitdem mit dem Kajak und mit dem Canadier. Der Unterschied liegt im Gewicht: Das Kajak wiegt elf Kilogramm, der Canadier ist rund ein Kilogramm schwerer. Mit dem Doppelpaddel sitzt man im Kajak, die Canadiersportler verwenden ein Stechpaddel.

Senior Jürgen Waitz ist noch heute regelmäßig auf dem Wasser, aber die Spartenleitung hat mittlerweile sein Sohn Torsten, 42, übernommen. Er hat 20 Aktive im Alter zwischen acht und 72 Jahren unter seinen Fittichen und leitet auch das Training an Land und auf der Osterau; diese fließt direkt am Vereinsheim der Kanusparte vorbei.

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Das Bootshaus liegt auf dem Grundstück der Familie Waitz. Tobias, seine Schwester Janina, Vater Torsten, Mutter Andrea und Opa Jürgen können quasi vom Wohnzimmer aus ins Kajak hüpfen und lospaddeln.

Aus dem Freizeitvergnügen ist für die Bimöhler Kanuten inzwischen ein rasanter Wettkampfsport geworden. Mittlerweile behaupten sie sich im Kajakfahren auf regionaler Ebene. Vom 6. bis 9. Juni starten Tobias Waitz, 11, Jan-Ole Albertsen, 12, und Bjarne Bruse, 11, sogar bei den Deutschen Meisterschaften. Die finden kurioserweise in Murau/Österreich statt. "Da gibt es bessere Strecken für Wildwasser-Rennsportler als in Deutschland", sagt Torsten Waitz.

Die Titelkämpfe sind für das Trio vom Bimöhler SV eine große Herausforderung; das Training auf der Osterau lässt sich schließlich nicht mit der Fahrt im reißenden Strom der Mur vergleichen.

So ganz ungefährlich ist die Fahrt auf dem heimischen Fließgewässer allerdings auch nicht. Hier und da sind frühere Staustufen durch Sohlgleiten ersetzt worden, die für einen natürlichen Wasserlauf der Osterau sorgen. Dadurch ist die eine oder andere Stromschnelle entstanden. "Außerdem muss man auch schon mal den Kopf einziehen, um nicht gegen einen herabhängenden Ast zu fahren", sagt Torsten Waitz.

Seine Jungs starten bei der Wildwasser-DM, die auch als Ranglistenrennen des Deutschen Kanuverbandes um den Deutschland-Cup und als Qualifikation für die Junioren-Europameisterschaften zählen, im Classic-Wettbewerb über etwa vier Kilometer sowie im Sprint über 500 Meter. Auch wenn dabei keine vordere Platzierung herausspringen sollte, sind die Wildwasser-Rennsportler des Bimöhler SV motiviert bis in die Haarspitzen.

"Kanufahren macht unheimlich viel Spaß. Man ist immer in der Natur und hat viel Bewegung an der frischen Luft", sagt Tobias Waitz begeistert. Dass er und seine Trainingskameraden ab und zu unfreiwillig Bekanntschaft mit dem kühlen Nass machen, stört ihn nicht. "Das gehört bei unserem Sport halt dazu."

Eine unverzichtbare Lektion zur Selbstrettung ist das Erlernen der Eskimorolle. Mit einem gezielten Schwung sitzt der Gekenterte schnell wieder aufrecht in seinem Kajak, ohne ausgestiegen zu sein. Damit die Fahrer nicht schon vom Spritzwasser durchnässt werden, schützen sie sich mit einer Neoprenschürze. Eine leichte Schwimmweste und ein Helm komplettieren das Equipment.

Die Wettkampfboote sind nicht billig. "Man muss schon mit 1700 Euro pro Kajak rechnen. Und so ein Boot geht auch mal kaputt", sagt Torsten Waitz, der beim Training des Bimöhler SV von Nils Larink und Kirsten Hahn unterstützt wird. Letztere kümmert sich um die Anfänger.

Wenn es die Temperaturen erlauben, wird sogar im Winter auf der Osterau gepaddelt. Damit die körperliche Fitness, die beim Kanufahren enorm wichtig ist, auch bei Schnee und Eis nicht verloren geht, hat der Verein ein Kanu-Ergometer für das Trockentraining angeschafft. Auf dem Paddellite können die Jugendlichen zu jeder Jahreszeit schwitzen, auch wenn kein Wasser in der Nähe ist.

Wer Lust hat, das Kajakfahren auszuprobieren, kann sich direkt an Torsten Waitz (Telefon 04192/906 78 30) wenden. Einzige Voraussetzung ist das Jugendschwimmabzeichen in Bronze.