Norderstedt. 2001 wirkten Künstler wie Samy Deluxe in dem Lied „Adriano (Letzte Warnung)“ mit. Jetzt wurde der Song wiederbelebt.

Rechtsextremismus wird derzeit stärker in Deutschland – das belegen Studien, das zeigen Kriminalstatistiken und nicht zuletzt die jüngsten Wahlerfolge der AfD. Eine Gruppe von Musikern will dagegen ein Zeichen setzen, warnen und aufrütteln. Die zwölf Rapper aus Hamburg und Umgebung haben dafür zusammen einen Song aufgenommen, der am Freitagabend veröffentlicht wurde. Der Norderstedter Mashood Khan, selbst Rapper, aber auch Sozialarbeiter, hat das Projekt initiiert.

„Hamburg setzt ein Zeichen gegen Rassismus – Adriano 2“ heißt das Projekt, an dem sich neben Mashood Khan unter anderem Ben Bugatty und Bacapon beteiligt haben. Pate für die Neuaufnahme stand der Song „Adriano (Letzte Warnung)“ von 2001. Den hatte damals das Musikerkollektiv Brothers Keepers aufgenommen, mit dabei Rap-Größen wie Samy Deluxe, Afrob, Torch und Denyo von den Beginnern. Das Lied thematisierte den Tod des aus Mosambik stammenden Alberto Adriano. Neonazis hatten ihn am 11. Juni 2000 in Dessau so schwer verletzt, dass er drei Tage später im Krankenhaus gestorben war.

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„Rassismus ist schlimmer geworden“, sagt Mashood Khan

„Wir haben leider festgestellt, dass es seitdem eher schlimmer geworden ist. Rassismus gibt es immer noch“, sagt Mashood Khan. Ein Anlass für die Neuaufnahme seien die aktuellen Wahlerfolge der AfD gewesen. Für den Track „Adriano 2“ wurde die Melodie des alten Songs gesampelt. „Mit der Unterstützung von JaysonXiX für den Beat und Mix, Master und Recording bei Million Sounds ist dann ein modernerer Sound entstanden“, sagt Mashood Khan.

„Wir wollten an das Lied von 2001 erinnern und es wiederbeleben“, so Mashood weiter. Denn es habe damals einen ganz besonderen Stellenwert gehabt. Ben Bugatty sagt: „Mir als Afrodeutschem hat dieser Song ein wenig Hoffnung gegeben.“ Mashood Khan: „Das Lied lief immer auf Viva und MTV, als wir Jugendliche waren. Wir konnten uns damit identifizieren, weil wir damals auch diskriminiert wurden.“

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Vater wurde bei Reinfeld von Neonazis gejagt

Mit Fremdenfeindlichkeit wurde Mashood Khans Familie schon früh konfrontiert. „Meine Eltern kamen 1987 aus Pakistan nach Deutschland, weil sie wegen ihrer liberalen Haltung verfolgt wurden. Erst einmal sind sie dann in einem Heim in der Nähe von Reinfeld untergekommen. Aber schon nach einigen Monaten gab es einen bedrohlichen Vorfall. Mein Vater wurde von Neonazis gejagt“, sagt Mashood Khan.

Er selbst kam 1988 zur Welt. Sein Vater habe ihm erst von diesem Vorfall erzählt, als er alt genug war, wie Mashood erzählt. Die Familie lebte später in Norderstedt, der Vater kam 2015 bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Das Songprojekt gegen Rassismus ist auch ein bisschen ein Andenken an seinen Vater: „Er hätte sich gewünscht, dass ich jetzt ein Zeichen setze“, so Mashood Khan.

Stand der Dinge beim Filmprojekt „Zurück ins Leben“

Der 34-Jährige hat selbst eine Lebensgeschichte, die sehr besonders ist. So geriet er als Jugendlicher in Norderstedt auf die schiefe Bahn, war Mitglied einer Straßengang und Intensivtäter. Nach dem Tod des Vaters kam der radikale Umschwung, Mashood Khan holte sämtliche Schulabschlüsse nach, machte schließlich einen Uni-Abschluss in „Management Soziale Arbeit“. Heute arbeitet er in der Jugendhilfe in Norderstedt und Hamburg. Und dann ist er natürlich auch noch Rapper.

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Seine eigene Biografie stand auch Pate für ein Filmprojekt mit dem Titel „Zurück ins Leben“, das auch Wolfgang Banse unterstützt, seines Zeichens pensionierter Polizist und Leiter der AG Jugend des Kriminalpräventiven Rates in Norderstedt. Zum Stand des Projekts sagt Mashood Khan: „Wir drehen in diesen Tagen Szenen in Norderstedt. Ursprünglich wollten wir in diesem Jahr fertig werden, aber das wird nun eher Februar oder März.“