Bad Bramstedt. 1978 ging Klaus Kuegler aus Bad Bramstedt mit seiner Familie in den Dschungel. Das Buch von Tochter Sabine wurde zum Bestseller.

  • Der ehemalige Sprachforscher und Missionar ist schwer an Demenz erkrankt.
  • Der Film „Dschungelkind“ war ein großer Kino-Erfolg.
  • Sabine Kuegler engagiert sich gegen soziale und kulturelle Missstände.

Millionen Menschen kennen ihn, obwohl sie ihn nie persönlich gesehen haben: Klaus Kuegler aus Bad Bramstedt ist der Vater des „DschungelkindesSabine Kuegler, die 2005 das Buch über ihre Kindheit im Dschungel von West Papua, dem indonesischen Teil der Insel Neuguinea, veröffentlicht hat. Ein Weltbestseller. Im gleichnamigen Kinofilm spielte Thomas Kretschmann den Vater der Autorin. In ihrem aktuellen Buch hat Sabine Kuegler ihre spätere Zeit im Dschungel geschrieben, aber Klaus Kuegler wird es nicht mehr lesen. Der ehemalige Sprachforscher und Missionar ist schwer an Demenz erkrankt.

Klaus Kuegler, der heute 82 Jahre alt ist, saß damals, im Jahre 2012, mit gemischten Gefühlen im Kinosaal. Denn das, was er dort auf der Leinwand sah, war ein Teil seines Lebens. „Dschungelkind“ war ein Film, der den Geschmack des Publikums traf und ein großer internationaler Erfolg wurde. Ein Abenteuerfilm, der auf wahren Erlebnissen basierte. Er und seine Familie hatten es wirklich erlebt: 30 Jahre im Dschungel von West Papua, abgeschieden von der Welt, mitten im kleinen Dorf der Fayus, die ohne Kontakt zur Außenwelt lebten.

„Dschungelkind“ wurde zum millionenfach verkauften Bestseller

Das Leben der Kueglers im Dschungel wurde nach dem Buch „Dschungelkind“ von Tochter Sabine Kuegler verfilmt: Schauspielerin Stella Kunkat spielte Sabine Kuegler, Nadja Uhl die Mutter Doris und Thomas Kretschmann den Vater Klaus. Die Dreharbeiten liefen im Regenwald von Teman Negara in Malaysia.
Das Leben der Kueglers im Dschungel wurde nach dem Buch „Dschungelkind“ von Tochter Sabine Kuegler verfilmt: Schauspielerin Stella Kunkat spielte Sabine Kuegler, Nadja Uhl die Mutter Doris und Thomas Kretschmann den Vater Klaus. Die Dreharbeiten liefen im Regenwald von Teman Negara in Malaysia. © dpa | UFA Cinema

Das Leben des Bramstedters und seiner Familie hat Millionen Menschen auf der ganzen Welt berührt. Klaus Kuegler ist ein bekannter Mann geworden, der einige Teile der Welt gesehen hat, die andere Menschen niemals betreten werden. Pauschalreisen zu den Fayus gibt es nicht.

Dschungelkind Sabine Kuegler in West Papua mit ihren Freunden vom Stamm der Fayu.
Dschungelkind Sabine Kuegler in West Papua mit ihren Freunden vom Stamm der Fayu. © Westend Verlag | Privat

Auf die Familie Kuegler sind die Filmproduzenten damals aufmerksam geworden, weil sich Sabine Kueglers Buch „Dschungelkind“ zu einem millionenfach verkauften Bestseller entwickelte und in 32 Sprachen übersetzt wurde. Darin schildert die Tochter von Doris und Klaus Kuegler ihre Kindheit im Dschungel von West Papua, dem indonesischen Teil der Insel Neuguinea. Vor Beginn der Dreharbeiten zu dem Film „Dschungelkind“ hatte Schauspieler Thomas Kretschmann den Missionar und Sprachenforscher in Bad Bramstedt besucht, um sich mit ihm zu unterhalten. Mit dem Film selbst war Klaus Kuegler damals einverstanden: „Die Atmosphäre ist gut eingefangen.“

Klaus Kuegler schrieb nie Bücher über sein Leben

Klaus Kuegler hat 30 Jahre im Dschungel von West-Papua gelebt.
Klaus Kuegler hat 30 Jahre im Dschungel von West-Papua gelebt. © Frank Knittermeier

Vater Klaus, das Familienoberhaupt, wird in dem Buch vor allem als Sprachwissenschaftler beschrieben. Die Kueglers waren im Auftrage einer internationalen Missionsgesellschaft drei Jahrzehnte als Missionare und Sprachenforscher in diesem abgeschiedenen Teil der Welt tätig. Deutlicher wird diese Aufgabe in einem Buch, das Doris Kuegler 2012 veröffentlichte: In „Dschungeljahre“ schildert sie die Zeit bei den Fayus aus Sicht der Mutter und Ehefrau. Der kindlichen Unbekümmertheit von Tochter Sabine stellt sie die oft beschwerliche Aufgabe der Eltern gegenüber.

Klaus Kuegler selbst hat niemals Bücher über sein Leben geschrieben, das haben schließlich andere Familienmitglieder erledigt. Öffentlich berichtet hat er darüber allerdings schon: Er war in den vergangenen Jahren immer wieder Gast in Kirchengemeinden, um über seine Abenteuer und Erfahrungen im Dschungel zu erzählen. Hätte er ein Buch geschrieben, so wäre mit Sicherheit der christliche Aspekt seiner Arbeit in den Vordergrund gerückt. Denn der Glaube hat sein Leben geprägt, sein Handeln beeinflusst und sein Wirken auf Menschen bestimmt.

Kueglers Erlebnisse in Peru machten ihm zum Missionar

Klaus Kuegler besuchte 2016 Erdbebenopfer in Nepal. Er hatte von 1972 bis 1976 in Nepal gelebt und christliche Gemeinden aufgebaut.
Klaus Kuegler besuchte 2016 Erdbebenopfer in Nepal. Er hatte von 1972 bis 1976 in Nepal gelebt und christliche Gemeinden aufgebaut. © HA

Eigentlich hatte Klaus Kuegler begonnen, einen ganz anderen Lebensweg einzuschlagen: Er war in Köln in der Finanzabteilung der Lufthansa tätig, als er eingeladen wurde, an einer Missionsreise in das Amazonas-Quellgebiet in Peru teilzunehmen. Als bekennender Christ war er so berührt von den Erlebnissen dort, dass er beschloss, ebenfalls Missionar zu werden. Er besuchte in England ein Seminar für Sprachmethodik am Summer Institute of Linguistics und ging mit seiner Frau 1972 als Missionar nach Nepal. Dort lebte er mit dem Volk der Rai, einer Bevölkerungsgruppe, die bis dahin keine Schriftsprache hatte.

Klaus Kuegler übersetzte Teile der Bibel und gründete christliche Gemeinden. 1976 wurde die Familie Kuegler aus dem Land gewiesen. Aber 2013 konnte er erleben, was aus seiner damaligen Arbeit geworden ist: 60 neue christliche Gemeinden wurden dort seitdem gegründet. „Der Same, den ich damals gesät habe, ist aufgegangen“, sagte der Sprach- und Religionswissenschaftler damals in einem Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt. Tatsächlich aber spielt das Christentum in dem hinduistisch geprägten Land bis heute keine große Rolle: Die 1,4 Prozent Christen in Nepal sind aufgrund ihrer Religion manchmal Benachteiligungen ausgesetzt.

1978 begann das Abenteuer Dschungel in West Papua

Klaus Kuegler mit einem Fayu in West Papua. Kuegler schickte seine Tochter 1989 im Alter von 17 Jahren auf ein Internat am Genfer See.
Klaus Kuegler mit einem Fayu in West Papua. Kuegler schickte seine Tochter 1989 im Alter von 17 Jahren auf ein Internat am Genfer See. © Kuegler

1978 erlebten die Kueglers dann die ganz große Herausforderung: Es ging in den Dschungel von West Papua. Sie waren die ersten Weißen, die das kleine Volk der Fayus jemals zu Gesicht bekam. Sabine Kuegler und ihre Geschwister Judith und Christian verlebten dort ihre Kindheit. Sabine verließ den Dschungel 1989 im Alter von 17 Jahren schweren Herzens, um in der Schweiz ein Internat zu besuchen, ihre Eltern aber blieben fast drei Jahrzehnte dort, lebten gleichberechtigt mit den Fayus – keine leichte Zeit.

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„Wir waren völlig von der Welt abgeschnitten“, sagte Klaus Kuegler. „Manchmal, wenn es mir schlecht ging, bin ich zum Fluss gegangen und habe ganz laut geschrien, weil ich so einsam war.“ Immerhin ist es ihnen gelungen, das Prinzip der Blutrache zu durchbrechen und die Menschen friedfertiger zu machen. 2013 war Klaus Kuegler wieder zu Gast bei den Fayus. In einem Film ist zu sehen, wie sehr „Klausu“ von den Menschen dort immer noch geliebt und verehrt wird.

Tochter Sabine verließ den Dschungel im Alter von 17 Jahren

Sabine Kuegler veröffentlichte 2023 ein Buck über ihre Rückkehr in den Dschungel.
Sabine Kuegler veröffentlichte 2023 ein Buck über ihre Rückkehr in den Dschungel. © Westend Verlag | Privat

Tochter Sabine, inzwischen 51 Jahre alt und in Hamburg wohnhaft, arbeitet heute als Unternehmerin und engagiert sich gegen soziale und kulturelle Missstände. Sie hat ein bewegtes Leben geführt und in ihren Büchern geschildert, wie schwer es ihr gefallen ist, in der westlichen Welt Fuß zu fassen.

Die vierfache Mutter berichtet in ihrem jüngsten Buch „Ich schwimme nicht mehr dort, wo die Krokodile sind“, wie sie viele Jahre später, todkrank und von den Ärzten aufgegeben, in den Dschungel zurückkehrte – und dort Heilung fand durch einen Medizinmann und den Extrakt der Rinde von tropischen Bäumen.