Kaltenkirchen. Schlammschlacht in Wacken fordert die Helfer des Deutschen Roten Kreuzes Kaltenkirchen. Wie die Rettung im Morast funktioniert.

Beim Aufbauen in der vergangenen Woche haben die Helfer des Kaltenkirchener Roten Kreuzes wegen des Regens eine Schlammschlacht befürchtet, genauso ist es gekommen: Das Wacken Open Air 2023 versackt im Morast. Aber die Retter müssen trotzdem retten, und es funktioniert.

Der Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) organisiert den kompletten Sanitätsdienst bei dem Festival und arbeitet mit 450 Helfern aus ganz Deutschland und den Nachbarländern zusammen. Allerdings fangen die Probleme bereits mit der Anreise an: Wer als Ablösung zum DRK auf das Gelände in Wacken fahren will, kommt nicht heran.

Wacken 2023: DRK-Retter arbeiten knietief im Schlamm

„Man kann hier nirgends parken“, sagt DRK-Ortsvereinschef Jürgen Schumacher. Auch für die Privatwagen der Retter stehen keine Flächen zur Verfügung, weil das gesamte Gelände unter Wasser steht. Um die Ablösungen sicherzustellen, habe das DRK einen Shuttle-Service organisiert, sagt Schumacher. Die Helfer fahren bis zu den Holstenhallen in Neumünster, können dort ihr Auto abstellen und werden dann per Bus nach Wacken gefahren.

Dort erwartet sie die Arbeit in einem Sanitätsstützpunkt mit einem mobilen Krankenhaus, das von einer Matschwüste umgeben ist. Wer einmal draußen war, braucht jede Menge klares Wasser, um Stiefel und die Einsatzkleidung zu reinigen.

Ausweichquartier: Auch bei Itzehoe müssen 10.000 Menschen versorgt werden

Die Kaltenkirchener Retter haben es sehr häufig mit Verletzungen zu tun, die typisch für das Wetter sind. Dazu zählen gebrochene Beine, weil die Besucher durch den Morast stiefeln und dabei umknicken oder steckenbleiben. Außerdem berichtet Schumacher von vielen Attacken durch Wespen, die im Boden gelebt haben und jetzt aufgescheucht werden.

Der Stützpunkt des Deutschen Roten Kreuzes ist von Morast umgeben.
Der Stützpunkt des Deutschen Roten Kreuzes ist von Morast umgeben. © DRK

Zu den weiteren Herausforderungen für den Sanitätsdienst gehören die Menschen, die auf dem ehemaligen Bundeswehrflugplatz „Hungriger Wolf“ bei Itzehoe provisorisch untergekommen sind. Dort campen etwa 10.000 Menschen, die wegen des Wetters nicht nach Wacken fahren konnten. Auch dort helfen die Kaltenkirchener Retter und ihre Unterstützer. Auf dem Flugplatz kommt es zu besonders vielen Wespenstichen.

50.000 Menschen halten sich auf dem Festivalgelände auf. Etwa 35.000 konnten wegen des Wetters nicht anreisen. Das DRK setzt Rettungswagen mit Allradantrieb, geländegängige Quads und Amphibienfahrzeuge zum Typ Argo ein. Sie sind auf vier Achsen mit 16 Rädern ausgerüstet und können auch Patienten transportieren. Die medizinische Versorgung der Besucher verlaufe reibungslos, sagt Schumacher.

Schumachers Rettungsteams fahren zu viert zu den Einsätzen, früher reichten zwei Helfer. Doch jetzt müsse man sicherstellen, dass die Retter nicht selbst stecken bleiben und sich verletzen. Schumacher: „Die Einsätze kosten viel Kraft. Bis zum Knie steht man im Schlamm.“ Die Team nennen das Gelände inzwischen Steinburger Wattenmeer.