Norderstedt. Die Stadt ist Gastgeber für die norwegische Delegation der Special Olympics. Das Programm ist umfangreich und teils spektakulär.

Die Special Olympics World Summer Games gehen am 17. Juni in die Vollen, die Veranstalter fiebern der Eröffnungsfeier im Berliner Olympiastadion entgegen. Die Weltspiele für Athleten mit geistigem Handicap sind nicht weniger als die größte Sportveranstaltung in der Bundesrepublik seit den Olympischen Spielen München 1972. Bevor die Nationen in der Hauptstadt um Medaillen wetteifern, wird ganz Deutschland zum Olympischen Dorf. 216 Städte fungieren als sogenannte Host Towns – Norderstedt ist Gastgeber für die norwegische Delegation. Die Vorbereitungen für den Besuch der Skandinavier laufen auf Hochtouren.

Im Sitzungssaal K des Norderstedter Rathauses hängen norwegische Flaggen, ein Beamer projiziert das bunte Logo der Special Olympics World Games Berlin 2023 an die Wand. Die Athleten von Team Norderstedt haben ein selbstgestaltetes Banner dabei mit der Aufschrift „Together we are strong“ („Zusammen sind wir stark“). Keine Frage: Die Zeichen stehen auf Weltspiele, die am 17. Juni in Berlin eröffnet werden und erstmals in Deutschland stattfinden. Der Countdown läuft, in zwei Wochen geht es endlich los mit den Wettkämpfen.

Special Olympics: Olympia-Stimmung in Norderstedt – bald kommen die Norweger

Gut gelaunt berichten Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder und Sozialdezernentin Katrin Schmieder den versammelten Medienvertretern von der doppelten Bedeutung Norderstedts für das anstehende Weltereignis. Sportlich stellt das Team Norderstedt mit acht Aktiven aus vier Sportarten die größte Athleten-Fraktion Schleswig-Holsteins. Dazu hat die Stadt den Status „Host Town“ inne. Vom 12. bis zum 15. Juni wird die norwegische Delegation mit ihren 69 Aktiven in Norderstedt zu Gast sein. Die Skandinavier erwartet an vier Tagen ein pralles Programm voller zwischenmenschlicher Begegnungen.

Die im Rathaus anwesenden Athleten aus dem Team Norderstedt – Radsportlerin Valentina Beck, Segler Alexander Knaub, Tennisspieler Christian Schlaikier sowie die Leichtathleten Robin Schmidt, Franz Bechler und Jan Brückner – räumen ein, bislang noch keinen der norwegischen Sportkollegen zu kennen. Das wird sich durch den Host-Town-Besuch garantiert ändern. „Die Norweger sollen vorab ein Stück von Deutschland erleben, bevor es direkt im Anschluss weiter nach Berlin zu den Wettkampfstätten geht“, erklärt Trainerin und Host-Town-Mitorganisatorin Maike Rotermund. Elke Christina Roeder fügt an: „Wir sind stolz darauf, Host Town zu sein, die Gäste aus Norwegen sollen bei uns eine schöne Zeit haben. Wir freuen uns auf tolle Menschen mit einer tollen Mentalität.“

Host Town: Der Inklusion in Norderstedt einen Schub geben

Das Event wird auch der Inklusion in Norderstedt einen Schub geben, ist Katrin Schmieder überzeugt. „Was kann uns in der Stadt weiter voranbringen? Wo gibt es noch Barrieren? Da stoßen uns eventuell die Sportler drauf. Wo sind wir schon gut? Wo sind wir noch schlecht?“ Auch nach den Host-Town-Tagen sollen Themen wie Inklusion und Barrierefreiheit nicht von der Agenda verschwinden. Wertvolle Arbeit leiste bereits jetzt der Inklusive Sportverein Norderstedt (ISN).

Der norwegische Special-Olympics-Besuch fliegt am Montag, 12. Juni, aus Oslo ein und wird mit Reisebussen nach Norderstedt gebracht. Schüler der OGGS Heidberg begrüßen die Delegation, die Unterbringung ist im Plaza Parkhotel geplant. Bei einem ersten „Get Together“ in einer Gaststätte wird die norwegische Konsulin aus Schleswig-Holstein dabei sein, ferner eine norwegische Sprachtrainerin der Volkshochschule, um den Dialog anzukurbeln.

Die Weltspiele sind ein einmaliges Sportereignis für ganz Deutschland

„Norderstedt ist ein Teil der Special Olympics World Games und damit auch von Olympia. Das ist etwas ganz Besonderes und wird es für Deutschland in dieser Form wohl nur einmal geben“, sagt Elke Christina Roeder. „Schüler, Bürger und Sportler sollen zusammenkommen. Alle Norderstedter können Teil des Host-Town-Projektes sein.“ Eine erste Chance dazu bietet sich am Mittwoch, 14. Juni: Vormittags findet ein Special-Olympics-Fackellauf statt. Jeder sportbegeisterte Norderstedter darf mit Fähnchen in der Hand an die Straßen kommen und den Aktiven beider Nationen zujubeln. Der Fackellauf startet gegen 10.30 Uhr bei den Norderstedter Werkstätten und endet etwa um 11.15 Uhr am Rathausmarkt. Viele Schulen haben sich angemeldet. Die Schüler begleiten die Athleten bei ihrem Zug durch die Gemeinde als Volunteers. Der Busverkehr wird kurzzeitig umgeleitet.

Fackellauf mit Paralympics-Star, Olympisches Feuer am Rathaus

Prominente Teilnehmerin des Fackellaufs wird unter anderem die Eutinerin Kirsten Bruhn sein, eine der erfolgreichsten Paralympics-Schwimmerinnen, die Deutschland zu bieten hat. Vor dem Rathaus soll das „Olympische Feuer“ entzündet werden, selbstverständlich abgesichert von der Feuerwehr. Alle Bürger sind herzlich willkommen. Ebenso am Abend des 14. Juni ist im Stadtpark Norderstedt von 17 bis 21 Uhr eine Special-Olympics-Party geplant. Der HSV und andere Vereine der Stadt stellen rund um das Kulturwerk ein buntes Familienfest mit vielen Mitmach-Aktionen auf die Beine. Alles verraten will die Oberbürgermeisterin aber noch nicht. „Lassen Sie sich überraschen.“

Der Tag vor dem Fackellauf, 13. Juni, beginnt für die Norweger mit einem Besuch in den Norderstedter Werkstätten. Fast alle Athleten aus dem Team Norderstedt gehen hier ihrem Broterwerb nach. In den verschiedenen Arbeitsgruppen – von der Tischlerei bis zum Hauswirtschaftsbereich – soll das gegenseitige Kennenlernen weiter intensiviert werden. Dies ist kein öffentlicher Termin, die Sportler bleiben unter sich. Am Dienstagnachmittag steht das gemeinsame Training in den einzelnen Sportarten im Fokus. Fast alle Norderstedter Vereine sind dabei im Boot. Die norwegische Delegation besteht aus 69 Sportlern, Trainingsmöglichkeiten werden unter anderem für Badminton, Judo, Handball, Rhythmische Sportgymnastik, Reiten, Schwimmen und Leichtathletik bereitgestellt. Das Golf-Training kann in Quickborn umgesetzt werden.

Special Olympics: Alle Norderstedter Sportler sind fit und können in Berlin starten

Trainerin Maike Rotermund gibt sich zuversichtlich. Zweieinhalb Wochen vor den Weltspielen sind ihre Sportler sehr gespannt und angespannt, aber nicht nervös. „Das Wichtigste: Alle sind gesund, das Training läuft unverändert weiter. Nebenbei gibt es viele Pressetermine zu bewältigen, das öffentliche Interesse ist bundesweit groß.“ Leichtathlet Franz Bechler, inzwischen sogar Werbegesicht von Coca-Cola, schließt die Runde mit dem neuen Schlachtruf von Team Norderstedt: „Gemeinsam sind wir bärenstark für Berlin.“

Die Freundschaft mit den norwegischen Sportlern soll bestehen bleiben. „Wir hoffen auf einen Gegenbesuch unserer Sportler in Norwegen“, sagt Maike Rotermund. Das Team Norderstedt mit dem Trainer-Gespann Maike Rotermund und Oliver Zöbisch reist am 14. Juni bereits morgens nach Berlin, weil ein Empfang im Friedrichstadtpalast geplant ist. Die Norweger verlassen Norderstedt am Donnerstag. Schon am Sonnabend sehen sich alle Athleten im Berliner Olympiastadion zur Eröffnungsfeier wieder.