Norderstedt. Direkt vor zwei Wohnblöcken in Norderstedt-Mitte wurde zerstörter Hausrat entsorgt. Betriebsamt reagiert mit Großeinsatz.

Es dürfte einer der krassesten Fälle von illegaler Müllentsorgung im öffentlichen Raum sein, den es in Norderstedt in jüngerer Vergangenheit gegeben hat. In den letzten Tagen ist direkt an der Rathausallee, vor großen Mehrfamilienhäusern im Bereich der Hausnummer 101, in einem erheblichem Umfang Sperrmüll abgelegt worden. Vor Ort war der Ersteindruck chaotisch. Zu sehen waren Stühle, Bettroste, Matratzen, Schuhe, weitere Möbelstücke oder andere Einzelteile von Einrichtungen und sogar Schuhe und Holzpaletten.

Alles deutete darauf hin, dass die Müllhalde nicht nur stetig gewachsen war, sondern es in der Umgebung eine gewisse Dynamik gegeben hatte. Sprich: Einige haben angefangen, irgendwann haben viele weitere Menschen, vielleicht sogar Anwohner, ihren Unrat einfach dazu geschmissen.

Norderstedt: Krasse Sauerei – Illegaler Sperrmüll-Berg im Wohngebiet

Auf Abendblatt-Anfrage bestätigte die Stadt Norderstedt: Ja, dieser Fall wurde zu Wochenbeginn angezeigt. Jetzt wird durch das Ordnungsamt versucht zu ermitteln, wer die Verursacher sind – und natürlich musste der Sperrmüll so schnell wie möglich entfernt werden. Nicht zuletzt, weil es keinesfalls Privatflächen sind, sondern eben städtischer Grund und Boden.

Und so reagierte das Betriebsamt mit einem Großeinsatz, rückte mit mehreren Fahrzeugen, darunter ein Lkw und ein Mülltruck, aus. Am Dienstagmittag um 13 Uhr war die Fläche geräumt, ein Kehrfahrzeug säuberte anschließend die Umgebung.

Das Betriebsamt der Stadt Norderstedt rückte am Dienstag zu einem Großeinsatz aus und räumte die Fläche.
Das Betriebsamt der Stadt Norderstedt rückte am Dienstag zu einem Großeinsatz aus und räumte die Fläche. © Christopher Mey

Auffällig ist: Wenige Meter entfernt befindet sich eine Wertstoffinsel. Diese ist in einem guten Zustand und keinesfalls vermüllt. Die Wohnblöcke in der Nachbarschaft gehören mehreren Immobilienunternehmen. Eines ist Vonovia. Dem Abendblatt gegenüber sagte ein Sprecher aber, dass das betroffene Grundstück zur Adlershorst-Genossenschaft gehöre. „Unser Grundstück endet mit der Zufahrt zu unserer Tiefgarage.“

Vonovia vermutet, dass der Sperrmüll aus Adlershorst-Objekten kommt

Die eigene Recherche habe laut Sprecher ergeben: „Unser Objektbetreuer hat sich bereits vor Ort bei den Anwohnern und Nachbarn umgehört und wir können deswegen davon ausgehen, dass der Sperrmüll wohl auch aus den Objekten von Adlershorst kommt.“ Vonovia nahm parallel ebenso Kontakt mit dem Ordnungsamt und dem Betriebsamt auf, da der Sperrmüll begann, die Einfahrt zur Tiefgarage zu blockieren.

Laut Vonovia gebe es für die eigenen Objekte einen Turnus für die Abholung von Sperrmüll. Der letzte Termin sei im Februar gewesen, der nächste im Juni. „Diese Termine werden immer jahresweise von dem Betriebsamt der Stadt Norderstedt in Rücksprache mit uns festgelegt. Ob das für andere Wohnungsunternehmen auch gilt, weiß ich leider nicht.“

Eine Sprecherin von Adlershorst sagte allerdings: „Gemäß unserer Information handelt es sich nicht um Sperrmüll von unseren Mietern. Wir bieten unseren Mietern vier Mal im Jahr einen kostenlosen Sperrmüll-Termin an. Der nächste ist im Juni. Dieses Angebot nutzen unsere Mieter sehr gut.“

Norderstedt: Viele Fälle illegaler Entsorgung in jüngerer Vergangenheit

Grundsätzlich sagt derweil die Stadt: Derartige Vorkommnisse sollten unverzüglich dem „Mängelmelder“ des Betriebsamtes mitgeteilt werden – entweder online oder unter 040/535 95 800. Dass es in Norderstedt Probleme gibt, ist dokumentiert. 2022 gab es 424 Fälle, ein Rekord. Meist sind allerdings die Wertstoffinseln betroffen, wo der Müll dann nicht in den vollen großen Sammelcontainern landet, sondern daneben – oder es wird gleich in der Natur wie etwa in der Garstedter Feldmark entsorgt.

Als Reaktion hatte das Betriebsamt mehrere Behälter mit digitalen Füllstandsmeldern ausgestattet – diese melden an die städtische Abfall-App den jeweiligen Status, sodass Bürgerinnen und Bürger im Zweifelsfall gleich einen anderen Standort ansteuern können. Und auch eine Fachdetektei ist weiter im Einsatz, sie hat in der Vergangenheit bereits Dutzende Verstöße dokumentiert. Das Betriebsamt selbst säubert täglich Wertstoffinseln.