Kaltenkirchen. Größte Lego-Ausstellung Norddeutschlands lockt mit außergewöhnlichen Kreationen Tausende Besucher nach Kaltenkirchen.

Kinder- und Männerträume, soweit das Auge reicht. Auf 1100 Quadratmetern präsentiert der Verein Stein-Hanse am Wochenende in der Marschweghalle in Kaltenkirchen die bisher größte Lego-Ausstellung Norddeutschlands, wie der Vereinsvorsitzende Martin Horn stolz sagt. Einige Tausend Besucher aus ganz Schleswig-Holstein und Hamburg, darunter zahlreiche Familien mit Kindern, staunten über das kreative Schaffen und die schier grenzenlose Leidenschaft der 135 Aussteller dieser einmaligen Schau an Lego-Vielfalt, die Hunderte von Modellen mit ihren eigenen Ideen selbst erschaffen haben.

Zum Beispiel eine ganze Stadt mit Häusern, Menschen, Bäumen, Zügen, Bahnhöfen, Straßen, Autos, Tankstellen und sogar Windrädern. Ein halbes Jahr haben Michael Schmundt (46) aus Lübeck und Paul Cavano (40) aus Hamburg sowie 18 weitere Lego-Enthusiasten zusammen daran gebastelt. Schmundt hatte die Idee und wollte unbedingt ein 52 Quadratmeter großes Werk erschaffen.

Kaltenkirchen: Zeitlose Faszination – die Lego-Welt für alle Generationen

So entwickelte er einen Plan für eine reine Lego-Stadt, die die anderen „Lego-isten“ aus dem Stein-Hanse-Verein zu realisieren halfen. Am Ende sei es „bestimmt eine Million Legosteine“, die sie hier in ihrer Miniaturstadt zusammengesteckt haben, ist Cavano überzeugt.

Felix Russek setzte mit Freundin Michelle Rohwetter am Eingang der Ausstellung das Fähnchen für ihren Herkunftsort in Kaltenkirchen auf der Lego-Landkarte.
Felix Russek setzte mit Freundin Michelle Rohwetter am Eingang der Ausstellung das Fähnchen für ihren Herkunftsort in Kaltenkirchen auf der Lego-Landkarte. © Burkhard Fuchs

„Beim Lego kann ich meine Kreativität voll ausleben“, so erklärt Bastler Schmundt seine Leidenschaft für diese kleinen Spielsteine aus Dänemark. „Es ist ein toller Ausgleich für meinen Beruf als Rettungssanitäter.“ Ähnlich sieht Mitbastler Cavano sein Hobby. „Ich sitze bei der Arbeit den ganzen Tag am Computer. Beim Lego kann ich etwas mit meinen Händen machen. Es ist der Reiz des Analogen in einer sonst immer digitaleren Welt.“

Manuel Ivan Wallner war eigens aus Österreich nach Kaltenkirchen gekommen, um dort seine Eisenbahn-Welt aus 70.000 Legosteinen zu präsentieren.
Manuel Ivan Wallner war eigens aus Österreich nach Kaltenkirchen gekommen, um dort seine Eisenbahn-Welt aus 70.000 Legosteinen zu präsentieren. © Burkhard Fuchs

Die längste Anreise hatte Manuel Ivan Wallner (42) aus Linz in Österreich. Zusammen mit seinem Bruder hat er eine gut zwölf Meter lange Eisenbahn-Stadt mit Gleisen, Bahnhöfen und Häusern aus wohl 70.000 Legosteinen erschaffen. Der Phantasie seien beim Lego keine Grenzen gesetzt, sagt Wallner. Wenn er am Montag die 1000 Kilometer nach Hause fahre, warte da schon die nächste Aufgabe, eine Lego-Landschaft passend zum neuen Indiana Jones-Film zu kreieren. Themen-Welten aus Lego entstehen zu lassen, reizten ihn besonders. „Die Grenze der eigenen Kreativität sind nur die Gedanken.“

Alle Batmobile seit 1939 – originalgetreu nachgebaut von Andreas Engel

Andreas Engel (53) aus Quickborn haben es die Batman-Comics und –filme angetan. So hat der Quickborner in seiner Freizeit alle Batmobile, die der fiktive Milliardär Bruce Wayne in seinem Fledermauskostüm bei der Verbrecherjagd in seiner Heimatstadt Gotham City verfolgt, nachgebaut. Das sind seit 1939 einige Dutzend dieser schwarzen flachen Super-Flitzer mit ihren überdimensionalen Heckflossen. Dabei mache er sich den Spaß, auch eigene Batmobile aus seiner Phantasie zu kreieren. „Man schafft etwa 1000 Steine am Tag oder nach der Arbeit, wenn es ein fertiges Modell ist“, erklärt Engel. Bei eigenen Modellen dauere es natürlich länger.

Andreas Engel aus Quickborn hat alle Batmobile seit 1939 aus den Comics und Filmen aus Legosteinen nachgebaut.
Andreas Engel aus Quickborn hat alle Batmobile seit 1939 aus den Comics und Filmen aus Legosteinen nachgebaut. © Burkhard Fuchs

1000 Lego-Steine würden etwa 100 Euro kosten, so Engel. Das neueste Batmobil von 2022 mit 3000 Steinen sei für rund 250 Euro im Handel verkauft worden und würde heute Sammlerpreise von 400 Euro erzielen. Aber gebraucht bekäme man die 3000 Steine auch für etwa 150 Euro, so der Experte. „Die meisten Steine sind ja wie neu, weil sie nur einmal zusammengebaut wurden.“ Wenn sie dann als Staubfänger im Wohnzimmer die Ehefrau des Bastlers nervten, würden sie meist versteigert – der Kreislauf der Lego-Welt.

Lego: Die Stein-Hanse gibt es seit 2014, sie hat bundesweit Mitglieder

Natürlich waren auch jede Menge Kinder bei der Ausstellung. Und sie konnten in mehreren Spielecken ihrer eigenen Fantasie freien Lauf lassen und Legosteine so zusammenstecken, wie sie es wollten. Diese Leidenschaft für Lego im Kindesalter packe viele wieder im Erwachsenenalter, vor allem als Väter von kleinen Kindern.

So war es auch bei Martin Horn (56) aus Henstedt-Ulzburg, der 2014 zusammen mit Lutz Pletat aus Kaltenkirchen den Stein-Hanse-Verein gegründet hat, der inzwischen 480 Mitglieder in ganz Deutschland zählt und jedes Jahr eine immer größere Lego-Ausstellung in Kaltenkirchen auf die Steine stellt.

Veranstalter Martin Horn vom Verein Stein-Hanse: Nur die Zahl der Legosteine begrenzt die Kreativität.
Veranstalter Martin Horn vom Verein Stein-Hanse: Nur die Zahl der Legosteine begrenzt die Kreativität. © Burkhard Fuchs

„Mich reizt diese grenzenlose Kreativität beim Lego, alles so umzusetzen, wie ich es mir vorgestellt habe.“ Nur die Zahl der Steine, die zur Verfügung stehen, würden die Bastler an ihre Grenzen stoßen lassen. Lego mache nicht nur Spaß, sondern schule auch die Sinne, sagt Horn. Studien belegten, dass Kinder, die mit Lego spielten, bessere motorische Fähigkeiten entwickelten als die, die nicht mit diesem Spielzeug hantieren würden.

Die nächste Lego-Ausstellung in etwas kleinerem Maßstab ist in der Passage in Pinneberg am 19. Mai zu sehen.