Kreis Segeberg. Neue Erkenntnisse des Forschungszentrums Borstel: Was die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen herausgefunden haben.

Sie kommen in jeder Wohnung vor und machen vielen Menschen das Leben schwer: Schätzungen zufolge sollen bis zu fünf Millionen Menschen in Deutschland an einer Hausstaubmilbenallergie leiden. Die Betroffenen reagieren dabei auf verschiedene Eiweiße, die von den Milben, die es sich gern in unseren Betten, auf Teppichen und Polstermöbeln bequem machen, ausgeschieden und mit dem Milbenkot auf Staubpartikel und in die Luft gelangen.

Um herauszufinden, auf welche Allergene Patientinnen und Patienten reagieren, kommen nach Angaben des Forschungszentrums Borstel heutzutage verschiedene Allergietests zum Einsatz. Das Problem: Für diese Tests stehen zurzeit lediglich vier der 32 bisher bekannten Allergene der europäischen Hausstaubmilbe für die Einzeldiagnose zur Verfügung.

Forschungszentrum Borstel: Allergiker atmen auf – keine Angst vor Hausstaubmilben

Somit ist es möglich, dass der Auslöser der Allergie nicht gefunden wird und das Leiden des Betroffenen nicht adäquat behandelt werden kann. Eine frühzeitige Behandlung ist jedoch sehr wichtig, da die Hausstaubmilbenallergie mit der Entwicklung und dem Schweregrad von allergischem Asthma und atopischer Dermatitis in Verbindung gebracht wird.

In einer Studie, die von Forschenden aus dem Forschungszentrum Borstel, der Medizinischen Hochschule Hannover und der Universität zu Lübeck durchgeführt wurde, konnten nun weitere Allergene der europäischen Hausstaubmilbe untersucht werden, betont das Forschungszentrum Bortsel in einer Pressemitteilung. Dabei hat die Pharmazeutin und Doktorandin in der Forschungsgruppe von Prof. Uta Jappe, Theresa Walsemann, neun verschiedene Hausstaubmilbenallergene hergestellt und mit Material von allergischen Patientinnen und Patienten untersucht.

Hausstaubmilbenallergie: Fortschritt in der Diagnostik

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fanden heraus, dass die Schwere und die Art der Reaktionen damit zusammenhängt, auf welche und auf wie viele Allergene die Patientinnen und Patienten reagieren: Lag eine Sensibilisierung auf mehr als drei Allergene der Hausstaubmilbe vor, so war diese häufig mit allergischem Asthma assoziiert, bei der Reaktion auf nur eines der 32 potenziellen Allergene traten bei den Betroffenen vor allem isolierter Schnupfen ohne weitere Symptomatik auf.

Hausstaubmilben kommen in jeder Wohnung vor.
Hausstaubmilben kommen in jeder Wohnung vor. © istock

„Die Ergebnisse unserer Studie zeigen deutlich, wie wichtig es ist, die Routinediagnostik auszuweiten und weitere Allergene in diese Testungen auszunehmen“, so Prof. Uta Jappe, Leiterin der Forschungsgruppe „Klinische und Molekulare Allergologie“ am Forschungszentrum Borstel, Leibniz Lungenzentrum. „Bisher wurde das Augenmerk nicht ausreichend auf Sensibilisierungszahl und besonders risikobehaftete Allergene gelegt. Dies ist aber ein wichtiger Faktor, um die Risikoabschätzung für Erkrankte zu verbessern.“ Die Ergebnisse der Studie sind in der Fachzeitschrift „Allergy“ erschienen.

Hausstaubmilben haben nichts mit mangelnder Hygiene zu tun

Ganz wichtig: Hausstaubmilben im Bett, auf Teppichen oder in Vorhängen haben nichts mit mangelnder Hygiene zu tun. Sie kommen halt überall und in jeder Wohnung vor. Die Milben fühlen sich allerdings dort am wohlsten, wo wenig gelüftet wird und ein feucht-warmes Raumklima herrscht.

Viele Menschen reagieren allergisch auf Hausstaubmilben, ohne dass sie nennenswerte Beschwerden haben. Andere Menschen leiden stärker, wobei die typischen Symptome sich kaum von Heuschnupfen-Symptomen unterscheiden. In den Wintermonaten erreicht die Hausstaubmilbenallergie ihren Höhepunkt. Denn wenn die Heizperiode beginnt und eine geringe Luftfeuchtigkeit herrscht, sterben die Milben größtenteils ab. Ihre Bestandteile trocknen aus und werden über die trockene Heizungsluft mit dem Hausstaub verteilt.

Die Symptome einer Allergie gegen Hausstaubmilben

Die Symptome einer Hausstaubmilbenallergie können eine verstopfte, laufende Nase, Niesattacken, juckende, tränende oder gerötete Augen und auch pfeifende Atemgeräusche sein. Auch zu Juckreiz, Rötung der Haut und Auftreten von Quaddeln kann es kommen. Nachts treten die Symptome häufiger auf, weil die Betroffenen da den Hausstaubmilben beziehungsweise dem, was von ihnen noch übrig ist, auf der Matratze nahe kommen.