Itzstedt. Politik im Amtsausschuss will neue Regelung für Trägerschaft. Warum der See so kompliziert ist – und was die Möglichkeiten sind.

Die wichtige Nachricht vorab: Bald kann endlich wieder im Itzstedter See geschwommen und geplanscht werden, der Start soll am 15. Mai sein, wie Bürgermeister Helmut Thran bestätigt. Es müssen also nur noch die Temperaturen und das Wetter stimmen. Und trotzdem: In dieser Form wird es die letzte Freibadsaison sein. Für die Zukunft müssen Politik und Verwaltung neue Rahmenbedingungen finden. Das ist die Konsequenz eines Beschlusses im Amtsausschuss, den Thran als „überraschend“ einstuft.

Der See ist seit Jahren zwar in Privatbesitz. Allerdings gibt es eine historische Regelung, dass die heutige Badestätte in Verantwortung der Gemeinde Itzstedt liegt – im Tausch wurde dem damaligen Eigentümer einst ein Teil des öffentlichen Weges überlassen, also der Zufahrt zum dortigen Anwesen.

Freibad Itzstedt: Zukunft ungewiss – überraschendes Votum

In einem Sonderausschuss waren dann alle sieben Orte, die zum Amt gehören, gemeinsam verantwortlich für den Betrieb, dessen Träger die Amtsverwaltung ist – und alle zahlten über die Amtsumlage einen Teil der jährlichen Kosten. Nur: In diesem Frühjahr hat sich herausgestellt, dass für dieses Modell die rechtliche Basis fehlt. Die Kommunalaufsicht teilte mit: Es hätte jeweilige politische Beschlüsse hierfür geben müssen, und das eigentlich schon in den 1970er-Jahren. Passiert ist das nie, hinterfragt wurde das aber genauso wenig.

Nun gab es mehrere Möglichkeiten: Sieben Gemeindevertretungen holen die Entscheidungen möglichst schnell nach. Oder das Amt ist nicht mehr Träger, die Badestätte wird aber mit jährlich 50.000 Euro bezuschusst. Die dritte Option: Ein Ende der bisherigen Praxis.

Freibad: Tangstedt hatte eine neue Regelung gefordert

Tangstedt hatte die letzte Variante gefordert unter Verweis auf die Costa Kiesa, für die der Ort alleine sorgen muss – eine Übergabe an das Amt war nie mehrheitsfähig, sehr zum Unmut Tangstedts, das mit 38 Prozent die höchste Amtsumlage zahlen muss. Und so forderte der Tangstedter CDU-Politiker Arne Müssig: Das Amt gibt die Trägerschaft für das Freibad Itzstedt auf. Genau das wurde daraufhin mit großer Mehrheit angenommen – es gilt ab 2024.

Was das bedeutet, erklärt Helmut Thran: „Jetzt fällt die Badeanstalt der Gemeinde Itzstedt zu. Diese muss sich mit der Gemeinde Nahe, vielleicht auch mit anderen Gemeinden, über die Trägerschaft, vielleicht in Form eines Zweckverbandes einigen.“ Denn auch wenn das Grundstück Eigentum von Itzstedt ist, liegt ein Teil der Badewiese auf Naher Gebiet.

Nahe und Itzstedt könnten die Badeanstalt zusammen übernehmen

Die Nachbargemeinden erhalten jährlich vom Land eine mittlerweile sechsstellige Summe, da sie als ländlicher Zentralort eingestuft sind. Dieses Geld wird für Bedarfe verwendet, die beide Orte betreffen. Und, so Thran, ein Teil des Freibad-Defizites (pro Jahr 20.000 bis 40.000 Euro) wird aus diesem Topf bereits ausgeglichen.

Es könnte auch, wie beim Ihlsee in Bad Segeberg, ein Verein entstehen, der das Freibad führt – ehrenamtlich. Das dürfte aber eher unwahrscheinlich sein. Theoretisch könnte sogar die Schließung drohen. Aber das ist nicht gewollt. „Bisher ist von allen Gemeinden der Wunsch klargestellt worden, dass wir das Freibad für unsere Bürger, für unsere Jugend behalten wollen“, sagt Helmut Thran. Er selbst ist ehemaliger Rettungsschwimmer, die DLRG leistet am See wichtige Arbeit, unter anderem auch beim Schwimmunterricht.

Freibad Itzstedt: Bis Frühjahr 2024 muss eine Lösung her

Bis Frühjahr 2024 muss nun eine neue Regelung gefunden werden. Da im Mai die Kommunalwahl ansteht, kann es bis dahin zwar Beratungen geben, die Hauptarbeit fällt aber den neuen Gemeindevertretungen und dem neuen Amtsausschuss zu – der ja, auch das ist Theorie, die nun gefasste Entscheidung auch wieder aufheben könnte. Thran wird dann nicht mehr dabei sein, der Sozialdemokrat kandidiert nicht wieder als Bürgermeister.

Zukunftsmusik ist auch ein Herzensprojekt von ihm, das ebenso derzeit keine Mehrheit hat. Nämlich, dass der momentane FKK-Bereich umgewandelt wird, sodass dort eine Natur-Kitagruppe etabliert werden kann. Für die Nacktbader gebe es dann ein anderes Areal. Doch die Fläche gehört zu Nahe – sprich: Wenn hier Kinderbetreuung stattfindet, dann hätten Familien aus Nahe einen Anspruch auf Plätze. Auch hier gilt: Die Nachbarn müssen hier zunächst untereinander klären, was gewünscht wird.