Kreis Segeberg. A20 nicht mehr von „überragendem Interesse“: Massive Kritik an der Ampelkoalition hagelt es aus dem Kreis Segeberg.

Dass die Ampelkoalition in Berlin der A20 das „überragende öffentliche Interesse abspricht und damit die Beschleunigung des Weiterbaus der Küstenautobahn zwischen Bad Segeberg und Westerstede ausbremst, stößt im Kreis Segeberg auf heftige Kritik.

„Wie sehr muss Robert Habeck unser Bad Segeberg eigentlich hassen, dass der Weiterbau der A20 es nicht einmal in eine 144 (!) Positionen lange Liste des Bundes zur Beschleunigung von Verkehrsprojekten geschafft hat, obwohl SPD und FDP klar für das Projekt sind?“, sagt Alexander Wagner, Vorsitzender der SPD in Bad Segeberg.

A20: „Wie sehr muss Robert Habeck unser Bad Segeberg hassen?“

Alexander Wagner, SPD-Vorsitzender in Bad Segeberg, sieht bei der A20-Entscheidung ein Versagen von Umweltminister Robert Habeck.
Alexander Wagner, SPD-Vorsitzender in Bad Segeberg, sieht bei der A20-Entscheidung ein Versagen von Umweltminister Robert Habeck. © HA | Knittermeier

Habeck solle „gefälligst mal selbst vorbeikommen und sich das tägliche Chaos angucken“. Ob der Dauerstau in und um Bad Segeberg zu seinen Klimazielen passt, bezweifelt Wagner. „Und sicher wird er auch nicht begeistert sein, dass der Verkehr unmittelbar an drei Schulen mit insgesamt 1500 Schülerinnen und Schülern vorbeiführt.“ Die Ortsgruppe der Grünen in Bad Segeberg sei wenigstens so schlau gewesen, die A20 gar nicht erst ins Kommunalwahlprogramm zu schreiben. „Gegen die A20 sind sie trotzdem“, sagt Wagner.

Wenn nun Dutzende andere Projekte vor die A20 gestellt werden, könne sich jeder schon jetzt ausrechnen, dass für die A20 und Bad Segeberg am Ende kein Geld mehr übrigbleiben wird. „Da hilft dann auch ein abgeschlossenes Planfeststellungsverfahren wenig. Diese Entscheidung wird, sollte sich nicht noch etwas bewegen, die Entwicklung unserer Lieblingsstadt erneut über Jahre blockieren“, sagt Wagner. „Ich hoffe die Bad Segebergerinnen und Bad Segeberger wissen dann, wem sie das zu verdanken haben!“

SPD plant Demonstration für den Weiterbau der A20

Wagner und seine SPD wollen das alles nicht lautlos hinnehmen. „Deshalb werden wir nun für Mitte April eine Demonstration zum Weiterbau der A20 anmelden. Alle, die sich uns anschließen wollen, sind herzlich und ausdrücklich dazu eingeladen, mit uns auf die Straße zu gehen. Bad Segeberg darf sich das nicht mehr gefallen lassen!“

Toni Köppen, Bürgermeister Bad Segebergs, nannte die Entscheidung in Berlin eine „bodenlose Frechheit“ und zwar gegenüber allen Bad Segebergerinnen und Bad Segebergern, die seit Jahrzehnten mit diesem unglücklichen Zustand lebten. „Bad Segeberg ist so ziemlich die einzige Stadt, an der eine Autobahn mitten in der Stadt endet und durch eine Bundesstraße weitergeführt wird. Das bedeutet für Bad Segeberg eine Verkehrsbelastung von rund 30.000 Fahrzeugen, die durch die Stadt fahren.“

Bürgermeister Köppen spricht von einer „bodenlosen Frechheit“

Bad Segebergs Bürgermeister Toni Köppen an der Bundesstraße 206, die die Stadt durchschneidet. 
Bad Segebergs Bürgermeister Toni Köppen an der Bundesstraße 206, die die Stadt durchschneidet.  © FMG | Claas Greite

Auch von den Christdemokraten hagelte es Kritik in Richtung Berlin. Die Segeberger CDU-Bundestagsabgeordnete und stellvertretende CDU-Kreisvorsitzende Melanie Bernstein und der CDU-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Ole Plambeck sind fassungslos über den den ausgehandelten Kompromiss der Ampel-Koalition zur Infrastruktur-Beschleunigung.

„Es ist einfach eine Katastrophe für den Kreis Segeberg, dass der Weiterbau der A20 nicht zu den 144 sehr schnell umzusetzenden Verkehrsprojekten des Bundes gehören soll. Der aktuelle Zustand in Bad Segeberg und für den gesamten Kreis Segeberg ist untragbar“, teilen die beiden in einem gemeinsamen Statement mit.

CDU sieht Katastrophe für den Kreis Segeberg und die Wirtschaft des Landes

Die Segeberger CDU-Bundestagsabgeordnete und stellvertretende CDU-Kreisvorsitzende Melanie Bernstein und der CDU-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Ole Plambeck.
Die Segeberger CDU-Bundestagsabgeordnete und stellvertretende CDU-Kreisvorsitzende Melanie Bernstein und der CDU-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Ole Plambeck. © CDU Kreis Segeberg

„Die A20 ist für unsere Region und darüber hinaus für ganz Schleswig-Holstein als Ost-West-Verbindung für die wirtschaftliche und verkehrliche Entwicklung unglaublich wichtig. Bereits im schwarz-grünen-Koalitionsvertrag im Land haben wir vereinbart, dass für die Entwicklung Schleswig-Holsteins die A20, wie im aktuellen Bundesverkehrswegeplan vorgesehen, auf der geplanten Trasse gebaut werden muss“, sagte Plambeck.

„In der letzten Woche war ich auf der Konferenz der norddeutschen Verkehrspolitiker der CDU. Dort wurde noch einmal deutlich, dass die A20 für den gesamten norddeutschen Raum von überragendem öffentlichem Interesse ist“, ergänzt Bernstein. Im November 2022 sei zudem der schwarz-grüne Antrag „Für die Entwicklung Schleswig-Holsteins: A20 Weiterbau sicherstellen“ einstimmig im Landtag beschlossen worden.

„Schleswig-Holstein steht somit bereit, alles Notwendige zu tun, um die A20 schnellstmöglich fertig zu stellen“, sagte Plambeck. „Umso bitterer ist nun das Ergebnis des Ampel-Koalitionsauschusses zur A20. Wir fordern daher die Ampelkoalition im Bund auf, die A20 doch noch auf die Liste der sehr schnell umzusetzenden Verkehrsprojekte mit höchster Priorität des Bundes aufzunehmen.“