Kreis Segeberg. Sie kommen den langen Weg aus Spanien bis in den Kreis Segeberg: Wie viele Vögel bereits in den Dörfern angekommen sind.

Wenn „Storchenvater“ Holger Möckelmann vom Naturschutzbund derzeit seine E-Mails prüft, hat er fast immer Grund zu Freude. „Fast täglich erhalte ich Meldungen über die Ankünfte der über die Westroute ziehenden Störche zu ihren Brutstandorten in den einzelnen Dörfern des Kreises Segeberg“, sagt Möckelmann.

Störche, die über die Westroute aus Spanien kommen, sind immer die ersten Vögel, die ihr angestammtes Brutgebiet erreichen und freie Auswahl bei den Horsten haben. Bis Ende März treffen sie im Kreis Segeberg ein, ihre Artgenossen auf der Ostroute sind deutlich später dran. Störche aus Nordafrika und der Türkei kommen im März oder April an, die letzten Anfang Mai.

Kreis Segeberg: Kinderstube eingerichtet – Störche beziehen Horste im Kreis

Möckelmann hat eine Liste der bereits besiedelten Horste im Kreis Segeberg herausgegeben. Teilweise sind sie mit Paaren, manchmal aber nur mit einem Einzelstorch besetzt. Letzteres gilt für die Brutstandorte in Bark, Bimöhlen-Mühlenkamp, Blunk, Kattendorf, Kayhude-Wiesenweg, Kükels, Mözen-Forellenhof, Schmalfeld-Brook, Struvenhütten-Mühlenstraße, Tensfeld, Traventhal, Vosshöhlen-Storchencafe, Vosshöhlen-Todesfelder Straße und Wakendorf-II-Wilstedter Straße.

Storchenpaare haben sich in Alveslohe, Armstedt, Bad Bramstedt-Bissenmoor, Bimöhlen-Dorfstraße 27, Großenaspe-Wischof, Groß Kummerfeldt, Heidmühlen-Hegebuchenbusch, Itzstedt, Oering-Hauptstraße 87, Seth-Moorweg, Sievershütten, Struvenhütten-Deich und Sülfeld-Am Markt niedergelassen.

Ein schwedischer Storch muss sich entscheiden: Bad Bramstedt oder Grauel?

„Auf dem Storchenhorst in Bad Bramstedt-Bissenmoor hatte sich am letzten Sonntag, gegen 11 Uhr ein 2018 in Schweden beringter Storch niedergelassen“, sagt Horst Möckelmann, „Der wurde dann drei Stunden später auf dem Horst im 22 Kilometer Luftlinie entfernten Grauel im Kreis Rendsburg-Eckernförde gesichtet. Es bleibt, abzuwarten, für welchen Brutstandort sich dieser Storch entscheiden wird.“

Wie sich die Storchen-Brutsaison im Jahr 2023 entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Im vergangenen Jahr war die Bilanz eher durchwachsen. Möckelmann zeigte sich angesichts von 84 erfolgreich aufgezogenen Jungstörchen von 62 Paaren im Kreis Segeberg wenig zufrieden. Nur 1,3 Jungtiere pro Paar – für den Bestandserhalt bräuchte es mindestens zwei Junge, so Möckelmann.

30 Jungstörche starben 2022, ehe sie flügge wurden. Sie wurden von Greifvögeln gerissen oder von den Eltern aus dem Nest gestoßen, weil diese keine Chance sahen, die Jungtiere bei Trockenheit und Nahrungsmangel durchzubringen. 2022 war allerdings eine deutlich bessere Saison als 2021: Damals starben 36 Jungtiere und es gab nur 50 Brutpaare, die 62 Jungvögel aufzogen.

Für das gesamte Land Schleswig-Holstein zog Kai-Michael Thomsen vom in Bergenhusen ansässigen Storchenzentrum am Michael-Otto-Institut im Nabu ein positives Fazit über den Weißstorchbestand. Im vergangenen Jahr hätten 429 Storchenpaare im Norden 663 Junge aufgezogen. Noch 2015 hätten nur 270 Paare im Land gebrütet.

Ein Grund für die positive Entwicklung sei, dass der Weißstorchbestand in Westdeutschland allgemein sehr stark zugenommen habe, sagte Thomsen. „Das wirkt sich jetzt auch bis nach Schleswig-Holstein aus.“ Die Störche in Westdeutschland ziehen demnach zudem großenteils zum Überwintern auf der Westroute bis nach Spanien und nicht mehr nach Westafrika. In Spanien finden sie auf Mülldeponien und Reisfeldern gute Nahrungsbedingungen vor. „Dadurch ist die Zahl der zurückkehrenden Störche angestiegen.“