Henstedt-Ulzburg. Wer im „Johnny’s Gourmet China Restaurant“ seinen Teller nicht leer isst, muss Strafe zahlen. Was unser Kolumnist dazu sagt.

Hatte man als Kind früher zu Mittag seinen Teller nicht leer gegessen, war man schuld daran, wenn es tags darauf stürmte und regnete. Was im Februar sowieso ständig der Fall war, obwohl ich ganzjährig höchst selten noch vorhandene Nahrung verweigerte (abgesehen von Spinat, der ging gar nicht).

Dass der angebliche Zusammenhang zwischen restlos oder nicht restlos vertilgter Mahlzeit und der Wetterentwicklung eine ziemlich fragwürdige These ist, erschließt sich demnach bereits im Kindesalter.

Henstedt-Ulzburg: Gastfreundlich – am Mittagstisch-Büfett einmal ein Held sein

Eigentlich schade. Denn würden wir auch als Erwachsene noch an diese Theorie glauben, wären wir etwas maßvoller am „All-you-can-eat“-Restaurantbüfett. Stattdessen versuchen einige Gastronomen wie beispielsweise die Inhaber des Henstedt-Ulzburger „Johnny’s Gourmet China Restaurant“ jetzt mit Strafgeldandrohungen, jene Gäste zu bremsen, deren Augen größer als ihr Appetit sind.

Wer sich üppig den Teller belädt, um dann nach punktuellem Geknabber die meiste Speise unberührt als unverkäuflichen Müll zurückzulassen, muss mit einem Rechnungszuschlag von bis zu 20 Euro rechnen. Hoffentlich empören sich die Restaurantbesucher nicht auch noch darüber, das würde dem Desaster die Krone aufsetzen.

Henstedt-Ulzburg: Richtiges verhalten am Büfett ist offensichtlich nicht so leicht

Ganz ehrlich: Ich bin jetzt schon beschämt. Nicht, weil ich mir ständig zu viel auf den Teller laden würde – ich habe viele Fehler, aber den ausnahmsweise nicht. Mich beschämt, dass Leute, die schon aus Berufsgründen höflich und gastfreundlich sind (nämlich die Gastronomen), von der eigenen Klientel quasi dazu genötigt werden, ihre Dienstleistungen um einen Bußgeldkatalog zu erweitern.

Warum nur kriegen es manche Menschen partout nicht hin, den eigenen Bedarf passend einzuschätzen und sich am Büfett nur damit zu bedienen, was von ihnen wirklich gegessen wird? Zumal es ja kein Problem wäre, sich später etwas nachzufüllen?

Henstedt-Ulzburg: 20 Euro sparen und sich als Held fühlen

Wahrscheinlich handelt es sich dabei um egoistisches Raffzahn-Verhalten gemäß § 1 GdD (Gesetz des Dschungels): „Wenn ich das nicht essen kann, soll es auch kein anderer haben.“ Dergleichen regiert also nicht bloß im gehobenen Management oder unter beschickerten „All inclusive“ – Urlaubern auf Malle, sondern auch am soliden Mittagstisch-Büfett in Henstedt-Ulzburg.

Mein Vorschlag an alle, die sich trotzdem noch den Teller randvoll schippen: Bittet einen Menschen aus der Warteschlange vor der nächsten Tafel-Ausgabestation, heute euer Gast im Restaurant zu sein. Spart 20 Euro und ihr seid tatsächlich mal der Held.