Bad Segeberg. Schallmessgeräte mit GPS-Antenne sollen das Partyvolk vom Feiern abhalten. Warum das Gegenteil passieren wird. Ein Kommentar.

Der große Segeberger See ist ein Naturidyll. Hübsch anzuschauen und beruhigend für die Sinne. Deshalb gibt es hier eine Uferpromenade und direkt einen Hang darüber Krankenhäuser, die Segeberger Reha-Klinik und Hotels. Die sind in Betonklotz-Optik und eher weniger hübsch anzuschauen, aber man soll ja auch auf den See gucken.

Hinhören sollte man lieber nicht. Jedenfalls nicht zwischen 22 und 6 Uhr. Dann wird nämlich gefeiert. Leider nicht in der Reha-Klinik, andernfalls wäre ich vielleicht doch noch länger dageblieben, als ich dort mal Zeit verbringen musste, die mir arg lang wurde – aber das ist eine andere Geschichte.

Bad Segeberg: Lärm-Challenge – wer macht am See am meisten Krach?

In der Reha-Klinik, den Krankenhäusern und in den Hotels hätte man gerne Ruhe. Speziell im Sommer jedoch feiert gerne junges Volk am See und auf der Promenade. Manchmal, bis der Arzt kommt (vermutlich, weil sich seine Patienten darüber beschweren, dass man sie nicht zur Feier eingeladen hat).

Meistens kommt der Arzt aber nicht, sondern schickt gleich die Polizei vorbei, die dann die Lautstärke der Feiernden dimmen oder Platzverweise aussprechen muss.

So ein Präventiv-Thinktank klingt wirklich nach Weltstadt

Bevor der nächste Sommer naht und das Partyvolk anrückt, sollen nun präventive Maßnahmen her. Die hat der Kommunalpräventive Rat der Stadt erarbeitet. Hut ab, Segeberg, so ein Präventiv-Thinktank klingt wirklich nach Weltstadt. Der Vorschlag dieses Gremiums auch: Verkapselte Schallmessgeräte mit GPS-Antenne, anzubringen an den Party-Hotspots am Großen See und scharfgeschaltet während der „Danger Time“ zwischen 22 und 6 Uhr.

Jedes Geräusch oberhalb der kritischen Lautstärke von 70 Dezibel alarmiert den Sicherheitsdienst, und dann ist Schluss mit Lustig.

Bad Segeberg: Sicherheitsdienst wird bei Lärm am Großen See alarmiert

Jedenfalls für den Sicherheitsdienst. Diese armen Menschen müssen demnächst wahrscheinlich hundertmal pro Schicht anrücken, weil so ein Schallmessgerät Schall misst. Und damit eine ähnlich unwiderstehliche Herausforderung darstellt wie ein „Hau den Lukas“ auf dem Jahrmarkt. An dem kommen Betrunkene und Pubertierende auch nie vorbei, ohne im Kreise Gleichgesinnter ihre Kräfte zu messen.

Die neuen Schallmessgeräte werden zum Schiedsrichter dafür, wer am lautesten grölen kann. Oder welches Moped den lautesten Auspuff hat. Bestimmt fallen einem noch jede Menge ähnlich gelagerter Wettbewerbe ein, Betrunkene und Pubertierende sind in dieser Hinsicht ebenso spontan wie kreativ. Vielleicht sollte man ein TV-Format daraus machen, RTL 2 bringt so was bestimmt.

Dann hätten die Klinikpatienten wenigstens auch was davon.