Bad Segeberg. Wie am Segeberger See der ständige Konflikt zwischen Kurgästen und Feierwütigen akustisch gelöst werden soll.

Für manche gehört es zum Sound einer Stadt, andere fühlen sich erheblich gestört: Abendlicher oder nächtlicher Partylärm kann zum Ärgernis werden – zumal dann, wenn Hotels oder Krankenhäuser in der Nähe sind. So wie in Bad Segeberg, wo der Große Segeberger See in den Sommermonaten ein Hotspot für junge Menschen ist, die auf der schönen Promenade gerne unter freiem Himmel feiern.

Jetzt sollen Lärmsensoren dafür sorgen, dass laute Musik mit wummernden Bässen oder das Grölen Betrunkener auf ein erträgliches Maß gesenkt werden. Der Kommunalpräventive Rat der Stadt arbeitet gerade an diesem Pilotprojekt: Die Sensoren entlang der Promenade könnten zwischen 22 und 6 Uhr scharf geschaltet werden, sie schlügen bei hohen Lärm-Werten ab 70 Dezibel an und würden einen Sicherheitsdienst alarmieren. Mitarbeiter des Dienstes oder die Polizei würden vor Ort dann für Ruhe sorgen. Ein Hersteller hat den Mitgliedern des Rates die verkapselten Schallmessgeräte mit GPS-Antenne bereits vorgeführt.

Lärmsensoren: Stadt muss den Betrieb noch beschließen

Seepromenade und Backofenwiese am Segeberg See sind in den Sommermonaten beliebte Szene-Treffpunkte in Bad Segeberg. Genau über der Promenade liegen das Vitalia Seehotel und die Segeberger Kliniken. Beschwerden von Hotel- und Kurgästen oder aus dem Krankenhaus sind im Sommer an der Tagesordnung. Ein kostspieliger regelmäßiger Wachdienst brachte in der Vergangenheit nur mäßigen Erfolg.

Bürgermeister Toni Köppen hatte das Aufstellen akustischer Sensoren bereits im vergangenen Jahr zur Sprache gebracht. Jetzt greift die Politik ein: Auf einer der nächsten Sitzungen der Stadtvertretung soll ein Beschluss darüber gefasst werden, ob die Sensoren im kommenden Sommer tatsächlich aufgestellt werden.

Kur- und Hotelgäste beschweren sich schon lange über Partylärm

Michael Ehlers, der Vorsitzende des Kommunalpräventives Rates, hält das Aufstellen von Sensoren zur Messung und Übertragung von nächtlichem Lärm für eine akzeptable Lösung. „Wir wollen damit natürlich nicht die Privatsphäre anderer Leute überwachen“, sagt der Kommunalpolitiker. Aber er glaubt dass die Lärmbelästigungen an der Seepromenade und anderen Brennpunkten in der Stadt den Einsatz der Sensoren rechtfertigen.

Die Segeberger Partyszene soll auf diese Weise allerdings nicht kaputtkontrolliert werden. Auf diese Feststellung legt Michael Ehlers wert. „Natürlich sollen junge Leute auch weiterhin Party unter freiem Himmel feiern, aber bitte in erträglicher Lautstärke.“

Partyszene soll nicht „kaputtkontrolliert“, sondern nur leiser gemacht werden

Er hofft, dass sich eine Mehrheit der Stadtpolitiker mit der Idee des Kriminalpräventiven Rates anfreunden kann, so dass Lärmsensoren vor Beginn der sommerlichen Partysaison aufgestellt werden können. „Es wird dabei sicher auch zu Falschmeldungen kommen“, glaubt Michael Ehlers. „Aber der Sicherheitsdienst wird unterscheiden können, ob dort zum Beispiel Hunde anschlagen oder laute Musik ertönt.“

Die Idee, Lärmsensoren an Brennpunkten aufzustellen, scheint deutschlandweit noch wenig verbreitet zu sein. Wie eine Recherche im Internet zeigt, wurde in Bad Nauheim angesichts von Lärmbelästigungen im Bürgerpark ein Einsatz angedacht, allerdings nicht umgesetzt.

Eine Lösung für die Partys am Norderstedter Stadtpark?

Auch der Norderstedter Stadtpark kennt Probleme mit der Party-Szene. Auf dem Parkplatz vor den Eingängen zum Park trifft sich die „Cruiser-Szene“ und sorgt mit quietschenden Reifen für Verdruss bei den Anliegern. Und auch feiernde Jugendliche im Park sind manchmal zu laut.

Doch Stadtpark-Geschäftsführer Kai Jörg Evers hält Lärmsensoren für kein probates Mittel und kann sich den Einsatz derartiger Geräte im Park nicht vorstellen. „Da werden dann Lautsprecherboxen direkt vor die Sensoren gestellt und es kommt zum falschen Alarm.“

Lärmsensoren: In Norderstedt kein probates Mittel

Der Park bleibe zwar die ganze Nacht wegen der dort hindurch führenden öffentlichen Wege geöffnet, ab 22 Uhr gelte aber ein Betregungsverbot. Evers: „Wir setzen auf einen Sicherheitsdienst, der die Probleme gut im Griff hat und den Park im Bedarfsfalle räumt.“

Und auf dem Parkplatz soll dem nächtlichen „Cruiser“-Treiben demnächst ein Riegel vorgeschoben werden – besser gesagt eine Schranke. Sie werde noch in diesem Jahr installiert und soll es Freizeitrennfahrern unmöglich machen, nachts auf den Platz zu kommen.

Warum gab es diese Lösung nicht schon früher? „Es mussten Probleme gelöst werden“, betont Kai Jörg Evers. So müssten die Zugänge zu den E-Ladesäulen für Autos frei bleiben, außerdem müsse gewährleistet sein, dass späte Besucher mit ihren Fahrzeugen den Parkplatz wieder verlassen können.