Kreis Segeberg. Im Kreis Segeberg leben 1289 Erwerbsfähige, die vor dem Krieg geflohen sind. Warum nicht alle Geflüchteten arbeiten können.

Im vorigen Jahr waren im Kreis Segeberg mehr Menschen arbeitslos gemeldet als 2021. Die Arbeitsagentur Elmshorn meldet zum Jahresende 7016 Erwerbslose, 6,7 Prozent mehr als vor einem Jahr, aber: „Der Arbeitsmarkt war stabiler, als der Eindruck dieser Zahlen vermittelt“, sagt Gerold Melson, Sprecher der Arbeitsagentur.

Er nennt zwei Ursachen: Der Krieg hat Millionen von Ukrainern in die Flucht getrieben. Auch der Kreis Segeberg habe eine große Anzahl von Kriegsflüchtlingen aufgenommen. Das habe auf die Zahl der Arbeitslosen durchgeschlagen und deren Zahl um 562 erhöht.

Wirtschaft: Ukrainische Flüchtlinge erhöhen die Zahl der Arbeitslosen

im Jobcenter und bei der Arbeitsagentur sind 1289 erwerbsfähige, ukrainische Staatsangehörige gemeldet. Drei Viertel von ihnen sind Frauen. „Viele stehen dem Arbeitsmarkt nicht unmittelbar zur Verfügung, weil die Geflüchteten Sprachkurse oder Qualifizierungen besuchen oder die Kinderbetreuung nicht sichergestellt ist“, sagt Melson. 574 seien als erwerbslos registriert, 16 mehr als im November und 562 mehr als zum Jahreswechsel 2021/2022.

Ohne diesen Sondereffekt hätte es keinen Anstieg der Arbeitslosenzahlen gegeben. Im Gegenteil: Der Wert wäre im Vergleich zum Dezember 2021 sogar um 1,9 Prozent gesunken. Zum anderen reiche es nicht, nur auf einen Monat wie hier auf den Dezember zu blicken. Aussagekräftig sei die Entwicklung des Arbeitsmarktes, wenn man die Jahresdurchschnittszahlen zugrunde lege.

Arbeitsmarkt: Zahl der Beschäftigten und offenen Stellen wächst leicht

Im Schnitt waren 6804 Segeberger und Segebergerinnen ohne Arbeit, 652 oder 8,7 Prozent weniger als 2021. Die Arbeitslosenquote sank laut Arbeitsagentur von 4,8 auf 4,4 Prozent. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten wuchs leicht auf 95.995, die Zahl der offenen Stellen ebenfalls leicht auf 6577 Arbeitsangebote.

Wie sich die Wirtschaft weiter entwickelt, sei derzeit kaum absehbar und hänge zum Teil an internationalen Entscheidungen. Wirtschaftsforschungsinstitute gingen zunehmend von einer „milden“ Rezession in 2023 aus, einen wirtschaftlichen Aufwärtstrend könnte es ab 2024 geben. „Viele Unternehmen in unserer Region verfügen noch über gefüllte Auftragsbücher, die derzeit abgearbeitet werden“, sagt Kenntemich.

Wirtschaft: Ukrainische Flüchtlinge erhöhen die Zahl der Arbeitslosen

Er geht davon aus, dass auch in einem wirtschaftlich schwierigen Jahr 2023 der Arbeitsmarkt sein gutes Niveau halten wird. Berufe würden sich verändern, der Bedarf an qualifizierten Kräften bleibe. „Um den aktuellen Fachkräftebedarf zu sichern, sollten wir die Arbeitszeitpotenziale besser ausschöpfen, zum Beispiel Teilzeitkräften oder Minijobbern mehr Chancen geben, ihre Arbeitszeiten auszuweiten“, sagt der Agenturchef.

Ungelernte Arbeitslose und Beschäftigte könnten sich durch Qualifizierungen zur begehrten Fachkraft entwickeln. Durch gezielte Zuwanderung sollten Fachkräfte für Mangelberufe gewonnen werden. Besonders gute Zukunftschancen sieht die Arbeitsagentur in den sozialen Berufen (Erziehung und Pflege), im Handel und in den MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik).