Bad Segeberg. Lars Wrage von der WKS wurde vor Weihnachten abberufen – bezieht aber noch bis Juni Gehalt. Die Gründe für die Kündigung.

Das Personal-Karussell in der Chefetage der Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft Segeberg (WKS) dreht sich erneut: Lars Wrage stand erst seit Anfang 2019 an der Spitze. Noch vor Weihnachten musste er nun seinen Hut nehmen. Das hatten Aufsichtsrat und Kreistag in nicht öffentlicher Sitzung beschlossen.

„Der Geschäftsführer der WKS GmbH ist mit Wirkung zum 3. Dezember 2022 (...) abzuberufen und das Dienstverhältnis fristgemäß zum Ablauf des 30. Juni gekündigt“, heißt es in dem Beschluss. Das heißt, der Kreis lässt es sich sieben Monatsgehälter kosten, dass Wrage seinen Schreibtisch vorzeitig räumt.

Bad Segeberg: Rauswurf – Segebergs oberster Wirtschaftsförderer muss gehen

Der Posten der kreiseigenen Gesellschaft soll „zum 1. April oder später“, wie es in der Stellenausschreibung heißt, neu besetzt werden. „Um Verzögerungen durch die Kommunalwahl im Mai zu vermeiden“, sagt der WKS-Aufsichtsratsvorsitzende und ehemalige Norderstedter Oberbürgermeister, Hans-Joachim Grote (CDU).

Der Kreis hatte in der Vergangenheit wenig Glück mit der WKS-Leitung: Vom Vor-Vorgänger trennte er sich 2016 „einvernehmlich“, wie es damals hieß. Allerdings stellte sich später heraus, dass das Rechnungsprüfungsamt für die Jahre zwischen 2011 und 2014 Regelverstöße bei der Gesellschaft festgestellt hatte. Gleichzeitig habe der damalige Geschäftsführer sich der Kontrolle durch den Kreis entzogen, lautete die Kritik seinerzeit.

Dritter Geschäftsführer der WKS in wenigen Jahren

Der Hauptausschuss hoffte mit Nachfolgerin Maike Moser auf „bessere Fach- und Sachkompetenz“. Doch die seinerzeit 46-Jährige hielt es nur zwei Jahre auf dem Posten. Auf eigenen Wunsch gab sie den Job für einen in Hamburg auf.

Mit dem Diplom-Verwaltungswissenschaftler Lars Wrage sollte es einen Neustart bei der WKS geben. Doch der ist missglückt: „Es ist nie um die Person gegangen“, sagt Kreispräsident Claus Peter Dieck (CDU). „Viel mehr ist mein Gefühl, dass es Defizite in der Außenwahrnehmung gab.“

Aufsichtsrat: Gesellschaft brauche mehr Außenwirkung

Offenbar wünscht sich der Aufsichtsrat schon seit Langem eine nach außen aktivere Ausrichtung der WKS. Zum geschassten Geschäftsführer wollte sich jedoch niemand äußern. Grote: „Der Beschluss war einstimmig. Wir haben uns verständigt, darüber nichts zu sagen. Nur so viel: Es gibt keine Verstöße, die eine Rolle gespielt haben.“

Die Profilbeschreibung für den Chefsessel lässt jedoch einige Rückschlüsse zu. Grote: „Die WKS ist keine Nebenverwaltung. Wir brauchen keine großen Theoretiker, sondern Menschen, die die Ärmel hochkrempeln.“ Kleine Gemeinden und Betriebe, die es im Kreis gibt, sollten aus Sicht des Gremiums mehr in den Fokus gerückt werden.

Norderstedt kommt allein zurecht – die Dörfer brauchen mehr Hilfe

„Es geht nicht nur um die großen Player. Städte wie Norderstedt können ihre Probleme gut lösen. Die kleinen Mittelständler und kleinen Kommunen, die brauchen mehr Hilfe. Mir geht es vor allem darum, den lokalen Unternehmen zur Seite zu stehen“, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende.

Die WKS sei dafür da, das Netzwerk zu knüpfen und zu stärken. „Wir reden von Bündelung der Kräfte. Wir werden keine 95 verschiedenen Entwicklungen in unseren 95 Gemeinden haben.“ Grote ist überzeugt: „Die WKS wird nicht das Allheilmittel sein, aber ein guter Mittler. Ich kenne es aus anderen Kreisen, welche Bedeutung eine Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft haben kann, wenn sie sich auf die Kommunen einlässt.“

Bad Segeberg: Prokuristin Astrid Herms ist erneut Interims-Geschäftsführerin

Bis der Posten neu besetzt ist, wird Prokuristin Astrid Herms als Interims-Geschäftsführerin die WKS leiten. Derzeit sei die Stimmung im Team sehr gut, betont sie: „Wir arbeiten an vielen Projekten.“ So gehe parallel zur Azubi-Messe am 25. März in Henstedt-Ulzburg die Online-Plattform für Praktikumsplätze im Kreis an den Start. Außerdem solle die Tourismusstelle nach drei geförderten Jahren verstetigt werden.

„Und wir sind gerade dabei, eine Strategie zu entwickeln, um die örtlichen Unternehmen und Bürgermeister mit einzubeziehen.“ Sie verfügten über eine sehr gute Übersicht und Expertise von dem, was vor Ort wirtschaftlich wichtig sei und wo die WKS ansetzen könne. Herms: „Viele wissen offenbar nicht, was wir tun.“ Es ist nicht das erste Mal, dass Astrid Herms Übergangs-Chefin bei der WKS ist. Darauf angesprochen, ob sie eine Bewerbung erwägt, sagt sie: „Ich könnte mir vorstellen, das zu tun.“