Norderstedt. Zehn Jahre kümmerte sich die Stadt Norderstedt nicht. Anwohner wurden selbst aktiv und pflanzten Bäume – doch alle Mühe war umsonst.

Wenn keiner hilft, dann muss eben selbst Hand angelegt werden. Unter diesem Motto wollten Anwohner der Stadt Norderstedt helfen und haben vor zehn Jahren Thuja-Bäumchen auf einer öffentlichen Grünfläche am Straßenrand gepflanzt. Damit wollten sie verhindern, dass auf dem Begleitgrün unrechtmäßig geparkt wird. Am Tag vor Heiligabend wurden sie morgens von Sägen der Stadt Norderstedt überrascht.

Direkt am Wohngebiet liegt die Offene Ganztagsgrundschule Gottfried-Keller. Jeden Morgen fahren Eltern ihre Kinder zur Schule und parken ihre Autos auch in der nahe gelegenen Lessingstraße. In einer Kurve der Lessing-Straße gibt es eine Parkbucht. Diese Parkplätze seien jedoch schnell belegt.

Norderstedt: In der Lessingstraße ist Parken schwierig – Grünfläche wurde zu Parkplatz

Die Lessingstraße ist zudem Sackgasse und verkehrsberuhigter Bereich zugleich, und bei hohem Verkehrsaufkommen sei die Durchfahrt schwierig. „Morgens ist in der Spielstraße Chaos, und da haben die Eltern auf der Grünfläche neben den Parkplätzen geparkt“, berichtet Anwohner Slobodan Paravac.

Doch das Parken auf Grünflächen der Stadt ist generell verboten. Dazu kommt, dass sich hinter der Grünfläche ein Grundwasserbrunnen befindet, der die Stadt mit Wasser versorgt. Diese Entnahmestelle muss jederzeit für die Stadt zugängig sein. Außerdem kann Falschparken zu einer Verkehrsbehinderung werden: „Wir kommen nicht mehr von unseren privaten Stellflächen runter“, sagt der Anwohner.

Anwohner der Lessingstraße hielten die Thujen für eine ökologische und optisch aufgewertete Möglichkeit, unrechtmäßiges Parken zu verhindern.
Anwohner der Lessingstraße hielten die Thujen für eine ökologische und optisch aufgewertete Möglichkeit, unrechtmäßiges Parken zu verhindern. © Privat | Slobodan Paravac

Norderstedt: Die Stadtverwaltung zeigte zehn Jahre keine starke Aufmerksamkeit

Die Stadt habe sich zuvor nie um das besagte Begleitgrün gekümmert: „Es wurde nie Laub entfernt, nie gemäht“, sagt Paravac. Da haben die Nachbarn begonnen, sich selbst um die Grünfläche zu kümmern. Sie haben das Gras selbst gemäht, 2012 dann acht Thujen gepflanzt und diese seitdem gepflegt.

Die vorigen zehn Jahre habe sich die Stadt weder darüber beschwert noch Kontaktversuche unternommen oder erwidert. „Morgens um acht Uhr hörte ich auf einmal die Motorsäge“, sagt Slobodan Paravac. Für die Anwohnenden kam die Aktion am 23. Dezember komplett unerwartet, und auch die Mitarbeiter vom Betriebsamt hatten für die Nachbarn keine Erklärung.

Stadt Norderstedt: Die Thujen seien nicht geeignet, Wildwiese soll Biodiversität schaffen

Die Stadt begründet das Entfernen der Thujen wie folgt: „Grundsätzlich begrüßt die Stadt Norderstedt das Engagement der Bürger*innen, für mehr Grün in der Stadt zu sorgen. Bei der besagten Fläche handelt es sich jedoch um eine städtische Fläche, die von Anliegenden in Eigenregie leider mit als nicht artgerecht einzuordnenden (nicht-heimischen) Gehölzen bepflanzt wurde, die nur wenig ökologischen Wert besitzen“, sagt Stadtsprecher Fabian Schindler.

Um die Biodiversität zu fördern, wolle die Stadt Norderstedt anstelle der „Gehölze“ eine artenreiche Blumenwiese anlegen. „Es ist geplant, die Fläche durch entsprechende Maßnahmen vor „Wildparkern“ zu sichern“, so der Stadtsprecher. Anwohnende könnten beim Betriebsamt für die Fläche eine sogenannte Grünpatenschaft abschließen. Dann würden Nachbarn „unter fachlicher Anleitung“ die Flächen bepflanzen und pflegen.