Norderstedt. Noch keine Idee, was es Weihnachten zu essen geben soll? Alberto Moliterno vom Restaurant „Fantasia bei Alberto“ hat einen Vorschlag.

So richtig traditionell deutsch essen – wer tut das im Alltag noch? Längst haben Rezepte aus aller Welt Einzug in unsere Küchen gehalten, ganz und gar nicht zu unserem Schaden. Begeistert wird in vielen Haushalten mediterran oder asiatisch gekocht. Wer auswärts isst, speist nicht selten japanisch, thailändisch – oder italienisch. Anders an Weihnachten: hier geht es in vielen Familien dann doch noch klassisch deutsch zu. Die Gans wird in den Ofen geschoben, dazu gibt es Klöße mit Rotkohl.

Dagegen ist gar nichts zu sagen – aber warum nicht mal für Abwechslung sorgen und die Sippe zum Fest mal anders bekochen? Warum nicht zum Beispiel mal beim Stamm-Italiener fragen, was für Anregungen er in petto hat?

Einfaches Weihnachtsessen von Alberto Moliterno

So ein Stamm-Italiener ist für viele Norderstedter das Restaurant „Fantasia bei Alberto“, seit vielen Jahren zu finden in Norderstedt-Mitte, in Rathaus-Nähe. Inhaber Alberto Moliterno versorgt seine Gäste mit Pasta und Pizza, außerdem zu allen Jahreszeiten mit selbst gemachtem Eis. „Das Einfachste ist mir immer noch das Liebste!“, sagt der 60-Jährige. Diesem Motto soll auch das Weihnachtsmenü folgen, das wir heute zubereiten werden.

Los geht es mit einem absoluten Klassiker der italienischen Küche. Nämlich „Bruschetta“, jenes geröstete, schmackhafte, vielen wohlbekannte Vorspeisen-Brot. „Früher hat man das im Winter am Kamin gegessen. Da hat man einfach ein älteres Stück Brot genommen, es geröstet und mit Knoblauch eingerieben“, sagt Alberto. „Aber in Deutschland hat sich die sommerliche Version durchgesetzt.“

Alberto Moliterno: „Wir waren zu Hause sechs Kinder“

Und die machen wir jetzt, in der Küche des Restaurants, in der in einer Ecke auch die Eismaschine steht. Tomaten werden klein geschnitten, hinzu kommt Olivenöl, Salz, Pfeffer, frisches Basilikum – dann ist die Sache schon fast fertig. Einfach, aber genial, wie viele Gerichte aus dem schönen Italien, dem „Bel Paese“. Die Brotscheiben rösten wir im Pizza-Ofen. Zeit, ein bisschen zu plaudern.

Fantasia bei Alberto: Frische Tomaten, Olivenöl, Basilikum: Viel mehr braucht man nicht für Bruschetta.
Fantasia bei Alberto: Frische Tomaten, Olivenöl, Basilikum: Viel mehr braucht man nicht für Bruschetta. © FMG | Claas Greite

„Wir waren zu Hause sechs Kinder“, erzählt Alberto, der aus San Donà di Piave stammt, einer kleinen Stadt, 50 Kilometer entfernt von Venedig. Das Kochen lernte Alberto im elterlichen Haushalt. Und im frühen Alter sammelte er auch schon erste Erfahrungen im gastronomischen Gewerbe: „Mein Vater hatte ein Restaurant. Und da musste ich mithelfen. Ich war für den Tresen zuständig.“

„Fahren wir mal hoch“: Mit 24 ging’s nach Deutschland

Später lernte er den Beruf des Lebensmittel-Kaufmanns, dann – 1986, mit 24 Jahren – ging es nach Deutschland. „Fahren wir mal hoch, gucken, wie es aussieht“ hätten sich damals viele junge Leute gesagt. Alberto und seine damalige Freundin auch, es ging gleich ziemlich weit nach Norden, nach Norderstedt nämlich. Die Beziehung hielt nicht lange, aber der Rest war „nicht schlecht“, Alberto fing in einem Eiscafé an – und blieb. Heute lebt er in Quickborn, mit seiner Ehefrau Annette.

Weil noch nicht Weihnachten ist, können wir die fertigen Bruschetta-Scheiben jetzt einfach mal so hier in der Küche essen. Und Alberto kann noch ein bisschen von der alten Heimat erzählen. „Weihnachten wird in Italien etwas anders gefeiert. Am 24. sitzt man auch abends zusammen, aber richtig gefeiert wird erst am 25. Dezember. Und der Weihnachtsmann, Babbo Natale, kommt auch erst in der Nacht zum 25. Dezember.“

Weihnachtsessen 2022: Und da ist sie auch schon: die Vorspeise.
Weihnachtsessen 2022: Und da ist sie auch schon: die Vorspeise. © FMG | Claas Greite

Am 6. Januar kommt zu italienischen Kindern die „Befana“

Und dann gibt es noch die „Befana“, eine Hexe, die am 6. Januar unterwegs ist. „Die bringt die Geschenke, die der Weihnachtsmann vergessen hat. Aber manchmal bringt sie auch nur ein Stück Kohle“, sagt Alberto und lacht.

An Heiligabend wird in Italien traditionell kein Fleisch gegessen. Ein spezielles, traditionelles Gericht habe es damals im Hause Moliterno allerdings nicht gegeben. Dafür erinnert sich Alberto noch gut an die „Panettone“, jene süßen Kuchen, die in Italien in der Vorweihnachtszeit gegessen werden, wie in Deutschland die Christstollen. Und dann ist da noch „Zampone“, ein Gericht, dass es immer Silvester gab. „Das ist ein Schweinefuß mit Linsen. Das Rezept kommt aus Neapel. Mein Vater kam von dort, deshalb kam das bei uns auch auf den Tisch, wenn das Jahr endete“, erzählt Alberto.

Weihnachtsessen: Einfache Hauptspeise ist die Scampi-Pfanne

Als Hauptspeise setzen für unser Weihnachtsmenü setzen wir lieber auf etwas Leichteres. Und, der italienischen Tradition folgend, auf Meeresfrüchte. Es gibt also eine Scampi-Pfanne, nach Albertos Rezept. Dazu sind gleich zu Beginn ein paar wichtige Dinge zu beachten.

Weihnachtsessen: Große Scampi nehmen und vor dem Braten längs durchschneiden.
Weihnachtsessen: Große Scampi nehmen und vor dem Braten längs durchschneiden. © FMG | Claas Greite

„Man muss große Scampi nehmen. Riesengarnelen. Und ich schneide sie immer längst durch, also vom Kopf bis zum Schwanz. Und dann müssen sie ordentlich Hitze bekommen, damit sie schön angebräunt werden.“ Außerdem wichtig: Die Garnelen kommen zuerst – und ganz allein – in die heiße Pfanne. „Viele braten zuerst den Knoblauch an. Das ist aber falsch, der wird dann nämlich bitter“, so der Küchenchef.

Fantasia bei Alberto: Welchen Wein der Chef zum Hauptgang empfiehlt

Schon bald brutzelt und duftet es. Nach und nach kommen die anderen Zutaten in die Pfanne: Knoblauch, Zwiebel, Oliven, Peperoni, später Tomaten. Ein Gericht, das eigentlich nicht schwierig zu kochen ist – wenn man weiß, wie es geht. Und das auch gar nicht lange dauert, bis es fertig ist. Genau richtig für alle, die vor dem Fest nicht tagelang in der Küche stehen, aber der Familie trotzdem etwas Leckeres servieren wollen.

Fantasia bei Alberto: Chef mit Hauptgericht.
Fantasia bei Alberto: Chef mit Hauptgericht. © Michael Rauhe

Denn lecker ist sie wirklich, diese Scampi-Pfanne, die wir bald darauf an einem Tisch im Restaurant essen, mit etwas Weißbrot. Hat Alberto auch eine passende Weinempfehlung, für den Weihnachtsabend? Hat er. „Ich würde dazu einen Pinot Grigio trinken. Natürlich aus dem Veneto. Und ganz zum Schluss einen Grappa oder einen Ramazotti.“

Fantasia bei Alberto: Und so verbringt der Chef das Fest

Vorher kommt natürlich noch der Nachtisch. Stimmt, den müssen wir ja auch noch zubereiten – oder? Ja, geht aber ganz schnell. „Man holt sich einfach Vanilleeis von seinem Lieblingsitaliener. Und dann nimmt man Himbeeren aus dem Tieffrost, macht sie heiß, die kommen aufs Eis, dann Sahne dazu – fertig!“

Weihnachtsessen 2022: Nachtisch? Ganz einfach. „Eis vom Lieblings-Italiener.“
Weihnachtsessen 2022: Nachtisch? Ganz einfach. „Eis vom Lieblings-Italiener.“ © FMG | Claas Greite

Gesagt, getan – schon bald sind wir bei der Nachspeise, mit der sich generationenübergreifend nahezu jeder auf einfache Art glücklich machen lässt. Bleibt die Frage, wie Alberto selbst Weihnachten feiern wird. „Das Restaurant schließen wir am 24. Und dann feiern wir mit Familie und Freunden. Wir kochen was Leckeres. Bei dem, der das größte Wohnzimmer hat!“, sagt er dazu. Und im Januar geht es dann in den verdienten Jahresurlaub. „Nach Italien. Die Mutter besuchen.“

DIE REZEPTE FÜR DAS EINFACHE WEIHNACHTSESSEN (Zutaten für vier Personen)

Leckere Vorspeise: Bruschetta

Zutaten: 5 schön aromatische Tomaten, 2 Knoblauchzehen, Olivenöl, 2 Ciabatta, Salz, Pfeffer, frisches Basilkum, Balsamico-Creme, kleine Mozzarella-Kugeln.

Zubereitung: Den Backofen vorheizen. Ein Backpapier auf das Blech legen. Die Tomaten waschen und in kleine Würfel schneiden. Den Knoblauch klein hacken. Vermengen mit Olivenöl. Das Ciabatta in Scheiben schneiden und die Scheiben im Ofen rösten, bis sie goldbraun sind. Das Basilikum fein zerrupfen oder zerschneiden und mit der Tomatenmischung vermengen. Mit einem Löffel auf den fertigen Brotscheiben verteilen. Nach Geschmack garnieren mit Mozzarella und Balsamico-Creme.

Weihnachtsessen: Scampi-Pfanne „Alberto Moliterno“

Zutaten: 40 Riesengarnelen ohne Schale, 1 bis 2 Paprika (rot oder gelb), 10 Oliven, 4 Knoblauchzehen, 4 milde Pepperoni, 1 große Zwiebel, 400g Cherrytomaten, Salz, Pfeffer, Chilipulver, Olivenöl. Ciabatta oder Baguette. Ggf. ein Schuss Weißwein oder Cognac.

Zubereitung: Knoblauch in dünne Scheiben schneiden. Zwiebel in Würfel schneiden. Cherrytomaten waschen und halbieren. die Paprika in Streifen schneiden, die Streifen vierteln. Die milden Pepperoni zerkleinern. Die Riesengarnelen waschen und längs aufschneiden. Öl in der Pfanne erhitzen. Die Riesengarnelen zugeben, bei großer Hitze einige Minuten anbraten, bis sie rosa werden und schon etwas angebräunt sind. Knoblauch zugeben, Zwiebel zugeben, Paprika zugeben. Alles zusammen eine Weile braten. Dann Tomaten und Pepperoni zugeben, die Mischung einen Moment zusammen braten. Wer möchte, löscht zum Schluss mit einem Schuss Weißwein ab oder flambiert mit Cognac. „Muss man aber nicht“, sagt Alberto Moliterno. Die Scampi-Pfanne mit Ciabatta oder Baguette essen.

Weihnachtsessen: Einfaches Dessert mit Eis und heißen Himbeeren

Zutaten: Vier Kugeln Eis vom Lieblingsitaliener (einige Tage vor Weihnachten abholen, dann zu Hause in der Tiefkühltruhe lagern). 1 Packung tiefgekühlte Himbeeren, Sprühsahne.

Zubereitung: Die Himbeeren aus der Tiefkühltruhe holen, abtauen lassen und im Wasserbad erhitzen. Das Eis aus der Tiefkühltruhe holen, mit den heißen Himbeeren garnieren. Sprühsahne dazu, fertig.