Kreis Segeberg. Wie ein Bündnis von Organisationen auf das stille Leiden vieler Frauen hinter den Fassaden aufmerksam machen will.

Alle 45 Minuten wird in Deutschland eine Frau von ihrem Partner gefährlich körperlich verletzt. Jeden dritten Tag tötet ein Mann seine (Ex-)Partnerin. In Deutschland ist jede vierte Frau mindestens einmal in ihrem Leben von physischer oder sexualisierter Gewalt betroffen. Das sind mehr als zehn Millionen Frauen. Allein im Kreis Segeberg wurden 2021 der Polizei 375 Fälle häuslicher Gewalt angezeigt.

Die Aktionswoche gegen häusliche Gewalt, gemeinsam organisiert vom Landesinnungsverband des Bäckerhandwerks, den Gleichstellungsbeauftragten von Behörden, dem lokalen Bündnis „Gewalt gegen Frauen“ sowie dem „KIK – Netzwerk häuslicher Gewalt“, soll vom 21. bis zum 26. November auf das Thema aufmerksam machen. Schirmherrin ist Sozialministerin Aminata Touré.

Häusliche Gewalt: „Schweigen brechen“ – Aktionswoche gegen Gewalt an Frauen

Machen auf die Gewalt gegen Frauen aufmerksam: Die Kreis-Gleichstellungsbeauftragten Dagmar Höppner (r.) und ihre Kollegin Tanja Brodzinski mit der „Terre des Femmes“-Flagge, die am 25. November an der Kreisverwaltung gehisst wird.
Machen auf die Gewalt gegen Frauen aufmerksam: Die Kreis-Gleichstellungsbeauftragten Dagmar Höppner (r.) und ihre Kollegin Tanja Brodzinski mit der „Terre des Femmes“-Flagge, die am 25. November an der Kreisverwaltung gehisst wird. © Sabrina Müller

Am 25. November ist noch dazu der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. „Frauenrechte sind Menschenrechte“, sagt die Kreis-Gleichstellungsbeauftragte Dagmar Höppner. „Um geschlechtsspezifischer Gewalt ein Ende zu setzen, müssen alle Menschen die Formen der Gewalt und deren Grundlagen kennen und sich entschieden dagegen einsetzen. Häusliche Gewalt ist kein reines Frauenproblem, sondern eingesamtgesellschaftliches.“ Sie komme in allen gesellschaftlichen Gruppen vor. „Wenn wir nicht genau hinschauen, bleiben die Betroffenen mit ihrem Leid allein.“

Bäckereien verkaufen in Tüten mit „Gewalt kommt nicht in die Tüte“-Aufdruck

Im Kreis Segeberg beteiligt sich unter anderem das Berufsbildungszentrum (BBZ) in Bad Segeberg an der Anti-Gewalt-Woche. Die Auszubildenden des Bäckereihandwerks wollen am 23. November Selbstgebackenes an Schulen verkaufen, in Papiertüten mit dem Aufdruck „Gewalt kommt nicht in die Tüte!“ und der Telefonnummer des Hilfetelefons „Gewalt gegen Frauen“ sein (diese Tüten wird es auch in zahlreichen Bäckereien des Kreises geben).

Am Hauptgebäude der Segeberger Kreisverwaltung in Bad Segeberg wird die „Terre des Femmes“-Flagge gehisst. Die Aktion trägt in diesem Jahr den Slogan „#TrautesHeimLeidAllein – gemeinsam gegen häusliche Gewalt“.

Häusliche Gewalt: Oft verhindert die Scham die Anzeige

„Wir wollen das Schweigen brechen und ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen setzen“, sagt Tanja Brodzinski von der Gleichstellungsstelle des Kreises. Gewalt geschehe oft in direkter Nachbarschaft und werde häufig hinter einer Heile-Welt-Fassade versteckt. „Aus Scham und Angst“, weiß Brodzinski.

Wer Hilfe benötigt, kann sich an das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen unter 08000 116 016 wenden oder www.hilfetelefon.de, ebenso an die örtlichen Frauenfachberatungsstellen, die unter www.lfsh.de/beratungsstellen zu finden sind. Auch die kommunalen Gleichstellungsbeauftragten des Kreises, der Städte, Ämter und Gemeinden helfen vertrauensvoll weiter.