Boostedt. Nach schweren Vorwürfen des Beamtenbundes: Zwei Ministerinnen besuchen ehemalige Kaserne. So soll Situation entschärft werden.

Bespuckte und mit Steinen beworfene Autos, Bettelei, laute Musik, Feueralarm – die Vorwürfe des Deutschen Beamtenbundes wogen schwer. In der ehemaligen Rantzau-Kaserne in Boostedt gebe es Konflikte zwischen den Auszubildenden in der Justizvollzugsschule und den am gleichen Standort in einer Landesunterkunft untergebrachten Flüchtlingen, hieß es. Weitere Kritikpunkte: Die Unterrichtsräume und die Unterkünfte seien nicht zeitgemäß, es war die Rede von „Plastikmatratzen“ und „mangelhaftem Internetempfang“. Die Forderung des DBB: Es müsse ein alternativer Standort geschaffen werden.

Der Bürgermeister von Boostedt, Hartmut König (CDU), hielt die Vorwürfe teils für übertrieben. Es habe nur einen Vorfall gegeben, bei dem Autos beworfen worden. Der Kommunalpolitiker verwies auf einen runden Tisch, bei dem Lösungen gefunden seien. Das Problem des Bettelns habe sich durch Großfamilien ergeben, die verlegt worden seien.

Boostedt: Land reagiert auf Konflikt zwischen Justiz-Azubis und Flüchtlingen

Trotzdem: Die Situation hat nun dazu geführt, dass Justizministerin Kerstin von der Decken (CDU) und Integrationsministerin Aminata Touré (Grüne) gemeinsam nach Boostedt gekommen sind. Sie warben vor Ort für eine gute Nachbarschutz von JVA-Ausbildung und Landesunterkunft. „Gemeinsam mit den Beteiligten liegt uns ein gutes Miteinander und positives nachbarschaftliches Verhältnis sehr am Herzen“, so von der Decken.

Die schleswig-holsteinische Justizministerin Kerstin von der Decken (CDU) lobte die Unterstützung der Auszubildenden für die Landesunterkunft kurz nach Beginn des Ukraine-Krieges.
Die schleswig-holsteinische Justizministerin Kerstin von der Decken (CDU) lobte die Unterstützung der Auszubildenden für die Landesunterkunft kurz nach Beginn des Ukraine-Krieges. © dpa | Frank Molter

So hätten Auszubildende kurz nach Beginn des Ukraine-Krieges Mitarbeitende in der Landesunterkunft unterstützt beim Empfang von neu angekommenen Menschen, zudem auch gespendet, um die Spielmöglichkeiten für Kinder zu verbessern.

Den Standort teilen sich Justiz, Flüchtlinge, Behörden, Polizei und Schule

Die Justizvollzugsschule ist seit 2019 in Boostedt, teilt sich den Standort mit dem Landesamt für Zuwanderung und Flüchtlinge, dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, der Polizei sowie einer Außenstelle der örtlichen Grund- und Gemeinschaftsschule. „Angesichts der weltweiten Krisen sind leider mehr Menschen als zuvor gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Umso wichtiger ist es, dass sich alle Beteiligten dafür einsetzen, ihnen hier ein gutes Ankommen zu ermöglichen“, sagte Aminata Touré. „Zu einer guten Nachbarschaft gehören selbstverständlich auch gegenseitiges wertschätzendes Verständnis und Rücksichtnahme.“

Seit 2019 befindet sich die Justizvollzugsschule in der ehemaligen Rantzau-Kaserne.
Seit 2019 befindet sich die Justizvollzugsschule in der ehemaligen Rantzau-Kaserne. © dpa | Frank Molter

Es sind nun mehrere Maßnahmen vereinbart worden, um die friedliche Koexistenz der Einrichtungen zu gewährleisten. So soll das Grünland zwischen den Häusern umgestaltet werden, damit sich Anwärterinnen und Anwärter besser auf Lern- und Prüfungssituationen vorbereiten können. Wege und Nutzungsflächen sollen noch klarer mehrsprachig gekennzeichnet werden. Für die Geflüchteten soll es eine zweite Essensausgabe geben, ein Spielplatz entstehen, Fußballtore aufgestellt werden.

Das Angebot an Justiz-Auszubildende, in Boostedt zu wohnen, wird laut Ministerium gut angenommen. Bereits umgesetzte Verbesserungen seien die Einrichtung eines Freizeit- und Fitnessraums, einer Bibliothek, separater Duschkabinen und Sanitäranlagen, von WLAN sowie sukzessive neue Möbel für die Zimmer. Zudem sei die Einfahrt auf das Gelände schon im August verlegt worden, was zu einer verbesserten Nachtruhe beitrage.