Henstedt-Ulzburg. Die Empörung darüber, dass die Paracelsus-Klinik in Henstedt-Ulzburg ihre Geburtsklinik samt Gynäkologie zum Jahresende schließen wird, ist in der Region unverändert groß. Und daher ist es vielen Betroffenen und auch Entscheidungsträgern unter anderem aus der Gemeinde ein Anliegen, dass die Debatte weitergeführt wird über die Gesundheitsversorgung. Auch, wenn die Entscheidung des Paracelsus-Konzerns aller Voraussicht nach nicht mehr zu revidieren ist.
Die Fraktionsvorsitzende der Wählergemeinschaft WHU, Karin Honerlah, hat sich nun in Kiel mit Schleswig-Holsteins Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken (CDU) und zwei Fachfrauen aus der Krankenhausplanung getroffen. Im Gepäck: 120 Unterschriften, die am Rande der Demonstration gegen die Schließung vor einem Monat spontan gesammelt wurden. Der gemeinsame Appell: Die Gesundheitsministerin müsse sich für eine „auskömmliche und sachgerechte Finanzierung der Geburtshilfe“ einsetzen, so Honerlah.
Paracelsus-Klinik: Aus für Geburtshilfe – Ministerin nimmt Resolution entgegen
Die Kommunalpolitikerin verdeutlicht: „Seit dem Jahr 2000 sind auch aus wirtschaftlichen Gründen die Hälfte der 32 Geburtsstationen im Land geschlossen worden mit entsprechenden Folgen wie zum Teil langen Fahrzeiten und Ängsten der werdenden Eltern. Denn in den verbleibenden Kliniken ist der Andrang groß, die Kreißsäle voll, und häufig werden deshalb Kaiserschnitte eingeleitet.“
Laut Honerlah habe ihr die Ministerin versichert, die Geburtshilfe „auf dem Schirm“ zu haben. Es sei eine Bedarfserhebung zur Geburtensituation erfolgt und ausgewertet worden. Dazu fand an diesem Donnerstag ein „Qualitätszirkel“ statt, bei dem auch Hebammen vertreten waren.
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Karin Honerlah verweist auf die Metropolregion mit vielen jungen Familien. „Wo wohnen Frauen in gebärfähigem Alter, wo ist Zuwachs zu erwarten“, sagt sie – hiernach müsse die Planung ausgerichtet werden. Zudem dürfe man nicht die Flüchtlinge vergessen.
Paracelsus-Klinik schließt Geburtshilfe – Politikerin für hebammengeleitete Kreißsäle
Hebammengeleitete Kreißsäle könnten zu einer Verbesserung führen, so die WHU-Gemeindevertreterin. „Viele Hebammen sind bereit, an Kliniken zurückzukehren.“ In skandinavischen Ländern würden Geburten zum Beispiel nicht per se als Risiko angesehen, sodass wieder kleine, gut erreichbare Kliniken eingerichtet würden.
Ein weiteres Thema waren die Fallpauschalen. Diese könnten nur auf Bundesebene geändert werden, sagte Kerstin von der Decken. Auch da werde sich Schleswig-Holstein einsetzen. Das Fazit von Karin Honerlah nach dem Gespräch: „Bleibt zu hoffen, dass es bald Ergebnisse gibt, die den 200.000 Einwohnerinnen und Einwohnern zwischen Norderstedt und Neumünster eine bessere Gesundheitsvorsorge beschert.“
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