Kiel/Kreis Segeberg/Kreis Pinneberg. Zahl der freilaufenden Katzen in Schleswig-Holstein ist problematisch und stellt sogar Gefahr dar. Wie Tierschützer helfen können.

Man sieht sie kaum – dabei gibt es ganz viele von Ihnen: freilaufende Katzen. Nach Schätzungen von Tierschützern sind es in Schleswig-Holstein ungefähr 75.000. Und das ist durchaus problematisch, denn freilebende Katzen finden häufig nicht genügend Nahrung, werden krank oder verletzen sich und stellen auch eine Gefahr für die Population von Wildvögeln dar.

Am Montag, 17. Oktober, startet nun erneut eine Kastrationsaktion der Tierärztekammer Schleswig-Holstein in Zusammenarbeit mit den Kommunen und Gemeinden, den Tierschutzverbänden, der Tierärzteschaft und dem Jagdverband des Landes. Das Angebot richtet sich an Tierschutzvereine der teilnehmenden Gemeinden, darunter auch Norderstedt und Henstedt-Ulzburg.

Katzen: Krank und verletzt – kostspielige Aktion soll Elend beenden

Es wird Tierschutzorganisationen in den teilnehmenden Gemeinden die Möglichkeit geboten, freilaufende Katzen einzufangen und dann kastrieren zu lassen. Die Kosten der Kastration werden dabei komplett übernommen. Tierarztpraxen, die sich beteiligen, spenden durch ihren Honorarverzicht 25 Euro pro Eingriff.

Die restlichen Kosten werden aus einem Fonds der Tierärztekammer Schleswig-Holstein beglichen. Voraussetzung für die Kostenübernahme ist allerdings, dass die Katzen sich nicht in fester menschlicher Obhut befinden und in einer der teilnehmenden Gemeinden eingefangen wurden.

Freilebende Katzen sind in Schleswig-Holstein überall. Man übersieht die herrenlosen Streuner jedoch schnell.
Freilebende Katzen sind in Schleswig-Holstein überall. Man übersieht die herrenlosen Streuner jedoch schnell. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Schleswig-Holstein startete bereits ähnliche Aktionen

Das Land Schleswig-Holstein hatte bereits in den zurückliegenden Jahren ähnliche Aktionen gestartet – und das aus gutem Grund: Es gibt einfach zu viele von den kleinen Streunern, wenn sie sich unkontrolliert vermehren.

Eine weibliche Katze wird im Alter von fünf bis sechs Monaten geschlechtsreif, ein Kater mit sieben Monaten. In die „Wechseljahre“ kommt eine weibliche Katze auch nicht. Deshalb bleiben Katzen bis ins hohe Alter paarungswillig und zeugen in ihrem Leben somit viele Jungen – zu viele.

Katze: Bis zu 33 Nachkommen pro Jahr möglich

Von einer nicht kastrierten Katze und ihren Jungen können innerhalb eines Jahres immerhin bis zu 33 Nachkommen das Licht der Welt erblicken: Eine fruchtbare Katze kann in einem Jahr zwei Würfe mit durchschnittlich fünf Katzenbabys haben.

Diese Katzenjungen werden wiederum im selben Jahr geschlechtsreif und können dann auch wieder vier bis sechs Neugeborene bekommen. Dadurch steigt die Zahl der Freigängerkatzen exponentiell an. Es kommt zur Überbevölkerung.

Norderstedt: Warum freilebende Katzen leiden

Das natürliche Nahrungsangebot reicht für die herrenlosen Tiere in der Regel nicht aus. Die Hungersnot führt zur Mangelernährung, und die wiederum begünstigt, dass sich Krankheiten rasch ausbreiten können. Die Tiere werden von Parasiten befallen und erkranken an Infektionen.

Katzenjunge werden daraufhin bereits schwach und krank geboren. Durch die Überpopulation werden Krankheiten, Infektionen und Parasiten noch schneller übertragen. Und auch Hauskatzen, die draußen unterwegs sind, sind vor der Gefahr nicht geschützt.

Schleswig-Holstein stellt 90.000 Euro für Kastrationen zur Verfügung

Dieser Kreislauf der Verelendung freilaufender Katzen soll durch die Aktion unterbrochen werden. Die Kastration einer Katze ist allerdings kostspielig. Die Kas­tration eines Katers kostet etwa 84 Euro. Bei einer weiblichen Katze ist der Eingriff noch teurer: Es fallen dann ungefähr 140 Euro an.

Zur Kostendeckung hat das Land Schleswig-Holstein für dieses Jahr insgesamt 90.000 Euro zur Verfügung gestellt. Der Deutsche Tierschutzbund spendet 10.000 Euro, und der Landesverband Schleswig-Holstein gibt weitere 7000 Euro. Die teilnehmenden Gemeinden übernehmen zudem 50 Prozent der Kas­trationskosten.

Die Aktion, die am kommenden Montag beginnt, soll am Montag, 14. November, enden. Wenn allerdings die finanziellen Mittel des Fonds bereits zu einem früheren Zeitpunkt ausgeschöpft sein sollten, muss die Kampagne vorzeitig beendet werden.

Freilebende Katzen bei der Fütterung: Der Norderstedter Verein Strassentiger kennt etliche dieser
Freilebende Katzen bei der Fütterung: Der Norderstedter Verein Strassentiger kennt etliche dieser "Hot Spots" des Katzenelends in der Region. © Claudia Keck

Tierschutz: Norderstedter und Pinneberger Vereine sind bei der Aktion dabei

Für die freilaufenden Katzen in Norderstedt und Henstedt-Ulzburg beteiligt sich der Norderstedter Tierschutzverein Straßentiger Nord. Zudem unterstützt der Verein die Kastration von Hauskatzen mit 60 Euro bei Katzen und 30 Euro bei Katern. Halter, die nicht über ausreichend finanzielle Mittel verfügen, bekommen so die Chance, auch ihre Katze zu kastrieren.

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Im Kreis Pinneberg beteiligen sich mehrere Städte und Gemeinden an der Kastrationsaktion. Der tierischen Hilfskampagne angeschlossen haben sich die Städte Bramstedt, Elmshorn, Quickborn, Schenefeld und Tornesch, die Gemeinde Hasloh sowie die Ämter Elmshorn-Land, Geest und Marsch, Südholstein, Hörnerkirchen und Pinnau.

Katzen: Bei Aktion gegen Elend bereits 23.700 Tiere kastriert

In den vergangenen acht Jahren wurden in Schleswig-Holstein im Rahmen der Aktion gegen das Katzenelend bereits rund 23.700 Katzen kastriert – dabei handelte es sich zu rund 60 Prozent um weibliche Tiere und zu rund 40 Prozent um Kater. Die jüngste Aktion fand im Frühsommer dieses Jahres statt.

Alle erforderlichen Dokumente der Kastrationsaktion (Liste der teilnehmenden Gemeinden, Vordruck und Datenschutzerklärung) finden Interessierte im Internet.

Geldspenden an die Tierärztekammer Schleswig-Holstein, Konto: Katzenelend SH; IBAN: DE42 2176 2550 0033 2005 58
Weitere Informationen
unter www.tieraerztekammer-schleswig-holstein.de/aktuelles/katzenkastration.html