Kaltenkirchen. Kantorei aus Kaltenkirchen machte gemeinsam mit der Kammersinfonie Hamburg das Werk von Mendelssohn zu einem Ereignis.

Wenn die Kantorei der Michaeliskirche unter der Leitung von Daniel Zimmermann mit der Kammersinfonie Hamburg, Gesangssolistinnen und -solisten ein Musikwerk in der Michaeliskirche aufführt, ist das stets ein Ereignis für die ganze Region. So war die Kirche auch beim Oratorium „Elias“ von Felix Mendelssohn ausverkauft. Und – ebenfalls wie immer – stand das Publikum nach dem Schlusschor auf und applaudierte begeistert ob der fantastischen Leistungen des gesamten Ensembles.

Kantorei, Orchester, Solistinnen und Solisten folgten dem lyrisch-romantischen bis dramatischen Duktus der Mendelssohnschen Komposition. Vor allem die Sängerinnen und Sänger sparten nicht mit innigem oder auch aufbrausendem Ausdruck. Bereits bei der Uraufführung am 26. August 1846 beim Musikfest in Birmingham, die der Hamburger Mendelssohn selbst leitete, war „Elias“ ein großer Erfolg, denn seine Musik spricht Herz, Seele und alle Sinne an.

Konzert: Begeisterungssturm für „Elias“ in der Michaeliskirche

Auch bei der Aufführung in Kaltenkirchen folgte das gesamte Ensemble den Intentionen des jüdischen Komponisten, dessen Familie aus Angst vor Repressalien zum Christentum konvertierte und „Bartholdy“ als Zusatznamen wählte. Was nichts nützte – unter dem NS-Regime trauten sich kaum Musiker, Mendelssohn-Werke zu spielen.

Für helle Begeisterung sorgte vor allem Bass Jóhann Kristinsson als Elias, der allen Stimmungen in seiner langen, sehr präsenten Titelpartie intensiv auskostete, sei es bereits in der Einleitung „So wahr der Herr, der Gott Israels“, sei es sanft und voll Dank in „Herr, mein Gott, vernimm mein Flehn!“, sei es machtvoll und fordernd in „Der du deine Diener machst zu Geistern“ oder gut erzählend in den Rezitativen. Kristinsson überzeugte sowohl mit lyrischem wie mit expressivem Ausdruck.

Wunderbarer Engel mit einem melodischen, warmen Alt

Einen kraftvollen, teils sehr hohen Sopran zeigte Frøya Gildberg mal als Witwe einerseits zornig anklagend, andererseits jubilierend, gut verständlich in den Rezitativen und kongenial in den Quartetten. Einen wunderbaren Engel gab die Salzburgerin Isabell Czarnecki mit ihrem melodischen, warm leuchtenden Alt. Sie verstand sich vor allem auf eine kluge, feine Stimmführung, beispielsweise im 18. Arioso „Wehe ihnen“, dem Kernstück des Oratoriums, das sie weich, fürbittend und melancholisch interpretierte.

Tenor Michael Connaire gab Obadjah, einem Propheten aus den Tanach und damit aus der Tora, dem jüdischen Teil des Alten Testaments, mit viel Gefühl und steuerte die Stimmungen zwischen pianissimo und forte, zwischen Versöhnung und Rache sensibel aus. Die Michaeliskirche führte das Oratorium einen Tag vor Beginn des jüdischen Versöhnungstages Jom Kippur auf.

Konzert: Kantor tanzte und rappte sogar

Die zirka 50 Sängerinnen und Sänger der Kantorei überzeugten mit machtvollem, souveränem Gesang und konnten unter der temperamentvollen Leitung Daniel Zimmermanns ebenso auftrumpfen wie die Kammersinfonie Hamburg. Zimmermann tanzte und rappte sogar auf seinem Dirigenten-Podest und leitete die gesamte Aufführung mit Charme und Charisma zugleich.