Kreis Segeberg. Was Polizeibeamte bei Razzien in Wohnungen von Verdächtigen fanden und welche Rolle Polizeihund Joker dabei spielte.

Im Kampf gegen die Kinderpornografie haben Polizei und Staatsanwaltschaft in den Kreisen Segeberg und Plön sowie in Kiel 26 Häuser und Wohnungen durchsucht. Im Kreis Segeberg vollstreckten die Beamten Durchsuchungsbeschlüsse in Norderstedt und Kaltenkirchen.

Die Ermittlungen führt die Ermittlungsgruppe „Kipo“ der Kripo Kiel. Derzeit gehen die Beamten nicht davon aus, dass die Tatverdächtigen einem Netzwerk angehören. „Hintergrund des Einsatzes sind einzelne Verfahren aus dem Deliktsbereich Kinderpornografie, bei denen keine Verbindung zueinander erkennbar ist“, sagte ein Polizeisprecher. „Bislang liegen keine Hinweise darauf vor, dass die Tatverdächtigen untereinander vernetzt sind oder gemeinsam vorgingen.“

Polizei Schleswig-Holstein: Kinderpornografie – Razzia

Die Durchsuchungen begannen am Donnerstag gleichzeitig um 6 Uhr. Die Tatverdächtigen sind zwischen 15 und 78 Jahre alt. Die Polizei stellte diverse Datenträger sicher, die ausgewertet werden müsse. Im Einsatz war auch der Spürhund Joker, der auf den Geruch von Datenträgern spezialisiert ist.

Joker ist der erste ersten Datenträgerspürhund in Schleswig-Holstein. Er kann USB-Sticks, Handys – komplett oder nur die internen Speicher – oder Minikameras mit Micro-SD-Karte erschnüffeln.

Die Ermittler werden auch prüfen, ob kinderpornografisches Material weitergegeben wurde. „Zudem stellten die Beamtinnen und Beamten in einem Fall eine geringe Menge Betäubungsmittel fest und stellten diese sicher“, teilte die Polizei mit. Außerdem stellten die Polizisten in zwei Fällen Verstöße nach dem Waffengesetz fest.

Verdächtige waren Konsumenten, keine Produzenten

Dass die Tatverdächtigen selbst kinderpornografisches Material hergestellt und damit aktive Missbrauch begangen haben, halten Polizei und Staatsanwaltschaft derzeit für unwahrscheinlich. „Aufgrund fehlender Haftgründe, wurden im Vorfeld keine Haftbefehle durch die Staatsanwaltschaft Kiel beantragt“, hieß es. „Die Tatverdächtigen werden sich in entsprechenden Gerichtsverfahren verantworten müssen.“

Der Gesetzgeber hat im vergangenen das Strafmaß in diesem Deliktsfeld ein weiteres Mal verschärft. Der Besitz und die Verbreitung gelten seitdem als Verbrechen und werden mit einer Mindestfreiheitsstrafe von einem Jahr geahndet.

Kinderpornografie: Steigende Anzahl an Fällen in Schleswig-Holstein

Die Ermittlungsgruppe „Kipo“ besteht aus zwölf Männern und Frauen, die eng mit den Dienststellen der Polizeidirektionen Segeberg, Kiel und Neumünster sowie dem Fachdezernat der Kieler Staatsanwaltschaft zusammenarbeiten. Der Zuständigkeitsbereich erstreckt über den gesamten Bereich des Kieler Landgerichts, also die Städte Kiel und Neumünster und die Kreise Plön, Rendsburg-Eckernförde und Segeberg.

Wegen der verstärkten Ermittlungen und Überprüfungen sind die Fallzahlen beim Besitz beziehungsweise der Verbreitung kinderpornografischer Schriften landesweit deutlich gestiegen. 2021 wurden in Schleswig-Holstein 459 Fälle von Besitz und Beschaffung bekannt, 394 wurden aufgeklärt. Bei der Verbreitung waren es 376 Fälle, von denen 292 geklärt wurden.