Pronstorf. Mozart mal anders: 1000 Klassik-Freunde kamen zum letzten SHMF-Konzert auf den Gutshof, um den israelischen Dirigenten zu erleben.

Ausverkauft. Knapp tausend Klassik-Freunde wollten Omer Meir Wellber erleben, den diesjährigen Porträtkünstler des Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF). Auf Gut Pronstorf bei Bad Segeberg gestaltete er mit Musikerfreunden das letzte Konzert auf diesem idyllischen Gutshof am Wardersee.

„Es ist ein besonderes Erlebnis, Omer Meir Wellber mit diesem ganz speziellen Programm hier erleben zu dürfen“, sagte Gastgeber und Gutsherr Hans-Caspar Graf zu Rantzau, bevor Omer Meir Wellber erst einmal klarstellte, das eines gar nicht klar war – das Programm.

SHMF: Viel Applaus für Überraschungen und Improvisationen

Zwar stimmte das erste Stück, dann aber folgten Antonín Dvořáks Terzett für zwei Violinen und Viola, C-Dur, Opus 74, und Wolfgang Amadeus Mozarts Konzert für Klavier und Orchester, A-Dur, KV 414. Doch auch das nicht so ganz. Denn aus dem Mozart-Konzert entwickelte Omer Meir Wellber mit seinen neun Musikerfreunden ein ganz eigenes Arrangement, eines, das wohl nur so beim Festival-Konzert auf Gut Pronstorf gespielt wurde. Das Publikum honorierte die Überraschungen und Improvisationen mit begeistertem Applaus.

Ganz klassisch und völlig überraschungsbefreit ging indes das Geiger-Paar Teodora und Anton Sorokow die Passacaglia nach dem sechsten Satz aus Georg Friedrich Händels Suite für Cembalo Nr. 7 in g-Moll von Johan Halvorsen an. Fein nuancierten sie die Klangfarben und führten das Stück temperamentvoll ins Finale. Klassisch erklang auch noch das Terzett für zwei Violinen und Viola in C-Dur, Opus 74, von Antonín Dvořák mit Bratschistin Natalia Tchitch und dem Geiger-Paar Sorokow. Das Trio betonte vor allem die heiteren, die beschwingten Sequenzen.

SHMF: Und immer schimmerte Mozart durch

Doch dann kam dieses Mozart-Wellbergsche Bravourstück. „Mozart hat, so viel kann ich sagen, nie für Didgeridoo komponiert“, kündigte Wellber seine Überraschungen an, setzte sich an den Flügel und leitete von dort seine Musikerfreundinnen und -freunde, darunter auch Georgi Anichenko am Cello, Matteo Liuzzi am Kontrabass, Alessio Vicario an der Klarinette, der auch schon beim Norderstedter Wellber-Konzert in der Moorbekhalle solistisch begeisterte, Jacob Reuven an der Mandoline und Ramin Yazdanpanah am Didgerodoo, an Cajon und weiteren Percussions.

Es erklang reiner Mozart, heiter, tänzelnd, hohe Kunst wie beiläufig zelebriert als lockeres Palaver. Bis Alessio Vocario mit seiner Klarinette eine Kadenz besten Jazz’ in den Kuhstall blies – und trotzdem noch Mozart durchschimmern ließ.

Er verjazzte Mozarts gefällige Tänzchen, formte eine fordernde Klangkaskade, aufmüpfig und laut, putzte den Jazz mit jüdischen Klangfarben heraus, kongenial von Omer Meir Wellber am Flügel begleitet. Ramin Yazdanpanah setzte wieder neue Akzente am Cajon, und Jacob Reuven zirpte seine Mandoline.

SHMF: Unvermittelt schwang sich schneller Swing ein

Unvermittelt schwang sich schneller Swing ein, tanzbar, aber immer noch mit Mozart gefärbt. Das Andante – wieder Mozart pur, schwermütig, sanft und verhalten von Wellber am Flügel inszeniert. Doch plötzlich dröhnte ein tiefer Ton wie aus dem Untergrund ins Mozart-Idyll – Ramin Yazdanpanah blies das Didgerodoo.

Es blubberte und grunzte, erzählte mystische Geschichten aus einer anderen Welt und ließ den letzten Ton wie vom Wind verwehen, bis die Klarinette in einer weiteren Kadenz die Stille wieder füllte, sich erst die Mandoline dazu gesellte und dann die Streicher. Im Rondo Allegretto brach ein großes Geplänkel der Instrumente aus, es scherzte und schwatzte. Immer aber blieb das Wellber-Ensemble der dreisätzigen Basis des Mozart-Konzerts treu.