Norderstedt. Die Erhöhung ab Oktober ist beschlossen. Doch die Stadtwerke müssen noch einmal anpassen. Alle Infos und Tipps für die Haushalte.

In den nächsten Tagen bekommen rund 12.000 Haushalte in Norderstedt Post von den Stadtwerken – mit einer schlechten Nachricht. Denn der Gaspreis wird sich zum vierten Quartal 2022, also zum 1. Oktober, deutlich erhöhen. Die Politik hat dies im Stadtwerkeausschuss beschlossen, zuvor hatte der Versorger eine entsprechende Tischvorlage präsentiert, darin die unvermeidbare Anpassung aufgeschlüsselt.

Demnach würde sich der Preis für eine Kilowattstunde um 8,84 Cent brutto auf 23,24 Cent brutto erhöhen, das betrifft alle Kunden im Grundversorgungstarif. Der jährliche Grundpreis bleibt unverändert bei 130,83 Euro (10,90 Euro monatlich) – dieser war allerdings schon zum 1. April um 9,91 Euro erhöht worden, parallel war dort auch der Preis für die Kilowattstunde um 8,65 Cent angehoben worden.

Gaspreis und Mehrwertsteuer – die Folgen für Norderstedt

Die Steigerung selbst steht auch wenige Tage später nicht zur Debatte. Doch die exakte Höhe wird sich aller Voraussicht nach verändern, und zwar zum Vorteil der Kunden. Der Grund ist die von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) kurzfristig verkündete Senkung der Mehrwertsteuer auf Gas (von 19 auf 7 Prozent). Die Entlastung soll die Mehrbelastung durch die beschlossene Gasumlage mehr als nur ausgleichen.

Die Stadtwerke hatten für ihre Berechnungen allerdings noch den bisherigen Satz verwendet. Und weil sechs Wochen vor Inkrafttreten der Tarifanpassung die betroffenen Haushalte und die Öffentlichkeit informiert werden müssen, werden in den persönlichen Anschreiben Zahlen stehen, die bereits wieder überholt sind.

Das ließ sich wegen des sehr engen Zeitfensters nicht verhindern. Es soll möglichst bald ein zweites Schreiben geben, dann mit den korrigierten – sprich: niedrigeren – Kosten. Allerdings genügt die Ankündigung von Olaf Scholz nicht – die Steuersenkung muss vom Deutschen Bundestag auch beschlossen werden.

Senkung der Mehrwertsteuer: Stadtwerke sichern Anpassung zu

„In den in diesem Schreiben abgebildeten Preisen sind natürlich noch 19 Prozent Mehrwertsteuer enthalten. Sobald die Bundesregierung, wie angekündigt, die Mehrwertsteuer reduziert, wird dies natürlich automatisch angepasst“, sagt Oliver Weiß, Sprecher der Stadtwerke.

Im Ausschuss hatte der Versorger für den klassischen Haushalt mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 17.000 Kilowattstunden pro Jahr noch folgende Berechnung präsentiert: Im vierten Quartal müssten 478,04 Euro mehr gezahlt werden, auf zwölf Monate übertragen 1502,80 Euro. „Wenn keine weitere Preisanpassung mehr erfolgt“, hieß es. Eine Anpassung der Sondertarife werde folgen.

Gaspreis: Wohl über Jahre keine Entspannung

Und die grundsätzlich schwierige Situation bleibt. Der Preis setzt sich aus mehreren Faktoren zusammen. So sind die Erdgaspreise an den Handelsplätzen durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine, und die dadurch schlechtere Versorgungslage „außergewöhnlich stark gestiegen“, so die Stadtwerke. Weil Russland seine Lieferung um 80 Prozent verringert hat, ist die Beschaffung deutlich teurer geworden. Gegenüber dem April ist somit der Arbeitspreis schon um 4 Cent pro Kilowattstunde gestiegen. Hinzu kommen ab Oktober die Gasumlage (2,4 Cent) sowie eine Speicherumlage (erwartete Höhe: 1 Cent).

Und eine Entspannung ist nicht in Sicht. Vielmehr wurde der Politik berichtet, dass man für die nächsten rund zwei Jahre von einem gleichbleibenden hohen Niveau ausgehe. Ob es 2023 weitere Quartalserhöhungen geben wird, ist allerdings noch spekulativ.

Stadtwerke raten: Abschläge erhöhen, Tarif wechseln, Energie sparen

Was die Stadtwerke Norderstedt deswegen raten: Zur Vermeidung einer hohen Nachzahlung bei der nächsten Jahresabrechnung sollten die monatlichen Abschläge „dringend angepasst werden“. Im Kundenportal (www.stadtwerke-norderstedt.de) wurde deswegen eine „Abschlags-Ampel“ freigeschaltet, die als Hilfe dienen soll.

Der zweite Tipp: Wer bisher im Grundversorgungstarif ist, sollte in einen Sondertarif wie etwa FairWatt wechseln. Dieser sei rund 0,7 Cent pro Kilowattstunde günstiger, die Einsparung bei einem Jahresverbrauch von 17.000 Kilowattstunden wäre dann 119 Euro.

Für die kommende Heizperiode ab Oktober ist es ratsam, Energiesparmaßnahmen zu ergreifen. Schließlich würden rund 70 Prozent des Gasverbrauchs in diese Phase fallen. Bereits das Senken der Raumtemperatur um ein Grad spart sechs Prozent Energie, so die Stadtwerke. Umgerechnet: Bei einem Arbeitspreis von 23 Cent/Kilowattstunde sind das 164 Euro.