Kreis Segeberg. Arbeitslos im Sommer: Warum die Arbeitsagenturen und Jobcenter immer dann viel zu haben, wenn andere sich eine Auszeit gönnen.

Ferienzeit bedeutet Ruhe und Entspannung? Nicht für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Arbeitsagentur und im Jobcenter. Zu den Sommerferien werden saisonal mehr Menschen arbeitslos – viele nur vorübergehend.

So meldeten sich im Juli im Kreis Segeberg 566 Personen aus einer Beschäftigung (Juni: 427) und weitere 430 aus einer Ausbildung oder Qualifizierung (Juni: 271) arbeitslos. Die Arbeitslosenzahl stieg um 332 Personen, die Arbeitslosenquote von 4,2 auf 4,4 Prozent.

Kreis Segeberg: Ferienzeit – für viele bedeutet das Arbeitslosigkeit

In Norderstedt meldeten sich im Juli 212 Menschen aus einer Beschäftigung und 130 aus einer Ausbildung oder Qualifizierung arbeitslos. Die Zahl der Arbeitslosen in der Stadt stieg um 75 Menschen auf 2440, die Arbeitslosenquote stieg um 0,1 auf jetzt 5 Prozent.

Dennoch liegt die Arbeitslosigkeit unter dem Niveau des Vorjahres. „In diesem Jahr sind zwei Entwicklungen für den Juli-Anstieg maßgeblich. Saisonal typisch waren die vermehrten Arbeitslosmeldungen von jüngeren Menschen an den Übergängen von Schule, Ausbildung und Beruf zu erwarten. Als Sondereffekt aufgrund der Aufgabenübertragung zu den Jobcentern, wurden weitere ukrainische Geflüchtete als Arbeitslose neu registriert“, erklärt Thomas Kenntemich, Leiter der Agentur für Arbeit Elmshorn.

Ukrainische Geflüchtete lassen Zahlen kräftig steigen

Die Zahl der ausländischen Arbeitslosen ist dadurch im Juli um 12,3 Prozent angewachsen. Einen überproportionalen Anstieg von 24,4 Prozent gab es auch bei den jüngeren Arbeitslosen unter 25 Jahren. Wie jedes Jahr zum Ferienbeginn steigt hier die Zahl, weil sich Ausbildungsabsolventen ohne Anschlussbeschäftigung und Schulabgänger melden. Häufighaben sie bereits Zusagen oder konkrete Pläne und starten nach den Ferien in einen neuen Job, eine Ausbildung oder ein Studium.

In beiden Personengruppen sind Frauen stärker vertreten, so dass ihre Arbeitslosigkeit in diesem Monat deutlich stärker gestiegen ist als die der Männer. Mit der Herbstbelebung am Arbeitsmarkt könnte sich die Situation ab September wieder entspannen. Wirtschaftliche Unsicherheiten aufgrund von Ukraine-Krieg, Materialengpässen, eingeschränkter Lieferketten und steigender Energiepreise erlauben derzeit jedoch keine verlässliche Prognose.

Ausbildung: 589 freie Stellen, aber nur 244 Bewerberinnen und Bewerber

Zum Ausbildungsstart bleiben noch viele Ausbildungsangebote frei. Auf 244 Ausbildungssuchende kamen im Juli noch 598 freie Ausbildungsplätze. Rechnerisch ist da also noch einiges möglich. In der Praxis passen jedoch die Berufswünsche und die vorhandene Mobilität der Jugendlichen nicht immer mit dem Ausbildungsangebot und den Erwartungen der Unternehmen zusammen. Dennoch – wer sich jetzt spontan für eine Ausbildung entscheidet hat noch eine interessante Auswahl an Möglichkeiten.

Die kurzfristigen Erfolgsaussichten hängen von Beruf und Branche ab. So gibt es beispielsweise für Ausbildungen in der Informatik, in Werbung und Marketing oder als Immobilienkaufmann/-frau mehr Bewerber/innen als Ausbildungsstellen. Diese Ausbildungen sind sehr beliebt und die Bewerbungsverfahren 2022 sind meist abgeschlossen.

Kreis Segeberg: Gastronomie und Hotels suchen händeringend Leute

Wer sich hingegen für eine Ausbildung in Hotel und Gastronomie, im Einzelhandel, als Anlagenmechaniker/in (Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik) oder Elektroniker/in interessiert, hat die besseren Chancen. Kurzentschlossene können sich unter 0800/455 55 00 (gebührenfrei) bei der Berufsberatung melden. Die Arbeitsagentur berät zu Ausbildung, Studium, Alternativen und Überbrückungsmöglichkeiten – ganz nach Bedarf.

Viele Jugendliche beginnen in den kommenden Tagen ihre Ausbildung. „Damit der Start in die Ausbildung erfolgreich klappt, sollten Betriebe und Azubis vereinbaren, bei Problemen und offenen Fragen aufeinander zuzugehen und gemeinsam Lösungen zu suchen. Dabei können auch die Beratungskräfte der Kammern und der Arbeitsagentur helfen“, sagt Thomas Kenntemich. „Nachwuchskräfte werden immer knapper. Um das Risiko eines Abbruchs zu minimieren, kann die Arbeitsagentur Ausbildungsbetriebe und Auszubildende bei Bedarf mit Zusatzunterricht und sozialpädagogischer Betreuung unterstützen – und das sogar schon ab Ausbildungsstart!“