Itzstedt. Der Glaskünstler verwendet eine einzigartige Technik, um seine Werke zu schaffen. Wo diese bald erstmals zu sehen sein werden.

Wenn ein im besten Sinne streitbarer Geist sich freut und sagt, ihm werde eine große Ehre zuteil, dann muss etwas seine Seele tief berührt haben. Uwe Fossemer streitet in Itzstedt gegen den Bau eines Gemeindezentrums am Ortseingang, weil die Bürgerinnen und Bürger seiner Meinung nach nicht, wie im Kommunalgesetz vorgeschrieben, in das ortsprägende Vorhaben einbezogen wurden. Bisher ist der Protest erfolglos.

Als Glaskünstler jedoch kann der fast 80-Jährige in jüngster Zeit viele Erfolge verbuchen. Nicht nur, dass seine Stele „Kreuzigung der Erde“ seit einem Jahr im angesehenen Deutschen Glasmalerei-Museum Linnich steht. Jetzt klopfte auch ein schleswig-holsteinisches Museum bei ihm an.

Der streitbare Uwe Fossemer und seine besondere Kunst

Die Stiftung Schloss Gottorf in Schleswig will die Gottorfer Museen auf der Museumsinsel mit einer „Schatzkammer“ bereichern, und in der soll auch ein Kunstwerk von Uwe Fossemer einen festen öffentlichen Platz erhalten. Insgesamt sollen mindestens drei seiner Werke auf die Gottorfer Museumsinsel ziehen.

Professor Dr. Ulrich Schneider vom Museum für Kunst und Kulturgeschichte auf Schloss Gottorf und Kurator Kunsthandwerk und Design besuchte mit seiner Kollegin Dr. Lisanne Heitel den Itzstedter Glaskünstler in Haus und Werkstatt und begutachteten seine Glaskunst-Arbeiten.

Landesmuseum hat klare Vorstellungen für die Kunst

„Bei unserem Besuch bei Herrn Fossemer haben wir zunächst eine erste Auswahl der Arbeiten getroffen, die für unsere Sammlung infrage kommen. Wir werden demnächst die endgültige Wahl treffen“, sagte Ulrich Schneider nach seinem Besuch in der Fossemer-Werkstatt. Derzeit sei geplant, dass sofort zumindest eine Arbeit im ersten Obergeschoss des Kreuzstall zu sehen sein wird – dauerhaft als Bestands-Exponat.

Die Arbeiten von Uwe Fossemer würden die Sammlungen des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte in zweierlei Hinsicht ergänzen und eine Bestandslücke schließen. „Zum einen ist es seine spannende, technisch anspruchsvolle Neu-Interpretation des Begriffs der Glasmalerei, die es bisher in unseren Sammlungen nicht gibt. Zum anderen ist es die inhaltliche Auseinandersetzung mit zentralen religiös-philosophischen Fragestellungen des Menschseins“, sagte Schneider. Mit Fossemers Werken würden sich diese Fragestellungen auch endlich in den Sammlungen der Landesmuseen widerspiegeln.

Fossemers Arbeiten greifen zentrale Fragen der menschlichen Existenz auf

„Uwe Fossemer bewegt sich in seinen Werken zwischen Mikro- und Makrokosmos und zwischen christlichem Schöpfungsmythos und Darwinismus“, sagte Schneider. So würde der Glaskünstler zu seinen Themen finden, die zentrale Fragen menschlicher Existenz aufgreifen und visualisieren. Deshalb sei auch schon in Kirchen, wie beispielsweise in der Naher Auferstehungskirche, seine Glaskunst zu sehen.

Zudem ersetzt Uwe Fossemer die Leinwand nicht nur einfach durch Glas. Er nimmt statt eines Pinsels einen Diamantschleifer, um mit ihm direkt in das Glas zu „malen“, eine Technik, die er selbst entwickelt hat. Beim Einschleifen seiner Motive ins Glas nutzt er zudem die Möglichkeit, die Farb-Intensität seiner Bilder durch den jeweiligen Lichteinfall zu intensivieren.

Diese spezielle Technik verwendet Uwe Fossemer

Wird das Glas von Sonnenlicht beschienen, strahlen seine Motive. Das Licht wird vielfach an den eingeschliffenen Bild-Strukturen gebrochen und dadurch lebendig. Um die Farbwirkung seiner Glasgemälde zu steigern, setzt Fossemer mit Silbernitrat und Schwarzlot farbliche Akzente, die er in seinem Ofen in das Glas einbrennt. Diese so bearbeiteten Scheiben verbindet er ganz traditionell mit Bleiruten und stellt mit dieser Methode auch großformatige Glaskunst-Bilder her.

„Meine Arbeit auf Schloss Gottorf – das ist für mich eine große Ehre, denn dadurch wird meine Arbeit wertgeschätzt“, freut sich Uwe Fossemer darüber, dass seine Schenkung der Bilder von der Gottorfer Stiftung dankbar angenommen wird. Gleichzeitig sei es ihm eine große Motivation, sein Werk weiterzuführen und zu entwickeln.

Uwe Fossemer: Eine Stele für den Natur- und Generationenpark in Schmalfeld

Zurzeit arbeitet Uwe Fossemer, der am 4. Dezember 80 Jahre alt wird, an einer 3,50 Meter hohen Stele für den künftigen Natur- und Generationenpark in Schmalfeld. Auch in dieser Stele verarbeitet er die Natur als Schöpfungsgeschichte und mahnt zugleich durch Variationen der Motive vor dem Raubbau an der Natur.

„Ich setze neben naturalistischen Abbildungen, beispielsweise einen Schmetterling auf einer Blüte, eine Variation, in der der Schmetterling einen Flügel hängen lässt, und möchte die Betrachter durch dieses sehungewohnte Motiv zum Nachdenken darüber anregen, dass unsere Natur nicht mehr in Ordnung ist“, sagt Uwe Fossemer. Das völlig Sehungewohnte sei auch das bisher noch nicht Gedachte.

Der Glaskünstler Uwe Fossemer sieht eben auch das große Ganze – und nicht nur kleine kommunalpolitische Querelen.