Noderstedt. Warum auch nicht-behinderte Sportler bei den Spielen in Berlin zugelassen werden und wie es danach weitergeht.

Wenn es nach Annabell Behrmann ging, würde dieser Artikel über sie und die Special Olympics nicht erscheinen. Irgendwie ist es ihr ein bisschen unangenehm, dass sie plötzlich im Mittelpunkt steht. Dass sie über sie berichtet wird - sie, die als Redakteurin des Hamburger Abendblattes doch sonst immer über andere schreibt.

Special Olympics 2022: Abendblatt-Redakteurin startet in Berlin

Seit knapp eineinhalb Jahren spielt sie mit Christian Schlaikier zusammen Tennis. Für sie ist das keine große Sache - und schon gar kein Opfer, wie andere das vielleicht denken mögen. Sie macht das nicht aus Mitleid oder Mitgefühl. Sondern weil ihr Herz für die Menschen der Norderstedter Werkstätten schlägt. Auch wenn das kitschig klingt, es ist so. Sie mag die Lebensfreunde und Begeisterung der meist geistig oder mehrfach behinderten Menschen.

Weil ihr das Thema Inklusion und Teilhabe schon immer wichtig war, hat Annabell bereits viel über die Norderstedter Werkstätten berichtet - und auf dem Weg Maike Rotermund kennengelernt, die die Sportgruppen trainiert und mit ihren Athleten bereits an vielen Nationalen und Internationalen Special Olympics teilgenommen hat.

Annabell Behrmann und Christian Schlaikier trainieren seit fast eineinhalb Jahren für die Special Olympics 2022 in Berlin.
Annabell Behrmann und Christian Schlaikier trainieren seit fast eineinhalb Jahren für die Special Olympics 2022 in Berlin. © THORSTEN AHLF / FUNKE FOTO SERVICES | Thorsten Ahlf

Ein Unified Team besteht aus behinderten und nicht-behinderten Sportlern

Als diese irgendwann fragte, ob Annabell nicht gemeinsam mit Christian als sogenanntes Unified Team bei den Special Olympics in Berlin antreten wolle, war Annabell sofort „Feuer und Flamme“ von der Idee. Das Ziel der beiden Tennis-Partner ist es, sich bei den Nationalen Spielen in diesem Jahr für die Weltspiele im nächsten Jahr zu qualifizieren, die ebenfalls in Berlin stattfinden.

Eine Sache ist Annabell besonders wichtig: Unified bedeutet einheitlich. Auch wenn Christian eine Behinderung hat, sie aber nicht – sie sind gleichgestellt, gleichwertig. Ein Team. Darauf wird übrigens auch bei den Nationalen Spielen geachtet: Dass die gemischten Teams nicht „Einzel mit Behinderung“ sind. Dass beide Partner gleich viel Ballkontakt haben - und nicht nur einer spielt und der andere in der Ecke steht. Sollten die Unified Teams dagegen verstoßen, werden sie zunächst abgemahnt und danach disqualifiziert.

Special Olympics 2022: Sportler wollen sich in Berlin für Weltspiele qualifizieren

Für Annabell und Christian beginnen die Spiele am Montag mit den sogenannten Klassifizierungsspielen. Das bedeutet, dass sie drei Tage lang in Spielen gegen andere Teams antreten und anschließend aufgrund ihrer Leistung in eine Leistungsklasse eingeteilt werden.

Ziel ist es, gleichstarke Teams in verschiedenen Gruppen gegeneinander antreten zu lassen. Wichtig: In jeder Gruppe gibt es Medaillen. Und in jeder Gruppe können sich die Sieger für die Weltspiele im nächsten Jahr qualifizieren. Eine Teilnahme dort wäre der große Traum von Christian und Annabell.

Für das Abendblatt wird Annabell Behrmann regelmäßig über ihre Erlebnisse bei den Special Olympics berichten unter: www.abendblatt.de/specialolympics