Traventhal

Bauer setzt auf das Power-Korn der Inkas

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Helge Buttkereit

Foto: Helge Buttkereit

Hans-Jürgen Steinmatz baut im zweiten Jahr Quinoa an und will es nun vermarkten. Das Korn ist Hauptnahrungsmittel in den Anden.

Traventhal.  Mitten in der Hügellandschaft südlich von Bad Segeberg liegen die derzeit vielleicht exotischsten vier Hektar Schleswig-Holsteins. Denn auf diesen vier Hektar in Traventhal baut Hans-Jürgen Steinmatz Quinoa an. Quinoa? Was ist das denn? Diese Frage hätte sich der 50-jährige Landwirt bis vor knapp zwei Jahren auch gestellt. Dann besuchte der Vater von vier Kindern gemeinsam mit seiner Frau ihren Sohn, der ein Jahr in Peru verbrachte. Dort probierten sie das Quinoa, das in den Andenländern Südamerikas zu den Grundnahrungsmitteln gehört. Hans-Jürgen Steinmatz und seine Frau Thekla waren begeistert.

Zurück in Deutschland kam ihm eines Nachts der Gedanke: Das musst du auch einmal anbauen. Und so besorgte er sich das Saatgut und pflanzte im April des vergangenen Jahres auf den ersten zwei Hektar Quinoa an. Schon im Herbst vergangenen Jahres waren dann die ersten Pflanzen zur Ernte reif. „Das hat vom ersten Essen bis zur Ernte nur gut neun Monate gedauert“, sagt Steinmatz. „Es war ein tolles Erlebnis, das erste eigene Quinoa in der Hand zu haben.“

Ob sich der Anbau lohnt, wird sich im nächsten Jahr zeigen

Geerntet wird Quinoa mit dem Mähdrescher, den Steinmatz recht hoch an der Pflanze ansetzt, damit die Feuchtigkeit des Stängels nicht zu sehr auf die Körner übergeht. Zudem muss er langsam fahren, damit ihm der Mähdrescher nicht wie im vergangenen Jahr verstopft. „Ich habe einiges im Gerät angepasst, jetzt müsste es funktionieren“, sagt er. Die Ernte 2016 soll dieser Tage losgehen.

Dass die hiesige Region für den Anbau von Quinoa offenbar gut geeignet ist, war nicht von vornherein klar. Da die Pflanze aber gut gedeiht und auch schon die erste Ernte im vergangenen Jahr erfolgreich war, scheine das Mikroklima in der Knicklandschaft zu passen. „Es ist frisch und windig, nicht so heiß, und es gibt weder zu viel noch zu wenig Niederschlag, das erinnert ein wenig an die Anden“, sagt Steinmatz. Vielleicht aber habe der Klimawandel auch einen Anteil daran, dass der Anbau gut funktioniert.

Wie viel Quinoa Steinmatz dieses Jahr von seinen vier Hektar erntet, kann er noch nicht sagen. Es fehlt noch die Erfahrung, wie viel Ertrag die Pflanzen abwerfen. „Nach dem dritten Jahr kann ich in etwa sagen, so viel kommt dabei heraus“, sagt er. Zunächst geht es ihm aber auch nicht um die Menge, denn das Quinoa müsse schließlich auch vermarktet werden. Daran sind schon andere Anbauer gescheitert. In Frankreich beispielsweise ist die Anbaufläche stark geschrumpft. Es fanden sich zu wenig Abnehmer. Auch wegen dieser Erfahrungen will Hans-Jürgen Steinmatz die Vermarktung seines neuen Produktes langsam und nachhaltig angehen. Er will Quinoa zunächst bekannter machen und hat dabei auch schon eine erste Partnerin gefunden. Angela Schulze-Hamann aus Blunk hat in ihrem Landhaus bereits Gerichte mit dem Traventhaler Quinoa angeboten. Sie ist davon begeistert, dass sie als Mitinitiatorin des Feinheimisch-Verbunds das Korn der Inkas nun auch aus hiesigem Anbau beziehen kann. Geplant sind unter anderem Kochkurse und Aktionen rund um die Quinoa-Pflanze, unter anderem wird es am 18. November einen Abend mit Hans-Jürgen Steinmatz geben, der von seiner Peru-Reise und etwas vom Anbau erzählen wird – begleitet von Quinoa-Gerichten aus der modernen Landgasthof-Küche von Angela Schulze-Hamann, versteht sich.

Die Reaktion von Schulze-Hamann hat Steinmatz motiviert, auch weitere Köche und Gasthöfe im Land als Kunden und Multiplikatoren in den Blick zu nehmen. Ihnen könnte er sein Produkt in größeren Mengen liefern. Der Vertrieb an Endverbraucher sei für ihn als einzelnen Landwirt noch schwierig zu organisieren, es brauche eine ansprechende Verpackung, und auch der Vertrieb müsste aufgebaut werden. Da aber das Quinoa noch nicht so bekannt ist und deswegen die Kundenzahl gering wäre, setzt Steinmatz darauf, dass die Gastwirte ihn unterstützen, das gesunde und nahrhafte Korn bekannt zu machen.

„Quinoa passt als Nahrungsmittel perfekt in die heutige Zeit“, sagt Steinmatz. „Mit der Pflanze kann man bewusst und kreativ seine Mahlzeiten zubereiten.“ Abgekühltes Quinoa passe in Joghurt zum Frühstück, mittags kann es als Beilage gegessen sowie in einer Frikadelle oder im Bratling verarbeitet werden. „Ich habe es auch schon in die Suppe getan und damit Zucchini gefüllt“, sagt Thekla Steinmatz. „Das schmeckt richtig gut.“ Und wenn noch mehr Menschen auf den Geschmack gekommen sind, dann gibt es in den kommenden Jahren auf den 160 Hektar der Familie noch viel Platz für mehr Quinoa. Neben Weizen, Raps, Gerste und Zuckerrüben passt Quinoa gut in die Fruchtfolge

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