Norderstedt

Bürgermeisterkandidat antwortet auf Fragen der Leser

| Lesedauer: 13 Minuten
Das Wahlplakat von Hans-Joachim Grote auf der Rathausallee

Das Wahlplakat von Hans-Joachim Grote auf der Rathausallee

Foto: Andreas Burgmayer / HA

Wahl: Das wollten die Leser vom einzigen Kandidat und Amtsinhaber, Hans-Joachim Grote, wissen. Und das hat er geantwortet.

Dutzende Leserfragen an den Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote erreichten die Redaktion. Wir haben eine Auswahl der Fragen zusammengestellt. Das beherrschende Thema war der Verkehr in der Stadt.

Leserin Anja Speidel: Seit meiner Geburt vor 50 Jahren lebe ich in Norderstedt. Damals war es noch die Stadt im Grünen. Mittlerweile werden mehr und mehr grüne Wiesen zugebaut, und der Autoverkehr hat erheblich zugenommen. Was werden Sie tun, damit das Wohnen in Norderstedt für alteingesessene Norderstedter Bürger wie mich zukünftig weiterhin lebenswert bleibt?

Hans-Joachim Grote: In 50 Jahren verändern Städte und auch Dörfer ihr Gesicht und ihre Funktion. 1950 lebten auf der Fläche des heutigen Norderstedt gerade einmal 20.688 Menschen. Bei Stadtgründung 1970 hatte die Stadt 54.252 Einwohnerinnen und Einwohner – heute 2016 sind rund 78.000 Menschen in der Stadt zu Hause, hinzu kommen noch etwa 4.500 Menschen die in Norderstedt einen Zweitwohnsitz angemeldet haben.

Allein daraus ergibt sich ein dichteres Zusammenrücken mit all seinen Problemen und Veränderungen. In der Flächennutzungsplanung und bei der Aufstellung von Bebauungsplänen achten Politik und Verwaltung sehr genau darauf, dass Norderstedt auch zukünftig eine grüne Stadt bleibt, aber sie wird sich auch zukünftig verändern und den Bedürfnissen der Menschen anpassen. Gute Beispiele dafür sind der Stadtpark, der Moorbekpark in Norderstedt-Mitte, das Wittmoor oder auch die Garstedter Feldmark. Für mich ist und war die Frage nach der Entwicklung unserer Stadt immer auch die Frage nach der Ausgewogenheit. Die Frage nach der Zukunft wird vor allem auch die Frage nach dem Miteinander sein. Dem Miteinander von Jung und Alt, dem Miteinander von Menschen aus verschiedenen Ländern, dems Miteinander der Religionen und Ethnien. Aber sie wird auch eine Frage nach der Einbindung in Natur, in die Arbeitswelt und die digitale Zukunft sein.

Peter und Christina Plath: Wann werden Geschwindigkeitskontrollen an der Marommer Straße nachts und an den Wochenenden durchgeführt?

Grote: Die Stadt Norderstedt kann nunmehr, nachdem der Kreis Segeberg die Überwachung auch des fließenden Verkehrs auf die Stadt übertragen hat, in Eigenregie Geschwindigkeitskontrollen vornehmen. Das wird ab dem Sommer geschehen. Derzeit laufen die Ausschreibungen für die Anschaffung der nötigen Technik.

Die Kontrollen werden dazu dienen, die Lärmschutzmaßnahmen der Stadt verstärkt umzusetzen und die Verkehrssicherheit für die Norderstedter Bürgerinnen und Bürger, insbesondere auch im Bereich von Schulwegen, zu erhöhen. Das Ordnungsamt nimmt Anregungen der Bürger und Anlieger auf. Insofern kann es gut sein, dass an der Marommer Straße mit Blick auf die Verkehrssicherheit gerade auch der Schulkinder „geblitzt“ wird.

Hans-Jürgen Oltrogge: Herr Oberbürgermeister, haben Sie eine Photovoltaikanlage auf dem Dach Ihres Hauses und wenn nicht, gedenken Sie sich demnächst eine zuzulegen? Warum werden in Norderstedt auf öffentlichen Gebäuden keine Photovoltaik-Anlagen erstellt?

Grote: Die Installation einer solchen Anlage ist auf unserem Haus aus technischen Gründen und aufgrund der Beschattung leider nicht möglich.

Es werden in Norderstedt dort, wo es technisch möglich und wirtschaftlich sinnvoll ist, sehr wohl Photovoltaik-Anlagen auf öffentlichen Gebäuden installiert – zuletzt zum Beispiel auf dem Dach der neuen städtischen Radstation an der U-Bahn.

Die Stadt Norderstedt begrüßt die Initiative von Bürgerinnen und Bürgern, mittels Solaranlagen die Quote des in Norderstedt erzeugten Sonnenstroms anzuheben. Die Verwaltung hat dazu in der Vergangenheit verschiedene Initiativen durch Beschaffung von Informationen und Vermittlung von Kontakten unterstützt. Es gab unter anderem eine Untersuchung des Rathausdaches, das jedoch als nicht geeignet für eine Photovoltaikanlage (mangelnde Tragfähigkeit) bewertet wurde.

Bernd Schwiers: Würden Sie Ihre Enkel auf dem neuen „Boulevard”-Abschnitt der Ulzburger Straße mit dem Fahrrad fahren lassen?

Grote: Auch wenn ich noch keine Enkelkinder habe, so müssten sie nach geltender Straßenverkehrsordnung bis zum Alter von acht Jahren zwingend sowieso auf dem Gehweg fahren; bis zum Alter von zehn Jahren dürften sie ebenfalls weiterhin auf dem Gehweg fahren und wären insofern von der derzeitigen Regelung „gemeinschaftlichen Nutzung des Verkehrsraumes in einer 30 km/h Zone“ nicht betroffen.

Rolf Rohde: Warum sollen Radfahrer in Norderstedt auf die Straße?

Grote: Dies ist keine Norderstedt spezifische Frage. Die Straßenverkehrsordnung schreibt schon seit langem vor, dass zum Beispiel in 30-Zonen keine Radwege mehr anzulegen sind und ausschließlich die Fahrbahn für den Radverkehr genutzt werden soll. Im Übrigen fordert der ADFC schon seit vielen Jahren eine gleichberechtigte Nutzung der Verkehrsflächen ein.

Dazu sorgt ein in den Niederlanden entwickelter Ansatz zur Verkehrsberuhigung durch eine weniger an den Verkehrsbedürfnissen des Fahrzeugverkehrs orientierte Straßenraumgestaltung unter dem Namen „Shared Space“ für Furore.

Der Straßenraum wird dabei anders als sonst üblich nicht streng nach Verkehrsflächen für die einzelnen Nutzergruppen unterteilt. Es wird eine „Mischfläche“ für alle gestaltet, die neben der Verkehrsfunktion auch weitere Funktionen wie Kommunikation und Aufenthalt übernimmt, zu einem veränderten Verkehrsverhalten zwingt und die Aufmerksamkeit erhöht.

In diese Richtung sollten wir auch in Norderstedt immer mehr denken – die Ulzburger Straße ist dazu ein Anfang.

„Shared Space“ setzt die Bereitschaft großer gegenseitiger Rücksichtnahme voraus. Ich glaube, dass aufgrund der Verkehrsdichte und des immer geringeren Verkehrsraumes es keine Alternative als diese gegenseitige Rücksichtnahme gibt.

Auch ich bin mir bewusst, dass dieser Prozess sich über mehrere Jahre in unserer Stadt entwickeln wird und entwickeln muss. Und wir müssen ihn behutsam und in nachvollziehbaren Schritten umsetzen. Aber wie in kaum einem anderen Fall wurde gerade die Umgestaltung der Ulzburger Straße so offen und transparent in einer Vielzahl von öffentlichen Veranstaltungen diskutiert und geplant.

Birgitt Müller: Wann werden endlich Mehrgenerationshäuser in Norderstedt gebaut?

Grote: Im Stadtteil Friedrichsgabe realisiert die Wohnungsgenossenschaft „Frederik’s Hof“ ein solches Mehrgenerationen-Wohnprojekt mit annähernd 30 Wohnungen. Die Stadt hat dieses Projekt von Beginn an eng begleitet. Ich teile Ihre positive Einschätzung über Mehrgenerationshäuser und wir werden als Stadt diese zukünftig weiter unterstützen. Da die Stadt Norderstedt aber keine eigene Wohnungsbaugesellschaft besitzt, sind wir auf die Bereitschaft privater Investoren angewiesen.

Renate Pötter: Warum sorgt die Stadt nicht für Sauberkeit an den Straßenrändern, sondern verlässt sich auf die Bürger?

Grote: Wenn ich in unserer Stadt unterwegs bin, zu Fuß oder mit dem Rad, habe ich nicht den Eindruck, dass Straßen und Wege besonders vermüllt oder Grünanlagen ungepflegt sind – im Gegenteil. Natürlich kommt es immer wieder einmal vor, dass in bestimmten Bereichen Abfall einfach an den Straßenrand geworfen wird. Bitte wenden Sie sich in solchen Fällen an unser Betriebsamt, das in der Regel sehr schnell auf solche Hinweise reagiert.

Peter Riedel: Wann werden endlich Maßnahmen aus dem seit Jahren existierenden Lärmschutzplan umgesetzt? Außerdem müssten Verkehrszählungen durchgeführt werden, da durch veränderte Verkehrsführungen sich der Verkehr auf neue Routen verlagert hat.

Grote: Es wurden und werden umfangreich verschiedene Maßnahmen konkret umgesetzt: Zum Beispiel gilt entlang der Niendorfer Straße und der Poppenbütteler Straße nachts aus Lärmschutzgründen Tempo 30, worauf auch die sogenannten Dialogdisplays hinweisen. An anderen Straßen, zum Beispiel entlang der neu ausgebauten Oadby-and-Wigston-Straße, gilt ebenfalls ein Tempolimit, um den Verkehrslärm zu reduzieren. Verkehrszählungen finden an vielen Standorten in regelmäßigen Abständen statt.

G.M. Felten: Sind Änderungen an der schönen Rathausallee geplant?

Grote: Konkret und heute sind keine großräumigen Änderungen geplant. Für die Zukunft kann ich mir allerdings auch hier eine Weiterentwicklung in Richtung „Shared Space“ unter Beibehaltung des Baumbestands vorstellen. Gerade das intensive Grün in dieser verkehrsreichen Straße wird auch in Zukunft ein wichtiges Element bleiben.

Elke Quast: Ich bin Mutter einer behinderten Tochter. Melina wird im Mai 16 Jahre alt und wir beschäftigen uns zur Zeit mit der Frage: Was macht sie nach der Schulzeit. Dabei müssen wir leider feststellen, dass es viel zu wenige Plätze für behinderte Erwachsene in Norderstedt gibt. Was werden Sie in Norderstedt für den behinderten Menschen tun?

Grote: Inklusion ist ein Thema, das unsere gesamte Gesellschaft in Zukunft noch stärker beschäftigen muss, ob es nun um Kitas, Schulen oder Inklusion in der Arbeitswelt geht. Dieses war und ist eine wichtige Aufgabe, der sowohl die Verwaltung als auch politische Gremien eine hohe Priorität zuordnen.

Sie wissen, dass die Norderstedter Werkstätten, mit denen wir eng zusammenarbeiten, einen sehr guten Ruf weit über die Grenzen unserer Stadt hinaus genießen. Ich stelle auch gerne einen Kontakt zur Behindertenbeauftragten unserer Stadt her. Zu einem persönlichen Gespräch, gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern meines Hauses, stehe ich zur Verfügung. Bitte rufen Sie mich an!

Karsten Wierecky: Bitte veranlassen Sie den Rückbau der Ampelanlage Stettiner Straße/ Friedrichsgaber Weg und lassen Sie den Kreisel bauen, für den seinerzeit extra Grundstücke gekauft wurden!

Grote: Die Ausgestaltung des Bereichs Stettiner Straße/Friedrichsgaber Weg war zum wiederholten Male Inhalt intensiver Beratungen in den politischen Gremien der Stadtvertretung und deren Ausschüssen. Die getroffene Entscheidung basiert auf einer Mehrheitsentscheidung der Norderstedter Stadtvertretung. Momentan gibt es keine politische Beschlusslage zum Umbau dieses Einmündungsbereiches. Der Oberbürgermeister hat die politischen Beschlüsse umzusetzen.

Hans-Walter Schmatz: Was werden Sie unternehmen, damit im Sommer nicht wieder über 80 Prozent aller Flugzeugsstarts über Norderstedt erfolgen?

Grote: Wie dem Fragesteller bekannt ist, regelt grundsätzlich die Bahnbenutzungsregelung alle Starts und Landungen am Hamburger Flughafen. Eine rechtliche Handhabe der Stadt Norderstedt hiergegen besteht nicht. Auch in Rechtsstreitigkeiten diesbezüglich sind wir unterlegen.

In Gesprächen mit der Freien und Hansestadt Hamburg, dem Land Schleswig-Holstein und dem Flughafen haben wir, sowohl auf Verwaltungsebene als auch seitens der Norderstedter Rats-Fraktionen immer wieder versucht, Verbesserungen für Norderstedt zu erreichen – hierzu sind jedoch viele kleine Schritte notwendig.

Die Entscheidung über eine Veränderung der Abflugrouten kann leider nicht durch die Stadt beeinflusst werden, es gibt weder rechtliche, vertragliche noch faktische Einflussmöglichkeiten. Wenn, könnten nur Verhandlungen zwischen Schleswig-Holstein und Hamburg neue Impulse und partielle Entlastungen bringen.

Peter C. Arndt: Warum wurde auf der Kreuzung der Waldstrasse mit der Oadby-and-Wigston-Straße kein Kreisel gebaut?

Grote: Im Rahmen der Planung wurde auch eine Kreisellösung vorgeschlagen. Der Planfeststellungsbeschluss (des Landes SH) sah jedoch den Bau einer Kreuzung vor. Die Leistungsfähigkeit eines Kreisels konnte hier leider nicht rechnerisch nachgewiesen werden. Ich bin ich ein großer Befürworter von Verkehrskreiseln, weil sie für eine Verstetigung des Verkehrs sorgen und gleichzeitig die Unfallfolgen mildern.

Gerhard Schulz: Bekanntlich gibt es bei der Wahl am 24. April keinen Gegenkandidaten. Ist die Gültigkeit des Ergebnisses davon abhängig, dass ein gewisser Prozentsatz der Wahlberechtigten an der Wahl teilgenommen hat? Wenn nein, ist es unsinnig überhaupt zu wählen.

Grote: Nein, es gibt kein Quorum. Auch wenn es nur einen Kandidaten gibt, so ist eine abgegebene Stimme wichtig und aussagekräftig: als ein Zeichen einer Zufriedenheit mit der Arbeit des bisherigen Amtsinhabers, aber auch als ein Zeichen dafür, dass dieser seine Arbeit im Sinne der Bürgerinnen und Bürger fortsetzen soll.

Heute Abend, 12. April, beantwortet Grote im Kulturwerk im Stadtpark bei einer Wahlveranstaltung die Fragen der Bürger (von19 Uhr an).

Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Norderstedt