Norderstedt

Autofahrer wehren sich gegen Parkgebühren

| Lesedauer: 4 Minuten
Andreas Burgmayer
Ein Parkgeldautomat (Symbolbild)

Ein Parkgeldautomat (Symbolbild)

Foto: picture alliance

Sie laufen Sturm gegen den Vorschlag der Grünen und des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs. Was Leser denken, lesen Sie hier.

Norderstedt.  Auf den Aufstand der Fahrradfahrer folgt nun der Aufstand der Autofahrer: Nach unserem Bericht über die Forderung der Grünen und des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC), die flächendeckende Parkraumbewirtschaftung in Norderstedt einzuführen, laufen die Autofahrer Sturm gegen die Argumentation.

Die Radfahrer hatten auf die „Schieflage“ aufmerksam gemacht, dass Radfahrer in Norderstedt im neuen Radparkhaus 70 Cent am Tag Parkgebühren zahlen müssen. Autofahrer könnten hingegen in den Parkgaragen in Norderstedt-Mitte kostenlos parken. Gleiches Recht für alle, fordern die Radler – also Gebühren für alle.

Der bis auf Bereiche um das Herold-Center komplett kostenlose Parkraum in Norderstedt, inklusive der etwa 1000 Tiefgaragenplätze in Norderstedt-Mitte, ist einzigartig in Schleswig-Holstein. Norderstedt hat bislang auf Parkgebühren verzichtet. Zum einen, weil die Stadt auf die Einnahmen nicht angewiesen war, zum anderen als Standortfaktor für den Einzelhandel und als Service für die Bürger. Die Diskussion um Parkgebühren kommt nun auch auf, weil die Stadt zunehmend registriert, dass Pendler die kostenpflichtigen Park+Ride-Parkplätze in Langenhorn meiden und auf Norderstedter Parkraum ausweichen.

Was die Kosten angeht, so müsste die Stadt für Schranken und Kassenautomaten etwa vier Millionen Euro ausgeben, dazu 900.000 Euro an Betriebskosten im Jahr. Um das zu amortisieren und die laufenden Kosten zu decken, müssten 1,1 Millionen Euro pro Jahr erwirtschaftet werden. Dazu müsste die Stadt an jedem Tag zehn Stunden lang je einen Euro Parkgebühren pro halbe Stunde berechnen.

Politisch beschlossen ist noch nichts. Grünen-Chef Detlev Grube hält eine Mehrheit für die Parkraumbewirtschaftung in der Stadtvertretung für möglich. Die Grünen wollen im Verkehrsausschuss den Antrag zur Einführung der Parkgebühren stellen, wenn sich eine Mehrheit abzeichnet.

Leser brechen Lanze die Autofahrer:

Wieder hat der Kasper zugeschlagen. Die Grünen – unsere Gutmenschen und Multikulti-Anhänger, haben mit dem etwas abgehobenen Fahrradclub eine Posse gemacht.

Johannes Schulz

Langsam reicht es! Die Autofahrer zahlen Kfz-Steuern, beim Tanken erhebliche Mineralölsteuer und Mehrwertsteuer, mit denen unsere Straßen und Radwege finanziert werden. Wie wäre es denn mit einer Fahrradsteuer? Nur wer zahlt, kann Ansprüche stellen!

Wolfgang Bueschler

Die Radfahrer haben recht, sie und die Autofahrer werden ungleich behandelt. Während die Autofahrer für ihr Fahrzeug und dessen Benutzung reichlich Steuern bezahlen müssen – von denen auch die Radwege bezahlt werden – zahlen die Radfahrer nichts. Wenn sie aber darauf bestehen, dass sie Rechte haben und Forderungen stellen, müssen wir erst einmal diese Ungerechtigkeit beseitigen.

Dieter Wendt

Sind denn die Radfahrer blind? Es sind so viele kostenlose überdachte Abstellplätze für Fahrräder in Norderstedt-Mitte vorhanden. Das Parkhaus für Fahrräder ist bewacht und freiwillig zu nutzen. Also wo ist das Problem?

Regine Schülke

Es ist lobenswert, wenn viele Menschen mit dem Fahrrad fahren, und natürlich soll das auch gefördert werden. Zur Forderung des ADFC, für Autofahrer Gebühren im Parkhaus zu erheben und somit eine Gleichbehandlung mit der Gebührenpflicht im Fahrradparkhaus zu erreichen, möchte ich sagen: Eine Gleichbehandlung müsste bei den Steuern erfolgen, eine „Fahrradsteuer“ eingeführt werden.

Über die Höhe der Steuer wäre zu diskutieren, denn Radwege und Radstreifen kosten auch Geld, nicht nur Autostraßen und Parkplätze. Wollen wir dann auch bei den Fußgängern gleich weitermachen, die Fußwege benutzen? Ich denke, Radfahrer und Autofahrer sollten friedlich miteinander leben und sich nicht gegenseitig das Leben schwer machen. Als Autofahrer fühle ich mich vom ADFC diskriminiert und als Fahrradfahrer nicht wahrgenommen.

U. Hentsch

Als Radfahrer verstehe ich die Argumente der Grünen und des ADFC. Doch vier Millionen Euro für Schranken und Kassenautomaten sind viel Geld, das wir an anderer Stelle viel dringender brauchen.

Die Amortisation würde Jahre dauern. Und dann soll Herr Grube dem klammen Rentner doch mal sagen, dass er einen Euro für eine halbe Stunde Parken zahlen soll, wenn er auf dem Wochenmarkt einkauft.

Klaus-Peter Meyer

Die Grünen und die ADFC-Aktivisten vergleichen Äpfel mit Birnen, denn es gibt ja nicht nur für Autofahrer kostenlose Parkplätze, sondern auch für Radfahrer – außerhalb des Radparkhauses. Andererseits muss man sehr wohl Parkplatzgebühren zahlen, will man zum Beispiel im Herold-Center einkaufen. Die Radstation ist bewacht, also eher vergleichbar mit einer Garage. Und die ist für keinen Autofahrer kostenlos.

Jürgen Jeschke

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