Bad Segeberg

Im Levo-Park ist Platz für 2000 Flüchtlinge

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Christopher Herbst
Der Levo-Park in Bad Segeberg. Rechts befindet sich das Containerdorf

Der Levo-Park in Bad Segeberg. Rechts befindet sich das Containerdorf

Foto: TA CAPS / Thorsten Ahlf

Etwa 1000 Bürger diskutierten mit Innenminister Studt. Im April wird Hamburg die ersten Menschen nach Bad Segeberg schicken.

Bad Segeberg.  Die geplante zweite Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge im Kreis Segeberg sorgt in der Bevölkerung für intensive Diskussionen. Vermutlich ab April wird im Levo-Park, eine ehemalige Bundeswehrkaserne am Rand von Bad Segeberg, auf einem Drittel der Fläche ein Containerdorf für maximal 2000 Flüchtlinge entstehen.

Die Menschen kommen aus Hamburg, denn das Land Schleswig-Holstein hat sich, wie berichtet, dazu bereit erklärt, der Hansestadt auszuhelfen. Der Deal hat genauso wie das gesamte Konzept rund um den Levo-Park zuletzt immer mehr Fragen aufgeworfen in der Bevölkerung. Innenminister Stefan Studt (SPD) stand nun in Bad Segeberg gemeinsam mit hochrangigen Behördenvertretern rund 1000 Bürgern bei einer Informationsveranstaltung Rede und Antwort.

Eigentümer ist Investorenfamilie Wachholtz

Dabei wurde schnell deutlich, welche Botschaft vom Podium ausgehen sollte: Niemand müsse sich Sorgen machen. „Unsere Erfahrungen mit anderen Einrichtungen sind sehr positiv“, sagte Studt. „Das Land trägt alle Kosten. Und es gelten die Standards von Schleswig-Holstein, wo es in jeder Erstaufnahme eine Polizeistation gibt.“ Noch ist die Infrastruktur allerdings nicht komplett, die nötige Brandschutzabnahme noch nicht erfolgt. Dazu laufen die Verhandlungen mit Hamburg über die Modalitäten der Übernahme von Asylbewerbern – dafür wurde der Vertrag mit der Neumünsteraner Investorenfamilie Wachholtz, den Eigentümern des 30 Hektar großen Areals, bereits unterzeichnet.

Der Innenminister stellte klar: „Bei Vollbelegung könnten wir im Levo-Park zwar 2000 Menschen unterbringen. Aber ich glaube nicht, dass wir eine Belegung mit vier Betten in einem Container brauchen.“ Er geht eher von 1000 bis 1300 Flüchtlingen aus. „Aber ich sage das alles bewusst im Konjunktiv, ich kann keine Zahlen für 2016 prognostizieren.“ Was er jedoch bestätigte: Flüchtlinge, die ein Bleiberecht erhalten, werden für eine gewisse Zeit zwar im Levo-Park leben, danach aber nicht auf die Kommunen im Kreis Segeberg verteilt, sondern sie werden in Hamburg untergebracht. Johannes Hönicke vom Landesamt für Ausländerangelegenheiten sagte, dass vor allem Syrer, Iraker und Afghanen in den Levo-Park kommen werden.

Der Levo-Park kann etwa so viele Flüchtlinge aufnehmen wie die Erstaufnahme in Boostedt. Diese ist momentan zu 46 Prozent ausgelastet, 863 von 1884 Plätzen sind belegt. Nur: Diese stillgelegte Kaserne ist mehr als 50 Hektar groß. „Ich verstehe nicht, warum man im Levo-Park auf einer so kleinen Fläche so viele Flüchtlinge unterbringen will wie in Boostedt“, fragte ein Mann aus Fahrenkrug. Die Antwort: Boostedt gehörte immer vollständig dem Bund, somit kann die komplette Fläche genutzt werden. Fahrenkrug liegt in unmittelbarer Nähe zum Nordtor des Levo-Parks. Dass das Dorf mit seinen 1600 Einwohnern auch von der Maßnahme betroffen ist, wurde in Kiel offenbar monatelang schlicht übersehen, wie Stefan Studt etwas kleinlaut einräumte. „Ich bitte um Nachsicht, dass wir die Bedürfnisse von Fahrenkrug zuerst nicht im Blick hatten. Das lässt sich nicht schönreden.“ Er warb um Offenheit. „Ich lade Sie ein, dass wir vor der Belegung einen Tag der offenen Tür machen.“

Dienststelle der Polizei mit zehn Mitarbeitern

Der Forderung, das Nordtor geschlossen zu lassen, erteilte er trotzdem eine Absage. „Ich habe mir das angesehen. Man stolpert ja nicht direkt in Fahrenkrug hinein am Nordtor.“ Dafür soll ein Tempolimit von 70 statt bisher 100 km/h gelten und zudem eine Querungshilfe für Fußgänger gebaut werden. Unzufrieden sind die Fahrenkruger dennoch, zumal das Amt Trave-Land in mehreren Immobilien seinerseits 150 Flüchtlinge in dem Ort unterbringen möchte. „Wird mehr Streife gefahren? Ist die Polizei an unserer Hauptstraße vermehrt im Einsatz? Mir haben Sie die Angst noch nicht genommen“, sagte eine junge Mutter zum Innenminister.

Andreas Görs, Leiter der Polizeidirektion Bad Segeberg, versuchte, dem latenten Gefühl der Unsicherheit gegenzusteuern. „Im Levo-Park wird es eine Dienststelle mit circa zehn Mitarbeitern geben. Wir werden Veränderungen im Stadtbild haben, aber das ist ja nicht automatisch verbunden mit höherer Kriminalität. Wenn mehr Menschen vorhanden sind, wird ja auch mehr eingekauft.“ Er verwies auf Boostedt, wo es im letzten Quartal nur zehn Straftaten mit dem Vermerk „Flüchtlinge“ außerhalb der Unterkunft gegeben habe – darunter aber auch Vergehen, die sich gegen Asylbewerber richteten.

„Wir sind auch für die Menschen in der Unterkunft da. Polizeiarbeit heißt auch, sich zu kümmern, ansprechbar zu sein, damit Probleme erst gar nicht entstehen können“, so Görs, der ankündigte, dass die neue Wache von 7 bis 22 Uhr besetzt sein werde. Die gesamte Fläche ist zudem umzäunt und verfügt über kontrollierte Eingänge. Zusätzlich zur Polizei wird ein Sicherheitsdienst 24 Stunden präsent sein.

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