„Es klappert die Mühle am rauschenden Bach...“

Henstedt-Ulzburg. Ein schönes altes Volkslied, aber von einem Bach ist in der Nähe der Götzberger Windmühle natürlich nichts zu sehen, trotzdem klappert es in der Mühle – warum eigentlich? Die 16 Vorschulkinder aus dem Kindergarten der Falkenbergkirche in Norderstedt wissen die Antwort: Eine Mühle klappert beim Arbeitsvorgang immer, egal ob sie vom Wind, vom Wasser oder vom Strom angetrieben wird. Die Rutsche die das Getreide transportiert, wird leicht angestoßen, damit die Körner sich fortbewegen. Je schneller die Mühlsteine sich drehen, desto lauter klappert es. Ganz ohne digitale Technik als Hilfe haben die Mühlenbauer diese Methode schon vor Jahrhunderten erdacht.

Die 16 Kinder aus Norderstedt lassen sich von Wolfgang Sievers und Frank Kabel alles ganz genau erklären. Die beiden Mitarbeiter des Vereins Götzberger Windmühle geben sich viel Mühe, den jungen Besuchern die ausgeklügelte Technik einer alten und immer noch funktionierenden Windmühle kindgerecht darzustellen. Keine leichte Aufgabe, aber die beiden sind sehr versierte Mühlenführer: Seit 2008, dem Jahr, in dem die Mahlfunktion wieder hergestellt wurde und folglich die ersten Besucher kamen, wurden 766 Führungen durch die Mühle veranstaltet, 4643 große und kleine Personen (bis Ende 2014) bestaunten die uralte, aber sehr ausgeklügelte Technik der Mühle. 4903 Euro wurden so in die Vereinskasse gespült.

Für die Vorschüler aus dem Kindergarten der Falkenbergkirche ist Wolfgang Sievers ein Mühlenführer, der weiß, wie er mit Kindern umgehen muss, um deren Aufmerksamkeit zu gewinnen: Er scherzt und greift auch schon mal an seinen Kopf, um mit seiner Mütze zu demonstrieren, was eine Mühlenkappe ist. Frank Kabel ist der Hobbymüller unter den Vereinsmitgliedern: Er kennt jeden Handgriff, um die Mühle zu bedienen. Während die Kinder also unten stehen und die Mühle bestaunen, ist er bereits oben und öffnet für alle Kinder sichtbar die Klappen an der Mühlenkappe.

Dem Mühlenverein mit Wolfgang Sievers an der Spitze ist es innerhalb von zehn Jahren gelungen, aus der maroden Mühle ein Schmuckstück zu machen, das inzwischen längst das inoffizielle Wahrzeichen der Gemeinde Henstedt-Ulzburg geworden ist. Der Mühlenverein organisiert Mühlenführungen und den jährlichen Mühlentag, an dem Hunderte von Besuchern nach Götzberg strömen, um hier der Romantik vergangener Zeiten nachzuspüren. Zehn Mühlenführer stehen zur Verfügung, um Besucher mit der Technik vertraut zu machen; auch Führungen in englischer Sprache sind kein Problem. Das hat es bereits mehrfach gegeben. Und plattdeutsche Führungen sind inzwischen nichts Besonderes mehr. Heimatverbundene Besucher lieben diese Führungen sehr.

Die Möglichkeiten werden gerne genutzt, gelegentlich kommt es dabei auch zu außergewöhnlichen Situationen: So war die Mühle Ziel während eines Kindergeburtstages. Die Mühlenführer veranstalten dafür keine besonderen Aktionen – für Spiel und Unterhaltung müssen die Gastgeber selbst sorgen –, aber eine Führung mit einer aufgeregten Kindergruppe ist schließlich auch nicht so leicht zu bewältigen.

Die Menschen kommen gerne zur Götzberger Mühle, über mangelndes Interesse können sich Wolfgang Sievers und seine Vereinskollegen nicht beklagen, aber aus den Grundschulen im Kreis Segeberg kommt ihrer Ansicht nach noch zu wenig Zuspruch. Getreide und Brot sind in den dritten Klassen im Sachkundeunterricht ein durchgehendes Thema – was läge also näher als ein Besuch in der einzigen Windmühle im Kreis Segeberg? Das Interesse der Lehrer ist offenbar gering.

„Wir sind mit Bussen und mit der AKN sehr einfach zu erreichen und auch wieder zu verlassen“, sagt Wolfgang Sievers. „Damit kommt ein Kreis von Bad Bramstedt, Alveslohe, Ellerau, Quickborn, Norderstedt sowie die Achse Wakendorf II Nahe, Sülfeld bis Bad Oldesloe in Betracht.“ Alle Grundschulen wurden schon zweimal eingeladen, aber das Ergebnis ist mickerig: Im vergangenen Jahr besuchten lediglich 13 Klassen die Götzberger Mühle – es sollten wesentlich mehr sein.

Für Kindergruppen muss ein Mindestbeitrag von 15 Euro gezahlt werden, für Erwachsenengruppen 30 Euro. Kommen größere Gruppen zahlen Kinder einen Euro, Erwachsene zwei Euro für eine fachgerechte Führung. Fachgerecht bedeutet: Es stehen zwei Mühlenführer zur Verfügung. Einer ist für die Erklärungen zuständig, der andere bedient die Technik. Jeder Kegelverein oder jede andere Gruppe kann sich also jederzeit anmelden. Besondere Zeiten müsse nicht beachtet werden, Führer stehen immer zur Verfügung.

Wer an keiner speziellen Führung teilnehmen will, die Mühle aber trotzdem besuchen möchte, hat dazu Pfingstmontag, 25. Mai, beim Henstedt-Ulzburger Mühlentag Gelegenheit.