Fahrgastverband kritisiert Linie A 2 von Norderstedt nach Ulzburg-Süd. Doch Investitionen sind nicht in Sicht

Norderstedt/Henstedt-Ulzburg. Das Brummen der Dieseltriebwagen ist nicht zu überhören. Starten die Motoren, steigt eine kleine schwarze Wolke aus den Triebwagen. Auf Klimaanlage und behindertengerechte Zugänge müssen die Fahrgäste verzichten, die auf der Eisenbahnlinie A2 zwischen Norderstedt-Mitte und Ulzburg-Süd unterwegs sind. „Das ist alles andere als eine optimale Bahnlinie“, sagt Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn. Doch während sich die Kunden auf der AKN-Linie von Kaltenkirchen nach Hamburg-Eidelstedt auf moderne Fahrzeuge in diesem Jahr und eine S-Bahn im kommenden Jahrzehnt freuen dürfen, wird auf der A2 in absehbarer Zeit alles beim Alten bleiben.

„Wir haben keine konkreten Planungen für neue Triebwagen“, sagt Prokurist Andreas Meinken von der Verkehrsgesellschaft Norderstedt (VGN), die ihre eigenen Fahrzeuge auf die Strecke schickt und die AKN AG in Kaltenkirchen mit dem technischen Betrieb beauftragt. Die Fahrzeuge sind nach Meinkes Angaben etwa 20 Jahre alt. Da die Nutzungsdauer etwa 35 bis 40 Jahre betrage, denke die VGN vorerst nicht an Veränderungen. Neue Fahrzeuge seien kein Thema. Denkbar sei jedoch, die Kapazitäten der Züge mit ausgemusterten Triebwagen der AKN zu vergrößern. Dort werden ab Ende des Jahres alte Fahrzeuge frei, wenn die ersten modernen Dieseltriebwagen ausgeliefert werden, die zunächst auf der Strecke A1 Kaltenkirchen–Eidelstedt fahren sollen. Kommt die S-Bahn, wechseln die Neufahrzeuge auf andere AKN-Strecken. Die alten AKN-Züge und die Triebwagen der Stadtwerke-Tochter VGN sind weitgehend identisch.

5550 Menschen fahren durchschnittlich täglich mit einem Zug auf der Linie A2. Meinken spricht von einer guten Auslastung, viele Fahrgäste beklagen sich während der Spitzenzeiten über akuten Platzmangel. Auch die Infrastruktur rund um die Bahnhöfe gilt als verbesserungsbedürftig. Als das Hamburger Abendblatt vor zwei Jahren sämtliche Bahnstationen im Kreis Segeberg unter die Lupe nahm, entdeckten die Tester vom ADAC zahlreiche Schwächen. Dazu zählten mangelhafte Beschilderung und fehlende Parkplätze im Umfeld. Am Bahnhof Meeschensee reicht die Beleuchtung nicht aus, Parkplätze und Fahrradständer sind zumeist überfüllt. Karl-Peter Naumann kritisiert besonders die Zugänge zu den Zügen, die für Rollstuhlfahrer und Eltern mit Kinderwagen kaum zugänglich sind. „Barrierefreiheit muss sein“, sagt Naumann. „Das geht nur mit neuen Fahrzeugen.“

Außerdem hält er den Betrieb von Zügen für zeitgemäß, die keinen Lärm verursachen und ohne Abgase fahren. Bereits in den 50er-Jahren seien auf der Vorläuferstrecke Züge mit elektrischen Akkus gefahren. Einen ähnlichen Antrieb oder den Betrieb mit Brennstoffzellen hält Naumann für sinnvoll. „Man muss modernisieren“, sagt Naumann.

Eine Lösung steht im Landesnahverkehrsplan, den das Land Schleswig-Holstein alle vier Jahre veröffentlicht und der in der aktuellen Version bis 2017 gültig ist. „Ersatz der AKN zwischen Norderstedt Mitte und Ulzburg Süd durch Verlängerung der U-Bahn“ ist dort auf Seite 131 unter der Überschrift „Weiterentwicklung des Nahverkehrsangebotes Bahn“ zu lesen.

Dort sind auch weitere langfristige Pläne zu finden. Unter anderem ist von einem Ersatz der AKN auf der Linie Kaltenkirchen–BadBramstedt–Neumünster durch die Verlängerung der S-Bahn die Rede sowie von einem 30-Minuten-Takt zwischen Barmstedt und Ulzburg-Süd.

Wann die Pläne umgesetzt werden, ist allerdings noch völlig offen. „Verkehrlich sinnvoll wäre das“, sagt Dennis Fiedel von der Nahverkehrsservicegesellschaft des Landes. „Doch für keine dieser Maßnahmen gibt es eine Planung oder einen Finanzierungsplan.“

Naumann hält von einer Verlängerung der U-Bahn nichts. „Das bringt nur ein paar Minuten, kostet aber sehr viel Geld“, sagt er. Das Ende der Kooperation zwischen VGN und AKN ist ohnehin noch nicht in Sicht: Der Vertrag läuft bis zum Jahr 2035.