Bürgerproteste, Bürgerbegehren, Bürgerentscheide – niemand muss still sitzen und alles über sich ergehen lassen, was „die da oben“ beschließen.

Zu einer lebendigen Demokratie gehört es, eine eigene Meinung zu haben, sie auch zu formulieren und zu Gehör zu bringen.

Aber es gibt auch eine hässliche Seite des Bürgerprotestes. Und die zeigt sich gerade in Henstedt-Ulzburg. Natürlich können und sollen sich Bürger aufregen, wenn in ihrer Nachbarschaft etwas geschieht, mit dem sie nicht einverstanden sind. Aber die Grenzen des Anstandes dürfen dabei nicht überschritten werden. Protestschilder mit persönlichen Verunglimpfungen gegen einen Unternehmer sind unwürdig. Aber vielleicht passen sie gerade in diese Zeit: Möglicherweise wird hier deutlich, dass sich in unsere Gesellschaft eine gewisse Verrohung der Sitten und der Moral breitzumachen droht.

Die Verärgerung der Bürger ist verständlich. Zielscheibe aber sollte nicht ein Bauherr sein, der sich an gesetzliche Auflagen hält, sondern Politiker und Verwaltung, die es in der Vergangenheit versäumt haben, einwandfreie Grundlagen für eine geordnete Bebauung zu schaffen. Hier muss schnell nachgebessert werden.

Die Fronten haben sich am Kronskamp verhärtet, mit Beleidigungen erreichen die Anlieger sicher Aufmerksamkeit, aber wohl kaum das Wohlwollen und die Zustimmung anderer Bürger. Im eigenen Interesse sollten Beleidigungen aus den Vorgärten schnell verschwinden.