Eine Bramstedter Pflegehelferin ist der Körperverletzung und Beleidigung angeklagt

Neumünster. Mitarbeiter in Pflegeheimen tragen eine hohe Verantwortung und müssen die angemessene Versorgung von Schutzbedürftigen gewährleisten. Das wird auch Eva Maria D. gewusst haben, schließlich arbeitete die heute 68 Jahre alte Bramstedterin bereits fast 15 Jahre in der Branche, ehe es in der Nacht vom 8. auf den 9. Februar 2014 in einem Lentföhrdener Heim zu einer Auseinandersetzung mit einem Patienten kam, die nun das Amtsgericht Neumünster beschäftigt.

Torben F. ist Diabetiker und aufgrund einer Niereninsuffizienz auf Dialyse angewiesen. Dazu hatte der 48-Jährige im Dezember 2013 einen Oberschenkelhalsbruch erlitten. Doch die für ihn zuständige Pflegehelferin Eva Maria D. habe ihn beleidigt und tätlich angegriffen, so lauten die Vorwürfe. „Was willst du Arsch? Alles ist nass, so etwas Dämliches habe ich noch nicht gesehen“, zitiert Oberamtsanwalt Thies Truelsen aus den Ermittlungsakten. Und fügt an die Angeklagte gerichtet hinzu: „Sie schlugen ihn mit der flachen Hand auf die OP-Narbe. Der Mann fühlte sich gedemütigt und erniedrigt.“

D. – ihr wurde zwei Tage nach dem Vorfall fristlos gekündigt – zeichnet ein anderes Bild der Geschehnisse. Es habe in der betreffenden Nacht einen Einbruch gegeben. „Alles war außer Rand und Band“, sagt sie. Zu zweit seien sie und ihre Kollegin Ivonne R. für bis zu 99 Patienten verantwortlich gewesen in einer Nachtschicht, die von 22 bis 7 Uhr dauerte. Eva Maria D. stellt Torben F. als Querulanten dar. Insbesondere habe er sich einen Spaß daraus gemacht, ein mit Urin gefülltes Behältnis – genannt „Ente“ – zu verschütten.

„Die erste Woche war noch alles gut, dann hat er mit seinen Spielchen angefangen. Er hat geklingelt, sich schlafend gestellt und gesagt: Mach mich sauber. Und er hat mich beschimpft.“ Thies Truelsen fährt dazwischen. „Ist das nicht genau ihr Job? Sie haben es doch mit Bewohnern zu tun, die etwas anders sind. Sie haben völlig versagt und dürfen nie wieder so eine Tätigkeit ausüben.“

Auch im Februar 2014 habe F. die Ente im Bett ausgegossen, so Eva Maria D., und sie gibt zu, dass sie daraufhin die genannten Beleidigungen gesagt habe. „Ich schäme mich dafür und möchte mich entschuldigen. Aber ich habe ihn nicht geschlagen“, beteuert sie.

Ivonne R. belastet ihre ehemalige Kollegin. „Herr F. hat schon vorher gesagt, dass er vor ihr Angst habe. Sie würde ihn immer beschimpfen, weil er das Bett nass macht. Frau D. war zu vielen Bewohnern grob. Verbal und physisch.“ Deswegen fasste sie einen Plan. Mit Genehmigung von Torben F. deponierte sie in der Nacht ihr Handy im Schrank und drückte auf Aufnahme. „Es war meine Idee, Herr F. wusste es, er war bei klarem Verstand.“

Da der Diabetiker seinen Harndrang nicht kontrollieren konnte, war die Bettwäsche zu diesem Zeitpunkt wieder nass. F. klingelte, Eva Maria D. kam ins Zimmer, und es entwickelte sich besagter, fünf bis sieben Minuten langer Disput. Dass ein Handy mitlief, wusste die beschuldigte Pflegekraft nicht.

Gerne hätte Richter Aykut Tuncel die Verhandlung zu einem Ende gebracht. Doch es fehlt weiterhin die Aussage von Torben F., der momentan in einem Krankenhaus behandelt wird und durch einen Betreuer vertreten wurde. „Ich brauche aber einen persönlichen Eindruck, ich muss Herrn F. sehen“, so Aykut Tuncel. Der Prozess wird nun am 26. März, 11 Uhr, fortgesetzt.