Norderstedt. Es leben fast 1600 Türken und eine Vielzahl Deutscher mit türkischen Wurzeln in Norderstedt – aber unter den etwa 300 freiwilligen Feuerwehrmännern in den vier Wehren der Stadt findet sich nur ein einziger türkischer Name. Necettin Ülbeyi, 30, ist Norderstedts einziger Feuerwehrkamerad mit türkischen Wurzeln. Er ist Hauptfeuerwehrmann mit zwei Sternen in der Feuerwehr Glashütte.

„Unser Quoten-Türke“, sagt Wehrführer Fabian Wachtel und lacht. „Im Ernst: Necettin ist ein äußerst beliebter und unheimlich engagierter Kamerad.“ Seit etwa fünf Jahren sei er dabei, habe alle Lehrgänge mit Begeisterung gemacht. „Besonders erfrischend ist sein Enthusiasmus für alles Technische. Und wenn es um die Kameradschaft geht, ist Necettin ganz vorne dabei, etwa bei der Organisation von Junggesellenabschieden.“ Ülbeyi sei ein perfektes Beispiel für die Integration von Migranten.

Norderstedts Wehrführer Norbert Berg ist trotzdem skeptisch. „Türken haben wirklich ein völlig anderes Verhältnis zur Feuerwehr und kaum familiäre Traditionen. Ich denke, es gibt andere Volksgruppen, die sich leichter integrieren lassen.“ Kroaten, Serben, Italiener, Franzosen – sie alle seien in der Wehr vertreten. Insgesamt machen Migranten in der Norderstedter Wehr aber nur einen Bruchteil der Mannschaft aus. Wobei die Türen für alle Nationalitäten offen stünden, wie Berg betont. Um die Schwellenangst zu nehmen, habe die Feuerwehr ein Patenmodell entwickelt. „Jeder Neuankömmling bekommt einen erfahrenen Feuerwehrkamerad an die Seite gestellt, der ihn an die Hand nimmt“, sagt Berg. „Dabei können die meisten Missverständnisse geklärt werden, und der neue Kamerad kann mit der Gruppe warm werden.

Von der Initiative der türkischen Landesgemeinde hat Sinan Akar noch nichts gehört. Er ist der Vorsitzende des Türkisch-Deutschen Freundschafts- und Kulturvereins Norderstedt und Umgebung. „Aber es stimmt: In der Türkei sind die Feuerwehrleute Beamte und Teil eines Ministeriums.“ Das Verhältnis zur Bevölkerung sei völlig anders gelagert als in Deutschland. Die Idee mit den Kennenlern-Treffen möchte Akar gerne aufgreifen. „Eine gute Idee, wenn wir einfach mal die Feuerwehr besuchen könnten. Unser Verein würde sich darum bemühen, möglichst viele türkische Norderstedter zusammenzutrommeln.“