Überall in Norderstedt werden jetzt Bäume gefällt. Unverständnis gibt es für die Arbeiten am Coppernicus-Gymnasium

Es werden Äste gekappt, ganze Bäume fallen – überall im Stadtgebiet setzt die Stadt in diesen Tagen die Säge an. Bis zum 15. März darf laut Gesetz gestutzt und gefällt werden. Danach kommt die Vegetationsperiode, und die Kettensäge muss schweigen. Doch immer, wenn Bäume fallen, geraten Bürger in Sorge: Musste das wirklich sein? Derzeit ist die Stadt im Ossenmoorpark aktiv, auf der Ochsenzoller Straße werden die Bäume von Montag an bearbeitet. Und auch am Coppernicus-Gymnasium gab es Kahlschlag – der für Unverständnis sorgt.

Motorsägen heulen, Häcksler dröhnen, auf dem Parkplatz vor dem Coppernicus-Gymnasium stapeln sich Stämme und Äste. Wo vor Kurzem noch prächtige Bäume und Sträucher standen, sind nur noch die Stümpfe und herausgerissenes Wurzelwerk zu sehen. „Ein Albtraum“, sagt eine Lehrerin und blickt traurig über die Brachfläche. Wie viele ihrer Kollegen und Schüler ist sie fassungslos darüber, was sich vor ihren Augen abspielt. Und auch viele Passanten zeigen sich schockiert.

Kahlschlag nicht nur auf der Vorderseite des Coppernicus-Gymnasiums, sondern auch am provisorischen Pfad zwischen der Aula und dem Eingang des Fahrradkellers auf der Westseite der Coppernicusstraße. Insgesamt fielen mehr als ein Dutzend Bäume der Aktion zum Opfer, darunter Eichen und Schwarzkiefern mit Stammdurchmessern von bis zu 80 Zentimetern über dem Erdboden. Die Eichen waren ursprünglich Teil eines Feldknicks einer großen Hofstelle. Experten schätzen ihr Alter auf mehr als hundert Jahre.

Die Stolperkanten wurden von der Stadt bereits mehrfach beseitigt

Der gesamte Eingangsbereich des Coppernicus-Gymnasiums wird von der Stadt mit der Hilfe eines Landschaftsarchitekten umgestaltet. Er soll für Fußgänger sicherer gemacht werden. Zwischen den beiden Eingangsbereichen drückten die Wurzeln der Bäume seit Jahren einzelne Gehwegplatten hoch. Die Stolperkanten wurden von der Stadt mehrfach beseitigt. Doch die Wurzeln der mächtigen Bäume waren stärker. Auch der Schmutz der Nadelbäume war ein ständiges Ärgernis. Hinzu kam im Herbst das Laub, gegen das der Hausmeister des Gymnasiums allein nicht ankam. Das Betriebsamt der Stadt musste aushelfen.

Auf Anfrage des Hamburger Abendblatts erklärte Stadtsprecher Bernd-Olaf Struppek: „Der Außenbereich des Coppernicus-Gymnasiums wird wie geplant saniert.“ Die Bauabschnitte seien zunächst der Eingangsbereich und später der seit Jahren kaum nutzbare Schulhof, so Struppek. Die Bäume hätten aus Sicht der Stadtverwaltung nicht weichen müssen, weil sie krank sind, sondern weil sie mit ihren Wurzeln die Wegesicherheit und die Bausubstanz der Schule beeinträchtigt hätten. „Die Fällung ist in Abstimmung und mit Erlaubnis der Unteren Naturschutzbehörde erfolgt. Im weiteren Verlauf werden neue Bäume und Gehölze gepflanzt.“

Schulleiterin Heike Schlesselmann ist gespalten: „Natürlich trauere ich den Bäumen nach, weil Bäume wichtig sind. Die neue Planung finde ich aber gut – auch wenn es weniger Bäume und mehr Gebüsch ist.“

Die Fällaktion am Coppernicus-Gymnasium geschah mitten in der politischen Auseinandersetzung um die Wiedereinführung einer Norderstedter Baumschutzsatzung. Im Umweltausschuss wurde dabei auch diskutiert, ob und inwieweit Ausnahmeregelungen für von der Stadt vorgenommene Baumfällungen sinnvoll seien.

Im Norderstedter Ossenmoorpark wurden etwa 2000 Bäume untersucht

Der kleine Bolzplatz im Ossenmoorpark ist umgeben von hoch aufgeschossenen Fichten, 50 bis 70 Jahre alt, irgendwann angepflanzt als potenzielles Bau- oder Feuerholz. Als im Winter 2014 ein mächtiger Sturm durch den Forst tobte, hielten mehrere Bäume dem Druck nicht Stand. Einer krachte mitten auf den Bolzplatz. Ein Loch im hohen Fangzaun des Platzes markiert bis heute die Stelle, an der der Stamm einschlug. Gut, dass damals der Platz gerade leer war. „Bei Stürmen im Jahr zuvor waren noch Kinder auf dem Platz und haben Bäume regelrecht auf sich zufallen sehen“, sagt Christoph Lorenzen, Baumexperte des Norderstedter Betriebsamtes.

Die Stadt will nicht weiter abwarten, bis es zum Schlimmsten kommt. „Wir haben wegen der regen Nutzung der Flächen, vor allem mit Blick auf spielende Kinder auf dem Spiel- und Bolzplatz, eine hohe Verantwortung“, sagte Yvonne Werner vom Team Natur und Landschaft. Deswegen werden die Fichten rund um den Bolzplatz nun gefällt. „Wir räumen den Bereich um den Platz so ab, dass ihn die verbliebenen Bäume nicht erreichen können, falls sie umfallen“, sagt Christoph Lorenzen.

Die Experten des Teams Natur und Landschaft und des Betriebsamtes haben etwa 2000 Bäume im Ossenmoorpark geprüft. Das Ergebnis: 77 Bäume des Parks müssen gestutzt oder bearbeitet werden, 40 Bäume werden gefällt. 24 davon im vom Sturm besonders betroffenen Gebiet rund um den Bolzplatz. Die Fällarbeiten haben bereits westlich des Grundweges begonnen und werden bis zum 7. März abgeschlossen sein. Die gefällten Bäume werden zerteilt und bleiben zum größten Teil im Forst liegen. Dort dienen sie der Fauna und Flora als Lebensraum. Dazwischen wachsen bereits Laubbäume nach. Dieser Waldumbau dient nicht nur der Vielfalt, sondern auch der Sicherheit. „Die Nadelbäume sind mit ihren flachen Wurzeln viel anfälliger für Windschäden als die Laubbäume“, sagt Lorenzen.

An der Ochsenzoller Straße werden 150 Linden fachmännisch gepflegt

Entlang der Ochsenzoller Straße in Norderstedt stehen insgesamt 234 städtische Bäume. Hauptsächlich handelt es sich um Winterlinden. Von Montag, 16.Februar, an werden 150 dieser Linden fachmännisch gepflegt. Bei etlichen Bäumen könnten Äste abbrechen und auf die Fahrbahn fallen, deswegen werden abgestorbene oder zu tief hängende Äste entfernt. Bei einigen Linden müssen Seilverbindungen ausgetauscht werden, die das Auseinanderbrechen der Baumkronen verhindern. Aufgrund der Arbeiten wird es zu Verkehrsbehinderungen kommen.