Dietmar Heintz, leidenschaftlicher Sammler von Playmobil-Welten, baute für das Feuerwehrmuseum Schleswig-Holstein eine Stadt

Norderstedt. Die Badenixe platscht durchs Wasser. Der Pizzabäcker schiebt eine Mafiatorte in den Ofen, der Obsthändler packt Bananen ein, John Wayne reitet durchs Tor von Fort Rawe, die Feuerwehr tatüüt mit Blaulicht zum Rettungseinsatz, und der Hausmeister der Schule reinigt mit einem Pümpel die Toiletten.

Es ist fix was los in Neustadt. Vor allem hat jeder, der um diese Stadt herum wandert, direkt Einblicke in Badezimmer, Küchen und Stuben, in Cafés und Kirchen, Polizei- und Feuerwehrwache, in Büros, Werkstätten und Zahnarztpraxen. Eine ganze Stadt hat das Feuerwehrmuseum Schleswig-Holstein in Norderstedt aufgebaut, eine Playmobil-Stadt, ein Kindertraum!

Realisiert haben diesen Traum Dietmar Heintz und Hajo Brandenburg. Der Sammler von Playmobil und der promovierte Leiter des Feuerwehrmuseums haben mit viel Liebe zum Detail im großen Raum des dem Feuerwehrmuseum benachbarten Stadtmuseums eine Playmobil-Stadt aufgebaut, die auf 40 Quadratmetern immer wieder auf neue Fährten führt, ungewöhnliche Ein-, Aus- und Durchblicke eröffnet, Kinderaugen zum Leuchten bringt und Erwachsene wieder Kind werden lässt. Dazu lädt auch eine Spielecke ein.

„Wir wollten, dass diese Stadt eine komplette Infrastruktur hat“, sagt Museumsleiter Brandenburg. Der Besucher kommt am Bahnhof an, kann zum Hafen schlendern, vorbei an der Polizei und der Feuerwehr, dem Krankenhaus, dem Schwimmbad, der Kirche, in der gerade geheiratet wird, bis zum Zirkus.

Für Freunde von Fantasy-Abenteuern haben Heintz und Brandenburg eine 13 Quadratmeter große Dschungelwelt mit Rittern, Drachen und Burgen gebaut. Nur das Burgfräulein fehlt, und die Prinzessin ist auch nicht zu sehen. „Ich kaufe nur Playmobil, das mir gefällt, und Prinzessinnen gehören nicht dazu, außerdem sind die meistens rosa, und das ist nicht meine Welt“, sagt Sammler Heintz. Aber vielleicht die kleiner Mädchen? „Für kleine Mädchen haben wir einen Ponyhof aufgebaut und eine Kirmes-Welt mit Achterbahn“, sagt Brandenburg.

Doch normalerweise gibt es die Kirmes-Welt nicht in Deutschland. Sie kommt aus Japan. Heintz hat auch Feuerwehrautos aus den USA mitgebracht, um die Unterschiede zwischen deutschen und amerikanischen Playmobil-Produktionen zu zeigen. Die amerikanischen Feuerwehrautos aber dürften Kinder eher frustieren, denn die Türen lassen sich nicht öffnen, und auch sonst fehlt Playmobil made in USA einiges an liebevollen Details.

Dietmar Heintz Lieblings-Figur ist die nur drei Zentimeter große Badenixe mit ihren Schwimmflügeln. Dabei hat der Mann wirklich die große Auswahl. Seine 120 Quadratmeter große Altbauwohnung in Hannover ist fest in Playmobil-Hand. Die aufgebauten Szenen stehen in Regalen bis zur 3,40 Meter hohen Decke. Dazu kommt noch ein großes Lager, in denen er seine Playmobil-Welten aufbaut beziehungsweise original verpackte Ensembles verstaut. In Norderstedt zeigt er lediglich 25 Prozent seiner Sammlung, deren genauen Umfang und Wert er nicht verraten will.

„Meine Frau Conny sagt immer, ein Mann ohne Hobby ist ein Krüppel“, sagt der Schlosser der Hannoverschen Verkehrsbetriebe. Abstauben und putzen muss er seine Traumwelt aber selbst. Auch seine Geschwister schicken ihre Kinder zu ihm ins Playmobil-Traumland. „Dann wird paar Stunden gespielt, und alles ist gut“, sagt Heintz und grinst. Als er sieben Jahre alt war, erfasste den heute 44-Jährigen die Playmobil-Leidenschaft. Mit einem Feuerwehrleiterwagen. „Damit habe ich den Adventskranz gelöscht“, sagt Heintz. Immer, wenn er Groschen in der Tasche hatte, setzte er sie in Playmobil um.

„Später habe ich ganze Sammlungen aufgekauft, auf Märkten und im Internet“, sagt Heintz und setzt seine kleine Badenixe liebevoll ins Plantschbecken auf einer Dachterrasse zurück.

Die Playmobil-Welt des Feuerwehrmuseums Schleswig-Holstein im Norderstedter Stadtmuseum am Friedrichsgaber Weg 290 ist bis 26. April, mittwochs bis sonnabends 15 bis 18 Uhr, sonntags 11bis 18 Uhr zu sehen. Eintritt fünf, ermäßigt 2,50 Euro, Kinder bis zwölf Jahre frei. Veranstaltungs-Termine und -Themen: www.feuerwehrmuseum-sh.de im Internet.