Das sagt Nicolai Steinhau-Kühl. Er wird neuer Fraktionschef der SPD – Jürgen Lange zieht sich aus der Politik zurück

Norderstedt. Die SPD Norderstedt verjüngt sich. Nicolai Steinhau-Kühl wird die Fraktion in der Stadtvertretung von März an führen. Der 44-Jährige übernimmt das Spitzenamt von einem Sozialdemokraten, der zu den profiliertesten Politikern in Norderstedt zählt: Jürgen Lange will seine politischen Ämter im März niederlegen. Das teilt die SPD mit. „Ich bin seit 29 Jahren Mitglied der Stadtvertretung in Norderstedt und hatte der Parteispitze bereits am Anfang der jetzigen Wahlperiode erklärt, dass ich mittelfristig meine politischen Aktivitäten beenden möchte, um mehr Zeit für mein Privatleben zu haben“, sagt der 68-Jährige. Dieser Zeitpunkt sei jetzt gekommen und gebe der Fraktion die Möglichkeit, einen Generationswechsel einzuleiten, so Lange weiter.

Für die Frischzellenkur steht aber nicht nur der designierte neue Fraktionschef, den die Stadtvertreter und bürgerlichen Mitglieder noch offiziell bestätigen müssen – das aber dürfte als reine Formsache gelten, denn die Fraktion hat den Chemieingenieur einvernehmlich vorgeschlagen. Die bisherige und künftige stellvertretende Fraktionsvorsitzende und Ortsvorsitzende Katrin Fedrowitz hat auch gerade erst die 40 passiert, Thomas Jäger, Stadtvertreter und ebenfalls SPD-Vorsitzender, ist 37. Und mit Denise Loeck und Tobias Schloo haben es zwei in die Norderstedter Stadtvertretung geschafft, die 20 bzw. 22 Jahre alt sind. Der dritte im Bunde der Jungen, Edmund Bruns, 25, wird voraussichtlich für Jürgen Lange in die Stadtvertretung nachrücken.

„Ich trete in große Fußstapfen, die Jürgen Lange und und sein Vorgänger Johannes Paustenbach hinterlassen“, sagt Nicolai Steinhau-Kühl. Sein Vorgänger ist aber optimistisch, dass der neue Fraktionschef sein Spitzenamt gut ausfüllen kann und wird. „Natürlich traue ich ihm das zu, sonst hätte ich seine Kandidatur ja nicht unterstützt“, sagt Lange, der sich zurückziehen will, solange er noch fit ist und nicht wegen Unfähigkeit aus dem Amt gedrängt wird. Der pensionierte Berufsschullehrer, der erst im Dezember für 50 Jahre Treue zur SPD ausgezeichnet worden war, möchte ohne Termindruck leben, Zeit haben zum Reisen und zum Lesen. Alle zwei Wochen Hauptausschuss und Ausschuss für Stadtentwicklung für Verkehr, dessen Vorsitzender Lange noch ist, dazu die wöchentliche Fraktionssitzung – die politischen Termine haben sein Leben dominiert.

Den Vorsitz im Fachausschuss und den Sitz im Hauptausschuss wird Steinhau-Kühl übernehmen, dafür seine Mitarbeit im Stadtwerkeausschuss beenden. „Drei bis vier Abende pro Woche werde ich der Politik widmen müssen und wollen“, sagt der Norderstedter, der, wie sein Vorgänger, die Politik in die Wiege gelegt bekam: Sein Eltern sind die ehemalige Stadtvertreterin und Bürgervorsteherin Elisabeth Kühl und Hans-Werner Kühl, noch vor seiner Frau in der Stadtvertretung und erster Vorsitzender des Umweltausschusses in Norderstedt, beide überzeugte Sozialdemokraten.

„Da ist einem die politische Richtung klar vorgegeben“, sagt der Sohn, der durchaus politische Erfahrung mitbringt, erst als Jungsozialist, dann zehn Jahre als bürgerliches Mitglied in der Fraktion. Seit der Wahl 2013 arbeitet Nicolai Steinhau-Kühl in der Stadtvertretung mit, seit fünf Jahren im Ortsvorstand. Warum engagiert er sich in der Kommunalpolitik? „Ich möchte die Stadt, in der ich lebe, mitgestalten. Und das kann ich nicht von Berlin aus, sondern hier in der Stadtvertretung und in den Fachausschüssen“, sagt der verheiratete Vater dreier Kinder. Konkret heißt das für ihn zum einen, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und die von den Politikern beschlossene Vorgabe, wonach bei Neubauten 30 Prozent Sozialwohnungen gebaut werden sollen, umzusetzen. „Und wir müssen runter von den Schulden“, sagt der Sozialdemokrat. Noch seien die Kreditzinsen niedrig, doch wenn die in einigen Jahren steigen, müsse die Stadt eine enorme Schuldenlast schultern. Da setzt der kommende SPD-Fraktionsvorsitzende auf die Haushaltsklausur, zu der sich die Politiker mit Norderstedts Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote Ende Januar treffen.

Da soll das Gerüst für den Doppelhaushalt 2016/2017 eingezogen werden. „Wir müssen sehen, ob und welche Ausgaben wir reduzieren, welche Leistungen wir unseren Bürgern künftig anbieten wollen – und wie wir die Einnahmen verbessern können“, sagt Steinhau-Kühl. Dabei setzt der Nachfolger von Lange, der als umgänglich gilt, auf Konsens. Ein gutes Beispiel dafür sei der Schulentwicklungsplan für die Stadt, um den die Parteien lange und schließlich erfolgreich gerungen haben.